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DER HKRATKMPEL AUF DEM LACINTSCHEX VORGEBIRGE

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werden dürfen. Denn diese weisen allen stilistischen Anzeichen
nach in das 5. Jahrhundert v. Chr., während sonst nach der
Art der Canalendigung an der Säule, nach dem Ringband am
Echinus, nach dem einreihigen und zweischichtigen Epistyl die

Bauweise den Tavole Paladine sein1 nahe steht und archaisch
ist. Wenn der Terracottenschmuck von einer Erneuerung stammt,
bietet uns vielleicht das oben angeführte altertümliche Eier-
stabkyma eine Probe des Stiles der ursprünglichen Verkleidungen.

DER HERATEMPEL
AUF DEM LACINISCHEN VORGEBIRGE

TAFEL 6.

Im Besitz von Kroton, einer anderen achaeischen Colonie an
der Ostküste Italiens, und bei den Italioten sehr angesehen,
war das Lakinion, d. i. das durch seinen Reichtum be-
nannte Heiligtum der Hera auf dem Lacinischen Vorgebirge süd-
lich von Kroton, heute Capo delle colonne oder Capo dt Xan ge-
nannt (von der griechischen durch das Itinerarium maritimum be-
zeugten Bezeichnung des Tempels Naus). Es liegt weit ab
von Cotrone, der heutigen Stadt; um es zu erreichen (in etwa
2'/] Stunden), folgt man anfangs der breiten Strafse, die zum
Friedhof führt, geht dann immer mit dem Blick auf den
Leuchtturm des Vorgebirges am Meeresstrande weiter und er-
klimmt endlieh über lehmige Strandhügel das Plateau, wo von
dem Tempel einsam, aber eindrucksvoll hart über dem Meeres-
ufer nur noch eine einzige Saide emporragt (gut abgebildet
bei Nöhring, Ans dem classischen Süden Taf. 58 und 59). Die
Tempelarea, die einst voller Anatheme gewesen sein mnss
(wenigstens ein der Hera Laänia gestifteter Altar ist hier ge-
funden worden. CIL X 106), wird in grofsem Oblongum von
einer späten, starken Peribolosmauer umschlossen, die aus
Grussmauerwerk besteht und unten mit Quadern, oben mit opus
reticulatum verkleidet ist. Auch ein Hain mit vielen Bäumen
und grofsen der Göttin gehörigen Herden soll bei dem Heilig-
tum gelegen haben (Livius XXIV 3).

Historische Nachrichten über die Erbauung des Tempels,
einer Schöpfung des 5. Jahrhunderts und daher bereits in den
all gern ein griechischen Formen des dorischen Stiles, besitzen
wir nicht. Zu Anfang des 16. Jahrhunderts sollen seine
48 Säulen — wohl keine zuverlässige Zahl — noch sämtlich
aufrecht gestanden haben; dann hat man ihn angeblich für
den Bischofspalast in Cotrone abgetragen, so dass in der Mitte
des 17. Jahrhunderts nur noch 2 Säulen, eine erst damals um-
gefallene (jetzt ganz verschwundene) und die noch stehende
vorhanden waren (Fr. Lenormant, La Grande Grece2 TT 216 ff.).
Auch diese wird kaum lange stehen bleiben.

Mit dem Spaten ist die auf dem Terrain des Barone Ber-
hngieri gelegene Ruine erst in der Zeit vom December 1886 bis
zum Januar 1887 durch eine Ausgrabung untersucht worden,
die Joseph Th. Clarke und Dr. A. Emerson für das ameri-
canische archäologische Institut unternahmen, deren Fortsetzung
und Beendigung jedoch die italienische Regierung untersagte.
Damit hängt es wohl zusammen, dass noch nicht alles aufge-

klärt ist, was aufzuklären war, und dass es nur bis zu einem
Durchwühlen des Terrains gekommen ist, daher jetzt überall
der Schutt in ungleichmäfsigen Hügeln aufliegt und die Ueber-
sicht wie das Messen erschwert. Leider ist bisher auch keine
ausführliche Darstellung der Funde und Beobachtungen, die
die Americaner gemacht hatten, erschienen; es steht darüber
nur ein kurzer Bericht in dem Eight annual report (oj the)
American Institute of Archaeology 1886 87, Cambridge 1887,
42—46 (ein Auszug daraus im . Imeriean Journal of Archaeol.
III 1887, 181 f.). Was von dem Heiligtum nach Cotrone in
Privatbesitz gelangt ist, hat kürzlich F. v. Purin in den Notizie
degli seavi 1897, 343 ff. beschrieben.

Die erhaltene Säule steht auf ihrem Stylobatblock, der an
den drei Anschlussflächen breitrandige, dreiseitige, wenig aber
energisch vertiefte Anathyrose hat. Die Ostseite ist die glatte
Aufsenseite. An der Süd- und Westseite sitzt unten je eine
Wuchtekehle.

Unter dem Stylobatblock liegt zunächst etwa in gleicher
Breite ein Fundamentrest von 3 Schichten, darunter dann ein
compactes Gesamtfundament, das innen noch 4 Schichten.
aufsen, also nach Osten zu den Abhang hinab, mehr als
6 Schichten hoch ist. Es sind Läufer- und Binderschichten
aus feinem Muschelkalk-
stein, im einzelnen je-
doch sehr unregelmäfsig
gefugt.

Von den Stufen liegt
nur noch ein Block der
Oberstufe an Ort und
Stelle. Er ist an allen
3 Seiten gebrochen, da-
her die Lage der Stofs-
fuge nicht auszumachen;
sie lag aber jedenfalls
nicht, wie man erwai'ten
sollte, unter der Säulen-'%
axe. Die Breite der
Unterstufe wird auf dem
Stereobatblock durch
die Verwitterungskante

bezeichnet; dieser hat Abb. 39. Die Ruine des Lakinion.

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