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DHU TEMPEL l) UND SEIN ALTAI!

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beiden unteren Schichten je uns 2 Läuferreihen mit Binderver-
brämung.

[m Westen stöi'st der Stufenbau an die in der Richtung
eiii wenig abweichende Peribolosmauer (Abb. 82. 83). Von
dieser sind unten zunächst 2 Reihen Läufer sichtbar, dann eine
tiefer eingreifende Binderschicht, dann wieder 2 Läuferreihen
und darüber eine Binderschicht als Basis für etwas zurück-
tretende mit Sockelstreifen versehene Orthostaten. Dar-
über hinaus ist nichts erhalten. Sämtliche Aufsenfiächen haben
Werkzoll, und eigentümlich lythmisch decorativ ist der
Saumschlag behandelt: bei der untersten einige alte
Quadern mit Stuck enthaltenden Schicht sitzt Saumschlag
liebst Fase oben, bei der
folgenden sind aber je 2 von
den mit Versatzbosse ver-
sehenen Bindern durch Band-
beschlag und Fase, die nur
oben fehlen, in Eins zusammen-
gezogen . bei der nächsten
(Läufer-) Schicht sitzt Saum-
schlag und Fase ringsum, bei
der Binderschicht darüber
wieder Bosse und Saumschlag
nebst Fase, die oben fehlen;
am Sockel streifen des Ortho-
staten: Werkzoll mit Saum-
schlag unten, ebenso an den
Orthostaten selbst, so dass
hier der Saumschlag wie ein
breiter, vertiefter Streifen
zwischen beiden Werkzoll-
schichten erscheint.

Durch diese Peribolos-
mauer wird die Westfront des
Tempels von der Strafse ge-
trennt, die um 2 Schichten
tiefer liegt als die unterste Tem-
pelstufe. Die Mauer ist nun so
angeordnet, dass die freistehen-
den vielleicht als Balustrade
dienenden Orthostaten auf der
Ebene der zweiten Stufe (von
oben) aufsitzen, mithin die
unteren Stufen der Westfront

und der Zwischenraum zwischen Tempel und Altar mit Blatten
im Niveau der Altarstufe ausgepflastert,

Das Pteronpflaster ist ein nicht fundamentiertes Reihen-
pflaster quer zum Tempel.

Die Cella steht auf einem ziemlich hochstufigen zweireihigen
Toichobat; darauf liegen (für die Orthostaten) zwei einreihige
Schichten im Werkzoll, deren untere unten den Saumschlag
zeigt. Von der einreihigen Wand selbst stehen im Westen
noch 2 Schichten, die untere ebenfalls mit Saumschlag.
Durch den Werkzoll sind besonders an den Ecken die
Leeren für den Kanon gezogen. Die Wand springt
aufsen ein wenig hinter der Orthostatenschicht zurück. Im

Osten, wo der Toichobat als
breite Stufe vorspringt, war
eine die ganze Front einneh-
mendeTreppe mit 4 Steigungen
angeordnet, indem vor den
Toichobat eine Binderschicht
mit eingeschnittener Stufe, für
welche ersterer z. T. stark ab-
gemeifselt wurde, und auf den
Toichobat eine jetzt ver-
schwundene Zwischenstufe ge-
legt war. Die untere der beiden
dem Orthostaten entsprechen-
den Schichten ist als Stylobat
für die Frontsäulen benutzt
und springt zusammen mit
Toichobat im Norden und

(lein

Süden abermals weit vor, um
den die Wandstirnen statt der
Anten abschlief'senden Säulen
Raum zu gewähren. Dieser
Stylobat ist zweireihig und

vielstenng



Abb. 81. Ein Eckjoch der Langseite von D. Reconstruction 1:75

ohne Fngencon-
cordanz mit den Säulen. Die
beiden Säulen an Stelle der
Anten, deren sudliche jetzt
fehlt, sind hinten glatt ab-
geschnitten und die Lang-
wände dagegengestofsen. Die
zuletzt an die Säulen ver-
setzten Quadern erkennt man
an den beiden Seilrinnen um

durch Füllquadern zwischen der obersten Binderschicht der Mauer
und der zweiten Stufe verdeckt waren. Auf diese Mauer und
ihre topographische Bedeutung hier näher einzugehen, ist nicht
unsere Sache; bemerkt sei nur, dass sie von einer Regulierung
des Strafsennetzes herrührt, der die grofse Nordsüd-Strafse, der
Oardo, angehört, und wobei diese z. T. tiefer gelegt wurde als
der Tempelperibolos; deshalb hatte man die Peribolosmauer im
Charakter einer Stützmauer gebaut.

Im Osten liegt vor der südlichen Hälfte des Tempels schräg
zu seiner Richtung die Ruine eines grofsen Altars (s. S. 110).
Dieser stand bereits, als die Stufen des Tempels gebaut wurden:
seine unterste Stufe lag um 2 bis 3 cm höher als die unterste
Tempelstufe. Deshalb ist nur die SO.-Eckplatte der untersten
Tempelstuf'e unmittelbar an den Altarbau vorgeschoben mit der
erforderlichen Ausgleichserhöhung, sonst aber die Binder dieser
Stufe in der verticalen Linie der höheren Stufe abgeschnitten

Stofs- und Lagerfuge (vergl. Abb. 85 unten rechts).

flinter den Säulen Liegt zunächst noch eine Blattenreihe
quer zum Tempel, die wahrscheinlich noch zum Frontmauer-
fundament gehört; im übrigen liegen die Quaderreihen im
Pflaster des Pronaos quer zur Front.

Die Thürwand ist wie bei C dicker als die Längswände,
zweireihig mit leise versatzter Längsfuge. Sic steht auf einem
vierreihigen Fundament, dessen (istliche Reihe last in ganzer
Breite als Pflaster frei liegt, während die westliche späterhin
durch das Cellapflaster verdeckt wurde. Die Schwelle, fehlt,
Sie hatte die Höhe der untersten Wandschicht, die beiderseits
vor der ersten Leibungsschicht etwas vorspringt. Die jetzt
sichtbaren Angellöcher vorn und innen stammen von dem
nachantiken Umbau. Der ursprüngliche Thürverschluss muss
innen gelegen haben. Es scheint, dass beim Bau ein aufsen
gelegener Thürverschluss beabsichtigt gewesen, aber schon beim
 
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