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Zentral-Dombauverein <Köln> [Hrsg.]
Kölner Domblatt: amtliche Mittheilungen des Central-Dombau-Vereins — 1862 (Nr. 203-214)

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https://doi.org/10.11588/diglit.1812#0022
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beiteo, Pläve und Berechnuogen erhalten bleiben, und daß der Weg
vorgezeichnet ist, auf dein zum Tndziele fortgeschritten werden muß.

„Es galt aHo bloß die rasche Wahl einss Nachfolgers, von dem
ma» vsrauSfttzea>durfte, daß er diesen Weg im Geiste deS verstor-
tenen Meisters zu vcrfclgen im Staade sei und verfolgen werde.
.Die Fütsorge der Köuiglichen Regierung hat nicht gezögert, eine
Dahl zu ireffen, die ülle Lvmbau-Freunde befriedigt hat. Sie fiel
auf den langjährigen Gehülsen des Dombaumeisters, gewisserMaßen
seinen Schüler, den Baumeister Herrn Voigtel, der zum Königlichen
Landbaumeister ernaunt und dem zugleich die Stelle als Dsmbau-
meißer Ldertragen wurde. Wir degrüßen deu neuen Dombaumeister
heute in unserer Mitte, und es ist uns angenehm, ihm auszuiprechen,
wie wir mit Freuden seine Thätigkeit in den fortschreitcnden Strebe-
Spstemen am Langschiffe wahrnshmen. Auch hat die Einwvldung des
Langschiffes bcreiis degonnen, und der Dvmbaumeister hst am 27.
v. M. unter Zuziehuug des VorstandeS den Schlußstein in das erste
westliche Kreuzgewölbe des Langschiffes einfügen können.

„Wir nähern uns somit täglich mehr dcm Ztele derFertigstellung
d.r Äirche; dieses Ziel soll, so ver'üudet es der Meister, wena die
HÜlfs des Staates und der Bereiusgcnossen nicht zurückdleibt, im
Herbste des kommenden JahreS erreicht sein. Als Weihetag dieses sür
alle DomLau-Fr.unde erfrculichen Ereigoiffes haben wir den 75.
Ociober des nächsten Zahres ins Auge gefaßt» zugleich als Tag der
Erinnerung an den höchstseligcn König Protector, der, wie er als
Kronprinz durch seine Fürsprache den Dom vor h«em Berfalle'sterettet/
auch dcn Ruhm hat, als König dcn Gedanken des Vollendungsbaucs
verwirklicht und die Ausführung begonneu zu haben.

„Welch ein Erfolg der gemeiusamen Bestrebungen, wenn wir
uns zurufen werden: das Gotteshaus ist vollendet! wenn wir in daS-
selde einziehen und unS zum Dankgebet unter seinen Wölbungen
versammeln werden; weun wir die Größe scrner Haüen, nach allen
Seiten srei, ohne den störendeu Eindruck deS Nolhdaches und der
Mauer am Hochchore, ungehemmte» Blickes bewundcrn können, wenn
wir endlich frohbewegt eS veikünden können: ein Theil unserer Auf-
gabe ist gelös't — jetzt an die Thürme!

„Wahrlich, in dieser Nusficht liegt ein Sporn für die Vereins-
Genossen, alle Kräfte aufzubieten, daß jetzt die Mittel nicht fehlen.

„W:r find guten Mu hes! Befitzen wir doch aus den jüngsten
Tagen ein werihvolles Zeichcn der huldvollsten Theilnahme Jhrer
Majcstät unserer allvcrehrten Königin Auguste an unseren Bestredun-
gen um die Dombausache, wovon das letzte Domblatt Kunde gibt;
eine Widmung, die dem erhabenen Werke den forterbenden mächtigen
Schutz der Könige von Preußen voraussagt.

„Mit forterbender Treue und Anhänglichkeit an ihr Herrscherhaus
werden die Vereinsgenoffen unter diesem Schutze foitfahren. fich dem
Riesenbaue, den der erste Schirmherr aus religiösem Gefühle und
aus Liebe zur vaterländischen Kunst so warm gepffegt und so hcrrlich
gefcrdert hat, unter dem durch Se. Majestät den regierenden König
aüergnädigst übernommencn und fortgesetzten Protcctorate über den
Central-Domban-Lerein zu widmen und gemeiiffchaftlich mit ihrem
Könige den kölner Dom der Vollendung entgegenzuführen.

„Der Rückblick in die Bergangenheit gewährt die Teruhigrrng,
daß der Dom opferwillige und bcständige Freunde besitzt. Fürsten,
Corporationen, Bürger, die studirende Jugend haben gewetteifcrt;
reiche Spenden, kleine Ersparriisse, Schenkungen und Vermächtnisse
sind dem Vereine zugefloffen Was mittelalterlichs Gewerbthätigkeit
nicht leisten konnte, die mvderne Jndustrie hat eS dem Dome aus der
Fülle ihrer Mittel gewährt. Die Betheiligung ist im Großeu und
Ganzen eine allgemeine und nachhaltige gewesen; wir schulden dafür
allen B.reinsaenvffen den aufrichtigsten Dank.

„Unsere Hoffnung ist bcrechtigt, d^ß auch die Zukunft des Domes
der Mithülfe, durch die er bisher so öberraschend fortgeschritten ist,
nicht entbehren wird. Stehen wir einig zusammen uud bauen wir
vorwäits.

„Mit Gottes gnädigem Beistande und unter dem Schutze der
Hohenzollern wird der Prachtbau vollendet!"

Hierauf wird von Seiten des Secretärödes Vorstandes Herrnv. Vosen
der nachfolgende Rechenschaftsbericht Lber die Lage deS Domdau-Vereins
seit der letzten Wahl-Versammlung erstattet.

Rechenschnftsbericht

für daS VereinSjahr 1861 in 1862.

Wenn wir das ganze Ergcbniß des abgclaufenen Vereinsjahres uns
heute vor Augen stellen, so sind die Erwartungen, zu denen wir bei der
letzten General-Vcrsammlung durch die Laae der Zeitumstände berechtigt
waren, jedenfalls übertroffen worden. Es ist bcm gewöhnlichen Laufs der
Dinge entsprechend, daß Zeit und Gewohnheit bei allen der Opfer bednr-
fende» Anternehmungcn den Eifer der ersten Begeisterung abschwächen.
Aehnlichem Einfluffe kann auch der Dombau-Berein nicht entgehen, zumal
wenn wir bedenken, daß er fich bereits bis ins dritte Decennium lebens-
kräftig und rüstig erhalten hat. Neue Jnteressen treten mit den bestehenden
in Concurrenz und nehmen die Theilnahme lebhafter ia Anspruch, während
zugleich der allmähliche Wechscl der Personen fich fühlbar macht- Gesteigerte
Theuerung und eingetrctener Druck in manchen Gebieten der Erwerbsthätig-
keit laffen vielfach die frühere Begeisterung für ern Unternehmen von so hoch
idcsver Art im großen Publicum zurücktreten. Nur cchte und warme Frcunde
Ler Sache bleiben solchen Einflüffen unzugänglich. Jn der That muß die
Zahl solchcr echt'n und warmen Freunde beim Dombao-Vereine eine unge-
wöhnlich große sein, da wir die Folgen des Zeitverlaufes im Ganzen so
wenig empfinden. Es wäre tndcffen undankbar und blind, wenn man den so
klar hervortretenden Grund verkennen wollte, durch welchen thatsächlich das
Gesammtergebniß unserrr Vereinsthätigkeit vor den Folgen jenes natür-
lichen Herobsinke.is bewahrt wird.

Dte V rtreter der großen industriellen Fortschritte unserer Zeit haben
in rühmlicher Weise auch jene ideelle Aufgabe unsereS so thätigen Zeit-

alters, welche im Dombaue liegt, mit warmem Jnteresse zu Herzen genom-
men und den erwähnten Ausfall in entsprechcnder Freigebigkeit zu decken
fich beeifert. Das hat thatsächlich geholfen. Erreichen ja för das abgeflosseue
Vereinsjahr die Beiträge, welche die verschiedsnen Acticn-Tesellschaften und
deren Directoren unserer Berriuscaffs zuffießen ließen, ungefährdie Summe
von 17000 Thalern, von welch.n allein auf die Köln-Mindcner Eisenbahn-
Gesellschaft, inclufive eines perMnlichen Geschenkes der Herren Directoren
im Bctrage von 3000 Thalern, die^umme von zehntausend Tbalern
kommt. Der Vcrein sieht fich außer Stande, diese edle Freigebigkeit in an-
derer Weise zu entgelten und kann fich nur auf diese vffentliche Berkündt-
gung einer so rühmlichen und warmen Theilnahme jener Bertreter der ma-
teriellen Jntereffen der Zeit für eine hohe ideelle Aufgabe beim Ausdrucke
jener Dankbarkeit beschränken.

Gegenüber diesem schvnen Beispiele von warmer und ausdauernber
Theilnahme für den Dombau kann man den schmerzlichen Eindruck nicht
stillschweigend verhehlen, den das Erschlaffen mancher früher eifrigen Theil-
nehmer und das Verfiechen einzelner früher recht ergiebiger Einnacmequellcn
bei der Ueberficht der Vereinsthätigkeit hervorbringt. Möchten doch recht
Viel« zu ihrem slten Eifer zurückkehren und beim prachivolleu Anblicke der
nun vor uns stehenden Ersolge der BercinSihätigkeit am großen Bauwerke
neue Begeisterung für 'die Wiederaufnahme ihrer Thätigkeit gewinneu! Wenn
wir auch nichl hier im Etnzelnen die Puncte angeben, die uns als die be-
klagenswerthen erscheinen, so weiß ja Jeder es sich selbst zu sagen, den diese
Mabnung an früheren Eifer treffen muß.

D!e äußere Geschi'chte des VereinS ha! leider wie im vorigen Jahre
vorherrschend trsurige Ereigniffe zu vcrzeichnen. Richt lange nach Beginn
des mik der vorigen Genersl-Versammlung angesangenen Geschäftsjahres
fchreckte uns dre Nachricht von dem f-evelhaften Attentate anf das Leben
Sr. Majestät unseres Königs, des hohen Protectors uuseres Vercins. Der
Vorstand beeilte fich, im Namcn des Vereins die ehrfurchisvollen Glückwunsche
für die glückliche Retiung Sr. Majestät auszusprechen und veröffentlichte
sein betreffendes Tlückwuuschschreiben im Domblatte Nr. 198. Wir erneuern
heute den Dank, den wir dem Himmel bei dresem Lulaffe aussprachen:
Gott erhalte und schütze unseren König-Protecter l

Bereits bei der vorigen General-Versammlung erregte eS eine bange
Ahnung, daß der Meister des großen Bauwerkes, durch Krankheit verhin-
hert, seinen schönen Bauiericht nicht mehr persönlich vortragen konnte. Die
Fügung des Allmächtigen hat bald darauf dem so eifrigcn und glücklichen
Wirken diescs ausgezeichueten Mannes ein Ziel gesetzt. Am 22. Septewber
1861 hatten alle Zreunde dcS Dombaucs Zwirner's zu frühen Tod zu be-
trauern. Sein Name wird in unvergäuglicher Ehre bleiben, denn fast zwei
Drittel des jetzt dastehenden Domcs sind sei'n Werk, und einstens, wenn die
letzts Thurmspitze vollenbet ist, muß noch immer die Hälfte des ganzen
Wunderbaues als seine unmittelbars Schöpfung gelten, abgesehen von jenen
Berdiensten, die er um das Anbahnen aller Wege der Fortsetzung fich für
die ganze Zukunft des Banes erworben hat.

Jnzwischen wuide dieser Veilust für den Fortgang des Baues dadurch
gemildert, daß der kundige und erfahrene Gehülfe des hingegangenen Mei-
sters sofort deffen Stelle einnahm, wo er nach fiebenjähriger Mitthätigk it
alle Wege für die Fortsührung des großen Werkcs kenncn gclcrnt hatts.
Wie bereits im Domblatts Nr. 199 und Nr. 203 bekannt gemacht worden
ist, wurde die Leitung des Dombaues dem Herrn Baumeister Voigtel über-
tragen, dessen Thätigkeit seitdem bereits in erheblichen Fortschritten des
Baues dem Publicum vor Augen steht.

Ferner verlor der Vorstand eines seiner thätigsten und eifrigsten Mrt-
gliedsr. Herr Kaufmann Heinrich Scheper fiarb im Februar dieses Jabres,
nachdem er seit dem Jshre 1848 dem Vorstande angehdrt hatte. Segen
seinem Andenken und Ehre seinem allbekannten und vor keiner Beschwerde
zurückschreckenden Enthufiasmus für die Dombau-Angclegcnhett!

Gcgen Ende des Vereinsjabres erfreute ein Geschenk Jhrer Majestät
unserer verehrten Äönigin Auguste den Berein als besondercn Deweis der
lebhasten Thcilnahme, welcher die Dombausache fortwährend in den ALer-
höchüen Kreisen fich erfreut. Das Geschenk besteht in dreihundcrt Eremplaren
eines unt r Leitung deS Profeffors Scheuren entworfenen Gedenkdlattes,
deffen Jnhalt eine Ueberficht der Geschichte des DomeS enthält, reich decorirt
in xolpckromirten Verzieruncen. Die Einzelheiten dieses geschmackvollen
Kunstwerkes sind herei'tS im lctzten Domblatte Nr. 207 näher beschriebe».
Abgesehen von dcm erheblichen materiellen W-rthe dieser Gabe liegt in ihr
für den Verein ein nmeS Gedenkzeichen für die ungeschwächte Begiisterung,
welche in den Herzen onserer Königl'chen Familie für die Dombausache lebt,
und eine erfreuen.de Nufmunterung zu neuen allseitigen Anstrengungen und
Opfern.

Am Schluffe des Vereinsjahres hatte der ncue Doiribaumeister bereits
mit der Einwölbung des hohen Langschiffcs begonnen, und deiselbe führte
nach der letzten Vorstauds-SItzung am 27. Mai die Mitglieder des Vor-
standes auf den Dom binauf, damit in ihrer Geaenwart der crste Gewölbe-
schlußstein in die eiste Vierung am westlichen Ende dcs Schiffts eingesetzt
werde. Diese stille Feierlichkeit erregte in den Anw senden das frohe Ge-
fühl, nun das große Ziel der Vollendung des Baues bercits so nahe vor
Augen zu haben, wie man es vor wenigen Jahr n zu hoffcn för fabelhaft
angesehcn hätte. Jeder sagt sich im Herzeo: Mit der Ausdsuer, die so Bie-
les errang, soll auch das Erriugen des vollen Zi ls crstrebt werben, wozu
Gott seinen Segen dem Werke «ud dem neuen Meister gnädig verleihen
wolle.

Wenden wir unS nun nach diesen Bemerkungen über die Geschichte des
BereinS zur Aufstellung der Rechenschaft über seine Einnahmen:

Collecte« i« de» Pfarrbezirken.

Für das Vereinsjahr 1861 haben die Einsammluagen der gewöhnlichen
Jahresbeiträge in den Pfarrbezirken von Köln und Deutz bi's jctzt 68tö Thlr.
14 Sgr. S Pf. aufgedracht, ein Ertrag, welcher dem vorigjährigcn Resultate
beinahe gleichkommt.

Außerdem baben von den in Köln bestehcnden Nehen-Bereinen der ge-
sellige Dombau-Verein 13 Thlr. und der brüderliche Dombau-Berei» 6 Thlk.
an^Beiträgen geliefert.
 
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