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DIE ALTE CE

,A IX L0CR1

3

Z.61

U9 *

(Abb. 3 oben). Offenbar ist die Stofsfugcneintheilung der Unter-
schicht darauf berechnet, dafs aufsen die Fuge unter die Stütze fiel.
Die wegen der Anathyrose an der Oberfläche klaffende Fuge
rechts und links von der Stütze ist durch Stufenblöcke gedeckt
zu denken. Die ganze Construction erinnert etwas an die sog.
Basilica in Paestum; wie dort die Stützen in der Cella durch den
Ful'sboden hindurch auf ein tieferes Fundament hinabreichen, so
sind auch hier Mittelstütze und Wandenden durch die Stufen-
schicht hinab fundamentiert. Ob die Mittelstütze im Oberbau
quadratischen oder runden Grundrisses war, läfst sich nicht un-
mittelbar erkennen; eine runde würde die Front gewissen orien-
talischen Fassaden ähnlich machen (Puchstein im Archäolog.
Jahrb. VII 1892, 10. Koldewey, Die Architektur von Sendschirli,
Mittheil. a. d. oriental. Samml. d. kgl. Museen XII 1898, 183 ff.)
und ist darum unwahrscheinlich, während eine eckige doch wohl
auf Thüren, also auf einen ganz verschliefsbaren Pronaos Itc-
rechnet gewesen wäre.

Die Verklciduimssteine der Anten ruhen nur, soweit das
ältere Fundament reicht, auf diesem auf und sind im übrigen
ohne Fundament geblieben. Da sie ihrerseits auch als Funda-
ment dienten, haben sie unten
noch die z. T. sehr starke, ganz
unregelmäfsige Bosse behalten
(Abb. 1); sie stehen natürlich in
keiner Beziehung zu der Schich-
tung der Wandquadern, und da-
her konnte ihre Oberfläche etwas
(10 cm) darüber hinausragen. Der
nördliche Binnenblock ist ver-
mittelst eines grofsen Kiesels
gleichsam festgeklemmt (vergl.
den Umbau an der Cellawand
des sog. Hercules - Tempels in
Akragas).

Nach Westen zu ist von den
anderen Teilen der alten Cella
zunächst nur die Vorderkante
einer etwa eine Schicht höher als
die östliche Schicht gelegene]),
beiderseits unvollständigen Qua-
derreihe sichtbar (ihre Rückseite ist jetzt verdeckt), die zur
Cellathürwand gehört. Auch hier fügen sich die Quadern in
einseitiger Anathyrose mit ca. 0 cm breitem Rand aneinander.
Davor im Boden steckt - - schwerlich in situ eine kleine

Quader aus hartem Stein wie die Anten, die möglicherweise
von einer Verkleidung herrührt, von der weiter unten die Rede
sein wird.

Dann sind Teile von der Cella um die SW-Ecke sichtbar.
und zwar zunächst in der Schicht, die den Wand-Enden im
Osten entspricht. Ihre zweiseitige Anathyrose hat einen 9 cm
breiten Rand, und die Steine sind 0.845 m breit: die Cella
hatte demnach in dieser Schicht etwas dünnere Wände als der
Pronaos (0.92). Auf ihr ruhen im Süden noch einige Quadern,
aufsen P/a—2 cm zurücktretend, innen mit dem Heil bis auf ca.
51 cm abgehackt, Ihre Anathyrose schliefst daher nur aufsen.
und vielleicht ist die innen abgehackte Parthie der ganzem
Schicht beim Umbau durch die verhältnismäfsig dünnen Ver-
kleidungsstüeke ersetzt worden, von denen eins bereits erwähnt,
ein weiteres südlich und ein drittes mit dreiseitiger Anathyrose
an der Südseite nördlich an die Wand gelehnt dastehen. Der

Eckstein zeigt nach Norden eine zweiseitige Anathyrose. woran
die Dicke der hier ursprünglich ansteigenden Westwand zu
mindestens 77 cm bemessen werden kann. Die Aufsenfiüche
der Ecke ist mit dem Eisen zur Aufnahme von Verbrämungs-
steinen in der Art der östlichen Anten roh behauen, doch ist
deren glatter Teil oberhalb der unter] überall weit vortretenden
Bosse hier höher (ca. 37 cm). Die Breite im S. und W. (0.95)
entspricht der äufseren Antenbreite (0.92). Die Oberfläche des
westlichen Steins ist mit breitrandiger dreiseitiger Anathyrose
versehen, deren Vertiefung Petersen (a. a. 0. S. 172) als „langen
tiefen Falz wie zum Einfügen einer Holzbohle" aufgefasst hat.
die in Wirklichkeit aber auf weiteres hier aufruhendes Stein-
material schliefsen lässt.

Von der mittleren Säulenstellung in der Längsaxe der Cella
sind drei quadratische Fundamente erhalten (Abb. 2). Das west-
liehe hatte Petersen als Cultbildbasis, das östliche als Altarbasis
erklärt, das mittlere, dessen Existenz ich bereits in'dem Winckel-
mannsprogramm Neandria, Berlin 1891, 45 angenommen hatte,
haben wir 1893 von der handhoch Erde befreit, die noch
darauf

ag.

(zs.aij

Abb. 3. Die alte Cella und deren Umbau in einen Peripteros.
Reconstruction 1:300.

Die übrigen im Osten stecken entweder noch in
der'Erde oder, was wohl wahr-
scheinlicher ist, sind durch den
neuen Tempel vernichtet wor-
den. Die Fundamente stehen
unter sich gleich weit ab (1.75
und 1.82), aber das westliche
ist etwas weiter von der Wand
abgerückt (2.23); sie sind also
genau ebenso wie die mittlere
Säulenreihe im Tempel von
Neandria disponiert und das
ist infolge der Anordnung der
Deckenbalken geschehen, von
denen auf dem durchlaufenden
Längsepistyl je einer über jeder
Säule und dann einer als „Ort-
balken" an der Westwand lag.
In der Basilica zu Paestum ist
auch unter den Ortbalken eine
in die Wand eingebundene Säule
gesetzt. Die 3 Steine in der SW-Ecke gehören zu einem Bothros
des neuen Tempels (siehe Seite 7 r. i.

Durch das Vorsetzen der Verkleidungsstücke an der Ecke
ist der Anschluss an ein in 2.50 m Entfernung von der West-
wand gelegenes Fundament abgeschnitten, das man wieder ver-
schüttet hat und das Petersen und Dörpfeld für das Fundament
einer Säulenstellung geben. Aber mit dem Umbau der Cella
in einen Peripteros kann dies nicht auf Kiesel sondern auf
Sand gebettete Fundament in keinerlei Zusammenhang stehen.
Schon die Breite der Eckverkleidung ist dafür nicht genügend.
Die Verkleidung müsste, wenn ihr Säulen entsprochen hätten.
so breit sein wie die Krönt der östlichen Anten (1.32 statt
0.95) und aufserdeni ist ein prostvler Opisthodom bei ein ET"
Pronaos in aulis. wie ihn Dörpfeld annimmt, für alte Zeit d< § £? C^££
wohl ein monstrum per excessum (das umgekehrte und an EL ^Jl^

— CM

niessenere. ein prostyler Promios und ein Opisthodom /// au :=JZ
findet sieh in spätyriechischer Zeit einmal ausnahmsweise an d ="«-
Tempel des Zeus Sosipolis auf der Agora von Magnesia a = +•>
Archäol. Anzeiger 1894, 7!)). Es kann sich hier nur um f =_r (0
l'est eines Adyton handeln, das ursprünglich den westlich Ej- TT
 
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