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DER TEMPEL IN GELA

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Säule die NW.-Säule des Tempels zu erkennen; aber um das
mit Sicherheit aussprechen zu dürfen, dazu genügt die kümmer-
liche Ruine doch nicht.

Die 20 Canäle der Trommeln sind tief, die Grate nirgends
scharf erhalten. Wenn die vorhandenen Blöcke zusammenge-
hören, so bestand der Schaft aus 5 Trommeln, deren Höhen
1.42, 1.23, 1.335, 1.53 und 1.25 zusammen mit dem ca. 91 cm
betragenden Capitell eine Höhe von ca. 7.G7 m ergeben. Der
untere Durchmesser beträgt nach den Canälen ca. 1.70, der
obere ca. 1.23, also der mittlere ca. 1.4G, die Säulenhöhe würde
demnach ö'Ai D botragen und die kräftige Verjüngung etwa

± r,, . Auf sämtlichen Trommeln sitzen oben und unten o'rofse

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kubische Empolienlager, deren eines einmal umgesetzt worden
war. In die stehende Trommel ist unten ein tiefes Loch hin-
eingehauen, vielleicht um an den Polos zu gelangen ; aber es
scheint, dass zwar in der Trommel, aber nicht im Stylobat
eine Vertiefung vorhanden war, sodass die Empolienlager vorher
auch als Axenlager beim Transport gedient haben könnten.

Die Canäle endigen am Capitell geradlinig, das Ringband
ist bis zur Unkenntlichkeit verrottet. Der Echinus, an dem
noch Stuckreste erhalten sind, ist steil und hoch, die Abacushöhe
ist nicht ganz sichtbar.

Rings um die Säule, ausgenommen die Nordseite, wo der

Weg vorüberführt, ist das Terrain nach Quadern durchwühlt.
Aber die Grabenzüge und die Ränder sind zu unregelmäfsig,
als dass man aus ihnen auf den Grnndriss des Tempels
schliefsen könnte.

Man muss sich daher begnügen, nach dem Capitell den
Tempel dem entwickelten Dorismus zuzurechnen; dann ist es
aber auch vollkommen sicher, dass an diesem Gebäude nicht
die geringsten Reminiscenzen an die alte Bauweise der Geloer,
wie sie an ihrem Schatzhause zu Olympia auftritt, zu er-
warten seien.

Die in dem Tempel verehrte Gottheit zu bestimmen, ist
ganz unmöglich. Als aufserhalb der Stadt stehend und daher
von den sie belagernden Karthagern im Jahre 405 v. Chr.
ohne weiteres geraubt wird von Diodor XIII 108 eine Kolossal-
statue des Apollon aus Erz erwähnt; Schubring (und mit ihm
Freeman I 349j setzt dazu auch einen Apollotempel voraus,
obwohl der nicht ausdrücklich bezeugt wird, und vermutet,
dass er weiter ab von der Stadt, auf dem westlich von Gela
gelegenen Hügel, heute Monte Longo, gestanden habe, während
unser vielleicht auch aufserhalb der Stadt befindlicher Tempel
ein Heiligtum der Persephone gewesen sein soll. Demeter und
Kora sind allerdings in Gela verehrt worden, aber wo, ist in
der Ueberlieferung nirgends angedeutet (über andere Culte
s. Schubring a. a. O. 95, vergl. Pauly-Wissowa II 1677 Asklepios).

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Abb. 123. Der Tempel von Gela.
Der Grundriss 1:150, das Capitell 1:30.

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