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DAS ASKLEPTEION BET AKRAGAS
das auf dem Cellapnaster zu ruhen scheint, und an diesem Wand-
stücke bemerkt man in den Fugen deutlich feinen sackartigen
Mörtel. Fast ohne Sandbeimischung, kittartig und sehr dünn
ist er namentlich in den Lagerfugen gut zu sehen; er trägt ganz
den Charakter des alten Mörtels, der an dem Tempel östlich vom
Museum in Pompeji, an einem Stück der Serviusmauer in Rom
(am Bahnhof) und nach R. Schönes Mitteilung an dem Tabu-
larium in Rom vorkommt und mit dem Pinsel auf den glatten
Band der Anathyrose aufgetragen wurde, diese selbst aber
frei liefs; es ist also technisch dasselbe Verfahren, wie bei dem
roten Miltos (Mennig), womit in älterer griechische]' Zeit die
Quaderfuge gedichtet zu werden pflegte (vergl. Koldewey, Lesbos
S. 54); der Miltos ist liier durch Kalk ersetzt, der freilich eine
gewisse, wenn auch sehr geringe (zu kaum V2 mm messbare)
Stärke behält, während die Miltos-Fuge gewiss so zu sagen ver-
schwand.
Innerhalb des östlichen Teiles der Casa S. Gregorio, der den
Pronaos ausfüllt, ist nun der südliche Tbüransehlag und die süd-
liche Treppe erhalten, die Stufen darin allerdings modern. Da-
neben steht ein Backofen und eine Lagerstätte, an der Ostwand
des Raumes Krippen.
Die antenförmig imd mit zwei dorischen Halbsäulen ver-
zierte Bückwand (Abb. 1G2) ist in dem nördlichen Abschnitt
und in 9 Schichten erhalten, die unteren Wandteile, vielfach
auch der Stylobat und meist die Oberstufe modern und schlecht
ausgebessert, gut erhalten namentlich die Plinthen unter der
Ante und den Halbsäulen.
Diese, von 20 cannelurigen Säulen abgeleitet, haben tiefe
Canäle, deren äufserster an der Wand nicht ausgemeifselt ist;
sie sind verjüngt und schwach geschwellt.
In der untersten Schicht liegt die Stofsfuge der Quadern
in der Mitte der Trommeln und der Intercolumnien; die oberen
Fugen entsprechen genau den unteren.
Die Ante, nach Westen hin glatt, ist nach N. und S. wenig
geschwellt und verjüngt; sie ist von der Wand abgeborsten,
dann modern verklammert, aber die Klammern sind nun auch
wieder gestohlen und nur ihre entstellenden Spuren zwecklos
verblieben.
Das Mittelintercolumnium (2.76 m) ist gerade um so
viel weiter als das seitliche (2.57;, dass auf absolute Abhängig-
keit der Säulenstellung vom Triglyphon geschlossen werden
muss. Das sowie die durchgängig genaue Fugenconcordanz er-
lauben das Tempelchen in seinem jetzigen Zustande wenigstens
als einen sorgfältigen Bau von jüngerer griechischer Art zu
charakterisieren.
Von dem Olyinpion, an das man wegen der pseudopistho-
domen Front zu erinnern pflegt, wie auch von dem Erech-
theion, das einen ähnlichen Opisthodom hat, war er gewiss durch
eine grofse Spanne Zeit getrennt.
Ein chronologisches Criterium ist die Kalk-Kittung, doch
kennt man vorläufig nicht genau die Epoche, wann der Kalk-
Kitt den alten Miltos-Kitt ersetzte.
Asklepieion wird die Cella in der Casa S. Gregorio ge-
nannt, weil Folybius I 18 für das Jahr 2G2 v. Chr. ein solches,
vor der Stadt und zwar jedenfalls nicht im Westen gelegenes
erwähnt und dies Heiligtum das einzige bei Girgenti ist, das
eine solche Lage hat. Das römische Lager bei dem Asklepi-
eion war nach Polyb. I 17 acht Stadien von der Stadt entfernt,
ein Mafs, das beinahe doppelt so viel beträgt als die wirkliche
Entfernung von der Casa S. Gregorio bis zur Stadtmauer (an-
geblich 770 m), das aber auf die Entfernung bis zum Ausgangs-
punkt der Wegmessung im Innern der Stadt, etwa bis zur
Agora, bezogen werden könnte (Schubring GO). Neumann und
Holm (s. Gesch. Sic. II 505, 9 und III 345) wollen das von
Polybius genannte Heiligtum im Osten der Stadt ansetzen und
deshalb die Casa S. Gregorio nicht damit identificieren, aber
ihre Gründe sind keineswegs bindend, im Gegenteil minder
beweiskräftig als die für die traditionelle, durch die Buine mit
ihrem Brunnen gestützte Hypothese.
Aus dem Asklepieion von Akragas hatte bekanntlich
Verres eine Apollostatue von Myron gestohlen, die die Stadt
B. Scipio Africanus verdankte (Cic. Verr. IV 43, 93), die also
vermutlich von den Karthagern 405 v. Chr. entführt, aber von
dem fiömer wiedergewonnen worden war. Apollo hatte als Vater
des Asklepios in dem Heiligtum seine Stelle. Von der Asklepios-
statue, die man im sog. Tempel des Hercules gefunden hat,
war schon die Bede; eine andere früher in Girgenti befindliche
Statue (Boliti Taf. 35) stammte aus Brizzi (vergl. zu diesem
Orte Cavallari, Topograf. G9, 1).
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ss,.-- v-äiSi%$f"'"" "'■"'•'-v'"~
Abb. 163. Die Casa S. Gregorio mit den Resten des Asklepieion. Von Südwest.
DAS ASKLEPTEION BET AKRAGAS
das auf dem Cellapnaster zu ruhen scheint, und an diesem Wand-
stücke bemerkt man in den Fugen deutlich feinen sackartigen
Mörtel. Fast ohne Sandbeimischung, kittartig und sehr dünn
ist er namentlich in den Lagerfugen gut zu sehen; er trägt ganz
den Charakter des alten Mörtels, der an dem Tempel östlich vom
Museum in Pompeji, an einem Stück der Serviusmauer in Rom
(am Bahnhof) und nach R. Schönes Mitteilung an dem Tabu-
larium in Rom vorkommt und mit dem Pinsel auf den glatten
Band der Anathyrose aufgetragen wurde, diese selbst aber
frei liefs; es ist also technisch dasselbe Verfahren, wie bei dem
roten Miltos (Mennig), womit in älterer griechische]' Zeit die
Quaderfuge gedichtet zu werden pflegte (vergl. Koldewey, Lesbos
S. 54); der Miltos ist liier durch Kalk ersetzt, der freilich eine
gewisse, wenn auch sehr geringe (zu kaum V2 mm messbare)
Stärke behält, während die Miltos-Fuge gewiss so zu sagen ver-
schwand.
Innerhalb des östlichen Teiles der Casa S. Gregorio, der den
Pronaos ausfüllt, ist nun der südliche Tbüransehlag und die süd-
liche Treppe erhalten, die Stufen darin allerdings modern. Da-
neben steht ein Backofen und eine Lagerstätte, an der Ostwand
des Raumes Krippen.
Die antenförmig imd mit zwei dorischen Halbsäulen ver-
zierte Bückwand (Abb. 1G2) ist in dem nördlichen Abschnitt
und in 9 Schichten erhalten, die unteren Wandteile, vielfach
auch der Stylobat und meist die Oberstufe modern und schlecht
ausgebessert, gut erhalten namentlich die Plinthen unter der
Ante und den Halbsäulen.
Diese, von 20 cannelurigen Säulen abgeleitet, haben tiefe
Canäle, deren äufserster an der Wand nicht ausgemeifselt ist;
sie sind verjüngt und schwach geschwellt.
In der untersten Schicht liegt die Stofsfuge der Quadern
in der Mitte der Trommeln und der Intercolumnien; die oberen
Fugen entsprechen genau den unteren.
Die Ante, nach Westen hin glatt, ist nach N. und S. wenig
geschwellt und verjüngt; sie ist von der Wand abgeborsten,
dann modern verklammert, aber die Klammern sind nun auch
wieder gestohlen und nur ihre entstellenden Spuren zwecklos
verblieben.
Das Mittelintercolumnium (2.76 m) ist gerade um so
viel weiter als das seitliche (2.57;, dass auf absolute Abhängig-
keit der Säulenstellung vom Triglyphon geschlossen werden
muss. Das sowie die durchgängig genaue Fugenconcordanz er-
lauben das Tempelchen in seinem jetzigen Zustande wenigstens
als einen sorgfältigen Bau von jüngerer griechischer Art zu
charakterisieren.
Von dem Olyinpion, an das man wegen der pseudopistho-
domen Front zu erinnern pflegt, wie auch von dem Erech-
theion, das einen ähnlichen Opisthodom hat, war er gewiss durch
eine grofse Spanne Zeit getrennt.
Ein chronologisches Criterium ist die Kalk-Kittung, doch
kennt man vorläufig nicht genau die Epoche, wann der Kalk-
Kitt den alten Miltos-Kitt ersetzte.
Asklepieion wird die Cella in der Casa S. Gregorio ge-
nannt, weil Folybius I 18 für das Jahr 2G2 v. Chr. ein solches,
vor der Stadt und zwar jedenfalls nicht im Westen gelegenes
erwähnt und dies Heiligtum das einzige bei Girgenti ist, das
eine solche Lage hat. Das römische Lager bei dem Asklepi-
eion war nach Polyb. I 17 acht Stadien von der Stadt entfernt,
ein Mafs, das beinahe doppelt so viel beträgt als die wirkliche
Entfernung von der Casa S. Gregorio bis zur Stadtmauer (an-
geblich 770 m), das aber auf die Entfernung bis zum Ausgangs-
punkt der Wegmessung im Innern der Stadt, etwa bis zur
Agora, bezogen werden könnte (Schubring GO). Neumann und
Holm (s. Gesch. Sic. II 505, 9 und III 345) wollen das von
Polybius genannte Heiligtum im Osten der Stadt ansetzen und
deshalb die Casa S. Gregorio nicht damit identificieren, aber
ihre Gründe sind keineswegs bindend, im Gegenteil minder
beweiskräftig als die für die traditionelle, durch die Buine mit
ihrem Brunnen gestützte Hypothese.
Aus dem Asklepieion von Akragas hatte bekanntlich
Verres eine Apollostatue von Myron gestohlen, die die Stadt
B. Scipio Africanus verdankte (Cic. Verr. IV 43, 93), die also
vermutlich von den Karthagern 405 v. Chr. entführt, aber von
dem fiömer wiedergewonnen worden war. Apollo hatte als Vater
des Asklepios in dem Heiligtum seine Stelle. Von der Asklepios-
statue, die man im sog. Tempel des Hercules gefunden hat,
war schon die Bede; eine andere früher in Girgenti befindliche
Statue (Boliti Taf. 35) stammte aus Brizzi (vergl. zu diesem
Orte Cavallari, Topograf. G9, 1).
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Abb. 163. Die Casa S. Gregorio mit den Resten des Asklepieion. Von Südwest.