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Zentral-Dombauverein <Köln> [Hrsg.]
Kölner Domblatt: amtliche Mittheilungen des Central-Dombau-Vereins — 1862 (Nr. 203-214)

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https://doi.org/10.11588/diglit.1812#0021
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herausgegeberr vom Vorstan-e.

Nr. LO8. Kölrr, Sonntag 6. Juli . 1862.

Das „Kölner Dom!-latt" erscheint monatlich. Der Pränumerations-Preis, deffen Brutto-Ertrag der Domdau-Bereins-Casse zufließt, beträgt hier
wie auswärts (bei allen kgl. preuß. Post-Anstalten) 10 Sgr. für den Jahrgang. — Alle Zuschriftcn an den Tentral-Berein werden offen oder unter
Kreuzband mit der Rubrik: „Allgemeine Angelegenheiten des Dombau-Bereins zu Köln", so wie Geldsendungen mit der Bezeichnung: „Geldbeiträge
für den Dombau zu Köln", erbeten.

Amtliche Mittheilungen.

Protocoll

d e r

Wahl-Versammlnng des Central-Dombau-Vereins
zu Köln,

abgchalten am Tiustag de« 3. Juni 1862, Vormittags 10 Uhr,
im kleineu Gürzenichsaale.

Anweseud von Seiten des Borstandes die Herren: Esser II., Präsident;
»on Wittgenstein, v. Vosen, Braubach, Kreuser, Gaul, Haanen,
Merlo, Pütz, Chr. Herriger, Verhage», v. Haass I., Esser II. gun.,
Böcker, Boigtel, Sepdlitz, DuMont ssn., Pephs, Aldenhoven,
Breuer, DuMont iun., Bartman; Meuser, Protocollführer.

Entschuldigt die Serren: F. Heuser, A. Heimann, v. A.Reichens-
perger, v. Vill, Franck, Haugh, Michels, Berghaus, v. Ammon,
Neven, E. Oppenheim, Grvsman, Roggen.

Ferner anwesend von Seiten der Hülfs-Bereine als Vorstands-Mitglieder
und Deputirte die Herren: Stadtrenimeister Stadler aus Neuß, Kreis-
Secretär Müller aus Siegburg, Pfarrer Schmitz aus Merkenich, Kauf-
mann Wolsf aus Rodenkirchen, ^Sfarrer Cramer aus Beggendorf, La-
vonicus Prisac aus Aachen, Burgermeister Klein anS Her'sel, Pfarrer
Jansen aus Burg, Friedensrichter Meulenbergh, Gutsbesitzer Dorff,
Bürgermeister Nosl aus Dormagen, Ltuck. Wagner und Lkrä. Loerper
aus Bonn, Pfarrer und Special-Commiffar Horn auS Eschweiler, Psarrer
Klinkenberg aus Frauwillesheim, Lehrer Bechte aus Heumar, FriedenS-
richter Fischbach auS BenSberg.

Der Präsident eröffnet die Versammlung mit folgsnder Ansprache
a» die V-reinsgenoffen:

„Werthe Vereinsgenoffenl

„Zwei Dccennien der wieder begonnenen Bauthätigkeit an un-
serem Dome sind nächst verfloffen, in Lhnen haben sich die Hoffnungen
reich erfüllt, die bei der Bildung des Central-Dombau-Vereins an
dcffen Wirksamkeit geknüpst wurden. Deßwcgen erneuert Jhneu der
Voistand den Wiükommengruß, mtt dem er Sie in dcn jährlich regel-
mäßig wiederkehrende« Wahl-Bersammlungen zu empfangen gewohnt
ist, deute um so inniger und freudiger. Mit aufrichtiger Genugthuung
müffen wir die Bestandigkeit der Dombau-Freunde, dieses treue Fest-
halten an der Erreichung deS einen herrlichen Zieles, der Vollendung
des Domes, diesen ununterbrocheven Opferwillen während eincr so
geraume» Zeit anerkennen, wovon die Fortschritte und Erfolge, wie
sie fich an dem erhabensn Werke gegenwärtig darstcllen, ein unver-
gängliches Zeugniß ablegen.

„Was vor 2l Zahren suszusprechen als öbertriebene Schwärmerei
ausgelegt vder als die Hoffnung eines Sanguinikers belächelt worden
sein würde, der Gedanke an den ferttgen Dom, so nach außen wie
im Jnnern, mit AuSschluß der Thürme, ist heute schon beinahs zur
Wirklichk>it geworden, und Sie dürfen es dem Zweifler verkänden,
sr wird schon im Herbste des nächsten Jahres eine vollendete That-
sache sein!

„Mit wie großer Freude wir auch dieses Resultat der gemein-
samen Anstrengungen begrüßen, es muß dieselbe getrübt werden durch
die Erinnerung an die Männer, welche mit dem F-uer ihres Geistes
die Begeisterung für das erhabene Werk enlzündeten und schllrten,
mit der reiusten Hingebung und Liebe fich demselben widmeten, neueS
Lebe» hineinpflanzten, selbst aber, weil Gott es so gefügt dat, von
dem Werke ahberufen wurden, ehe und bevor der große Schlußact
der ueuen Bauperi'ode, den vorzugsweise ihr Wirken vorbereitet und
nahegerückt hat, die Vollendung des Gotteshauses gefeiert werden
konnte, unter dessen hochgewölbten Halleu die Dombau-Zreuade schon
im nächsten Jahre fich zum Dankgebete versammeln werden.

„Noch war der Schmerz über den Berlust dcs höchstseligen Königs
Protectors nicht verstummt — das Andenken an König Friedrich Wil-
helm IV. kan» in den Herzen der Dombau-Freunde nie erlöschen —da
traf wie ein neuer Wetterschlag dcn Dombau-Vsrein die Kunde von
dem Heimgange des Dombaumeisters.

„Awirner, dem Sie die Anerkennuug sei'ner Leistungen und Ver»
dienste um den Dombau so oft im Jubelgruße ausgedrückt haben, dem
Sie noch in der vorigjährigen General-Versanimlung den Dank für
seine umfichtige und ausdauernde Leitung des Domdaues aufrichtig
und sreudig entgegentrugen, ist am 22. September vorigen Jahres
gestorben. Er hat seine Lebenskrast dem Dome geopfert.

„Bon dem Momente an, wo cr zur Leitung der Reflauratiöns-
Arbeiten nsch unter der Regierung Friedrich Wilhelm's III. berufsn
wurde, hatte fich der Gedanke des Ausbaues seiner Seele bemäch-
tigt; wir wiffen, wro er denselben gepflegt, wie daraus die Pläne
und Voranschläge sür den Vollendungsbau enistanden sind. Sein tech-
nisches Urthetl uber die Möglichkeit der Dolleudung ist damals schon
von dem späteren Königli'chen Protector nüt Wärme aufgenommen
und gewürdigt worden, und es ist gewiß uicht das geringste Verdienst
Zwirner's, daß er dadurch bie Jdee eines kunstsinni'gen Fürsten, den
deutschen Dom auszubauen, belebte und dem herrlichen Bau enkmale
den mächtigen Schutz anbahnte, mit und unier welchem so staünen-
erregende Erfolgc errungen worden sind.

„Wie Zwirner seit der Constitmrung des Vereins und dem ewig
denkwürdigen Tage, au welchem sLr höchstselige König Protector den
Grundstein zum Fortbau am Südportale gelegt haben, gewirkt, mit
wclcher einfichtsvollen Gewiffenhafitgkeit er den Bau förtgeführt, waS
AllcS er geschaffeu, die beredteste Schildcrung müßte hinter dcm. wie
der Lom dicS ausdrückt, zurückstehen. Aus allen Theilen spricht der
waltende Geist des verftorbenen Meisters; dsr Geist, welcher fich sort-
pflauzt und seine Früchte zeigt in dcr Bauhütte, die zu einer wahren
Kunstschule für Teutschland herangeiildet 'ist, der Geist eines edlen,
für seine Wiffcnschaft u»d Kunst glühenden Mannes.

„Jn der Geschlchte des kölner Dombaues wird der Name Zwir-
ner's glanzen und scin Andenken wird uns, dsr, Zeugen seiner THL-
ttgkeit, es wird der Laterstadt unvergeßlich bleiben.

„Neb.n dem großen Verluste, den der Dombau-Verein durch den
zu frühen Hlntritt des DombaumeisterS im vorigen Jahre erlitten
hat, beklagen wir auch dsn Todesfall elnes regen Dombau-FreundcS
und langjährigcn Mitgliedes unseres Vorflandes, des Kauf annes
Herrn L-cheper, der, unermüdlich in seinen Bestrebunzcn, die Dombau-
sache zu sördern, durch manche praktische Vorschläge dcrselben nützlich
gewesen ist. Ehre auch seinem Andenken!

„Als die Tramrkunde, daß der gefeicrte Meister geschieden sei,
sich verbreitete, trat zu dem schmerzlichen Mitgefühle der Dombau-
Freunde tm ersien Augenblicke die aogstliche Besorgn ß, daß das ftr-
nere Gcdeihen des großen Werkes gefährdet sein könne. Eio ruhiges
Nachdenken mußte aber die bernhigende Ueberzeugung gewähreo, daß
dcr Zukunft des Dombaucs die Studien dcs Meisters, setne Borar-
 
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