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DIE SYRAKUSANISCIIKX HEILIGTÜMER

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tempel in Rom gedeckt war]. Auch die Weihung an die '>«»
navres JGSe I 2 wird von der Agora stammen.

An die Agora darf man ferner bei der Kolossalstatue des
Zeus Elentherios und dem dazugehörigen Altare denken, die
der Demos nach dem Sturz des Thrasybulos bei Einrichtung
der Eleutheria (vergl. Herodot XI 07. Aristot. Pol V 12)
stiftete (Diodor XI 72. Schol. Plat, Bryx. 392 a. Hesych.);
lorbeerbekränzt ist der Gott auf den späteren .Münzen von
Syrakus dargestellt (vergl. Overbeck Kunstmyth. S. 162, 218),
wie auch der jugendliche ebenfalls mit Lorbeer bekränzte Kopf
des Zeus Hellanios (Overbeck 196) und sein Adler mit dem Blitz.
Der gewiss nicht mit dem Olympieion vor der Stadt identische
Tempel des Zeus Urios oder lupiter Imperator, dessen Cultbild
Verres raubte (Cic. IV 57, 128f, Overbeck 219ff. Holm LH n. 499),
wäre ehei'in der Nähe der Küste, etwa beim Emporion von Achra-
dina zu erwarten als auf der Agora (vergl. den Zeus Soter im
Piraeeus Pausan. 11, 3. Wachsmuth, Die Stadt Athen II 141 ff.);
dort wird man auch das nach dem Schwur IGSel 7 und nach
den Münzen Hierons IL vorauszusetzende Heiligtum des Poseidon
suchen. Dagegen hat an der Agora dem Zeus Olympios
Jiieron IL ein templum egregium gebaut und damit wohl den sonst
draufsen vor der Stadt localisierten Cult dieses Gottes in die Stadt
verlegt und das alte Heiligtum der Verwahrlosung überlassen
(Diodor XVI 83. Cic, Verr. IV 53, 119. Liv. XXIV 21; auch
die Nennung des mittelsten Theatercuneus nach dem Zeus
Olympios beruht wohl auf diesem Cult). Hieron hängte in dem
neuen Olympieion die gallischen und illyrischen Trophäen
auf, die ihm die Römer geschenkt hatten ein Schmuck,

dessen das Heiligtum schon wenige Jahre später wieder be-
raubt wurde.

Eine Zierde der Agora mag der Helios auf goldener
Quadriga gewesen sein, der von dem Künstler Eetion gearbeitet
war (Phlegon, Mirab. p. 129 Westerm. vergl. die Münze Holm.
III 707 n. 5591, und endlich gehört von den Göttern Hermes
auf den Marktplatz, dessen mit einem Agon von Knaben gefei-
erte Hermaia überliefert werden (Schol. Plat. Lys. p. 319).

Zu einer prächtigen Anlage war das Heroon des Timoleon,
auf der Agora wie das Grab eines Ktistes gelegen, mit der
Zeit geworden (an Arehias denkt man bei einem behelmten
Kopf auf der Münze Holm a. a. 0. n. 321 und heroische Ehren
genoss der hei Diodor IV 23 genannte und auf den Münzen
vom Ende des 5. Jahrhunderts dargestellte Leukaspis). Man
hatte es durch die Erbauung von Hallen und Uebungsplätzen
ni ein Oymnasion der vsoi. Timoleonteion mit Namen, verwandelt,
und da man nicht nur hippische und gymnische, sondern auch
musisch,. Agone feierte, wird auch ein Odeion dabei gewesen
s<'in (Plut. TimoL 39). Als Waffenplatz war es einmal von
Agathokles benutzt worden (Diodor XIX 9). Sein Haus, das
gewiss in Achradina lag, hatte Timoleon dem Agathos oder
Hieros Daimon geweiht (vergl. die wahrscheinlich ebenfalls dem
Agathos Daimon gesetzte Inschrift IG Sei p. 685 n. 5 a); es
enthielt einen Altar der Automat ia (Plut. TimoL 3(5: d. s. ips.
fouet. iL Com. Nep. TimoL 4).

Achradina ist endlich als Ort der folgenden Heiligtümer
zu vermuten:

Das des Asklepios, das eine Statue des Gottes mit goldenem
Bart, eine goldene Trapeza und andere Anatheme enthielt.
wird in den Anekdoten über Dionysios Plünderungen erwähnt
(Polyän V 2, 19. Cicero De na/, deor. III 34, 83 = Valer. Max. I I
ext. 3. Athenaios 093 d. Lactant. ins/. II 4. L9, vergl. Pauly-

Wissowa, Realencycl. II 1676); aus seinem Tempel raubte
Veiics (Cic. IV 57, 128) eine Statue des in Syrakus hoch ver-
ehrten Paean, vermutlich des Apollon Paian, der als Vater des
Asklepios galt [vergl. Kjellberg, Asklepios, in den Sprakvell.
Sällsk. Förhandlingar, Upsala 1894 - 97, 10, 3]. Die im Museum
befindliche Statue, zusammen mit der schon genannten Aphro-
dite gefunden, ist zur topographischen Bestimmung des Tempels
nicht zu verwenden (Reinach. Repertoire de Ia statu&ire II 35. 1.
Des Asklepios Kopf auf den Münzen Hohn n. 561).

Auf den Dioskurencult lassen die Münzen Holm n. 504
schliefsen, auf den der Kybele die CIL X 7120 erwähnte
Efceliefaedicula der Göttin. Die Dea Syria wurde nach fGSel §
verehrt und einen Serapis-Tempel, der wohl heim Emporion
stand, bezeugt Cic. Verr. II 56, 160, was durch die Grabinschrift
eines scoparius rt-coxögoci der Isis CIL X 7129 und durch Mi'inz-
darstellungen dieser beiden Gottheiten (Holm n. 545. 550. 551
vgl. 559 und Drexler bei Röscher, Lex. d. Mythol. II 396) be-
stätigt wird.

Der nördlich von Achradina gelegene, heute last ganz
ruinenlose Stadtteil TYCHA soll nach Cicero Verr. IV 119 mehrere
Tempel und einstmals auch ein altes Famun der Tyche gehabt
haben, wovon er eben benannt worden wäre — eine sonderbare,
vielleicht von Holm zu eifrig in Schutz genommene Nach-
richt (vergl. Freeman II 506). Auf Münzen erscheint die Tyche
von Syrakus erst spät.

Das grofse Gymnasium, das sich aufserdem in Tycha be-
fand, wird griechischer Sitte gemäfs mit dem Herakleion in
Zusammenhang gestanden haben, das sich in der Nähe des
athenischen Lagers auf Epipolae befand und daher den Syra-
kusanern eine Zeitlang unzugänglich war (Thuc. VII 73. Plut.
Nie. 24). Dass Herakles angesehen war, lehrt der Umstand,
dass man den 7. Cuneus des Theaters nach ihm (' Hqckk/.J,:
■/.oaTtQÖifQW)') benannt hat. und auf den Münzen wird er seit dem
5. Jahrhundert häufig dargestellt.

Was endlich den jüngsten Teil der einstmals so ausge-
dehnten Stadt, MiAPOLIS. betrifft, so ist von dem Apollon
Temenites an der oben citierten Stelle die Rede gewesen. Leu
»reisen Altar des ILieron unterhalb des Theaters hat ein gutes
Glück so weit bewahrt, dass die wesentlichen Teile des Grund-
risses wieder hergestellt werden können. In der Nähe des
Theaters wird auch der Tempel des Dionysos anzusetzen sein,
worin man neben dem llauptgottc Aristaios, den Erfinder des
Oeles, verehrte: Verres hatte dessen Statue (Cicero IV 57, 128)
entfernt, und hier wird auch die von den Syrakusänern dem
Dionvsos geweihte Statue des Kpieharin gestanden haben, auf
die Theokrit ein Epigramm gemacht hatte (NYTL = Anth. Pal.
IX ()(>(>'. Irgend ein Amt im Dionysoscult versahen die Jiovv-
GKföqoi (Hesych.) und ein Koinon (\^v Dionysischen Künstler,
das auch ein Museion hatte, pflegte in späterer Zeit die Kunst
des Gottes IG Se I 12. 13.

Schon aufserhalb des Gebietes der ursprünglichen Stadt
gelangen wir bei dem rt/iero? rmv QfCfiocpoQwv. Der Cult der
Göttinnen Demeter und Kora war bekanntlich in ganz Sicilien
sein' bedeutend. Die Insel galt als diesen beiden geweiht (Cic.
Verr. IV 48. 10b. s,hol. Pind. Nem. I 3. Schol. Theoer. XV 14)
und von Thcocrit XVI 84 wird das piya äorv nag* vdaoi ^ixn/itXflac
vergl. Thuc. VII 83) als Anteil dieser beiden Göttinnen be-
zeichnet. Nach der sicilischen Sage war Pluto bei Syrakus mit
der Kora, die er geraubt hatte, in den Hades hinabgefahren
und hatte an der Stelle die grofse Quelle Kyane entspringen

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