I. PLANUNG DES GIEBELS UND WERKVORGANG
Die Giebelplatten als ein Teil des architektonischen Aufbaues des Tempels sind in Band I dieses
Werkes von H. Schleif behandelt worden. Dort ist auch ihre technische Herrichtung besprochen.
Vor der Beschreibung der Skulpturen stellen wir die Frage, was sich aus der Form und dem
Zustand der bearbeiteten Platten für die Planung des Giebels und den Werkvorgang der Aus-
führung erschließen läßt. Gelegentlich muß dabei auf spätere Ausführungen Bezug genommen
werden.
Zu dem Material der Giebelplatten1 teilt mir Carl Renz freundlichst folgendes mit: „Das
Gesteinsmaterial der Bildwerke des Artemistempels ist ein gelblichgrauer, sehr feinkörniger
Kalksandstein mit beträchtlichem Kalkgehalt, der frisch gebrochen leicht zu bearbeiten ist
und an der Luft erfahrungsgemäß noch weiter zu erhärten scheint.
Es ist das Gestein, das im Volksmund irrtümlich als ,Marmara‘ bezeichnet wird und das als
guter Baustein in verschiedenen Steinbrüchen, wie insbesondere beim Pantaleone-Paß und am
Westhang des Val di Ropa, heute noch abgebaut wird.
Weitere derartige Vorkommen finden sich in den Hügeln von Varypatades und Kalaphationes
sowie an noch verschiedenen anderen Lokalitäten der Inselmitte von Kerkyra.
In besonders kompakter Masse mit gleichmäßig bleibender, fugenloser Sedimentation steht
dieses Gestein in den am Westrand des Val di Ropa gelegenen Brüchen von Kanakades an2.
Hier lassen sich leicht Blöcke von dem Ausmaß gewinnen, wie sie im Giebel Verwendung
fanden. Ich glaube daher, daß gerade dieses Vorkommen in erster Linie als Herkunftsort des
Materials der Bildwerke in Betracht zu ziehen ist.
Der betreffende Gesteinskomplex enthält an den Aufschlüssen von Kanakades, wie auch ander-
wärts auf der Insel, Fossilanhäufungen mit zahlreichen marinen Bivalven- und Gastropoden-
arten, wonach die gelblichgrauen Kalksandsteine ins obere Miozän zu stellen sind.
In ihrer unteren Partie wird diese kompakte obermiozäne Gesteinsmasse brecciös-konglo-
meratisch und enthält hier in ihrem gelblichgrauen Grundstock reichliche kleinere und
gröbere, kantengerundete bis eckige, kieselige Komponenten. Diese gröber-klastische Aus-
bildung des Gesteins weist auf die mit dem Ablagerungsbeginn der oberen miozänen Sediment-
serie zusammenfallende Miozän-Transgression des ionischen Bezirkes zurück.
Die zu Skulpturen verwendbare folgende kompakte und fugenfreie Masse ist jedoch im wesent-
lichen fossilleer und von gleichmäßigem Korn. Nur selten finden sich darin noch einige gröbere
Einsprenglinge von meist dunklem Llornstein oder ganz sporadisch eingestreute Individuen
der erwähnten voranliegenden marinen Molluskenfauna. Solche Schalenreste hat der Bild-
hauer z.T. nicht genügend abgearbeitet, wohl aus Besorgnis, daß sie bei einer Abglättung
1 Für das Material des Tempels von Kardaki hat J. Partsch, Die Insel Korfu (Petermanns Mitt. Erg.-Heft 88, 1887), 30, Benza (vgl.
a. O. 3) folgend, die Herkunft aus dem Kalk von Varypatades angenommen (a. O. 30).
2 Vgl. Partsch a. O. 26.
9
Die Giebelplatten als ein Teil des architektonischen Aufbaues des Tempels sind in Band I dieses
Werkes von H. Schleif behandelt worden. Dort ist auch ihre technische Herrichtung besprochen.
Vor der Beschreibung der Skulpturen stellen wir die Frage, was sich aus der Form und dem
Zustand der bearbeiteten Platten für die Planung des Giebels und den Werkvorgang der Aus-
führung erschließen läßt. Gelegentlich muß dabei auf spätere Ausführungen Bezug genommen
werden.
Zu dem Material der Giebelplatten1 teilt mir Carl Renz freundlichst folgendes mit: „Das
Gesteinsmaterial der Bildwerke des Artemistempels ist ein gelblichgrauer, sehr feinkörniger
Kalksandstein mit beträchtlichem Kalkgehalt, der frisch gebrochen leicht zu bearbeiten ist
und an der Luft erfahrungsgemäß noch weiter zu erhärten scheint.
Es ist das Gestein, das im Volksmund irrtümlich als ,Marmara‘ bezeichnet wird und das als
guter Baustein in verschiedenen Steinbrüchen, wie insbesondere beim Pantaleone-Paß und am
Westhang des Val di Ropa, heute noch abgebaut wird.
Weitere derartige Vorkommen finden sich in den Hügeln von Varypatades und Kalaphationes
sowie an noch verschiedenen anderen Lokalitäten der Inselmitte von Kerkyra.
In besonders kompakter Masse mit gleichmäßig bleibender, fugenloser Sedimentation steht
dieses Gestein in den am Westrand des Val di Ropa gelegenen Brüchen von Kanakades an2.
Hier lassen sich leicht Blöcke von dem Ausmaß gewinnen, wie sie im Giebel Verwendung
fanden. Ich glaube daher, daß gerade dieses Vorkommen in erster Linie als Herkunftsort des
Materials der Bildwerke in Betracht zu ziehen ist.
Der betreffende Gesteinskomplex enthält an den Aufschlüssen von Kanakades, wie auch ander-
wärts auf der Insel, Fossilanhäufungen mit zahlreichen marinen Bivalven- und Gastropoden-
arten, wonach die gelblichgrauen Kalksandsteine ins obere Miozän zu stellen sind.
In ihrer unteren Partie wird diese kompakte obermiozäne Gesteinsmasse brecciös-konglo-
meratisch und enthält hier in ihrem gelblichgrauen Grundstock reichliche kleinere und
gröbere, kantengerundete bis eckige, kieselige Komponenten. Diese gröber-klastische Aus-
bildung des Gesteins weist auf die mit dem Ablagerungsbeginn der oberen miozänen Sediment-
serie zusammenfallende Miozän-Transgression des ionischen Bezirkes zurück.
Die zu Skulpturen verwendbare folgende kompakte und fugenfreie Masse ist jedoch im wesent-
lichen fossilleer und von gleichmäßigem Korn. Nur selten finden sich darin noch einige gröbere
Einsprenglinge von meist dunklem Llornstein oder ganz sporadisch eingestreute Individuen
der erwähnten voranliegenden marinen Molluskenfauna. Solche Schalenreste hat der Bild-
hauer z.T. nicht genügend abgearbeitet, wohl aus Besorgnis, daß sie bei einer Abglättung
1 Für das Material des Tempels von Kardaki hat J. Partsch, Die Insel Korfu (Petermanns Mitt. Erg.-Heft 88, 1887), 30, Benza (vgl.
a. O. 3) folgend, die Herkunft aus dem Kalk von Varypatades angenommen (a. O. 30).
2 Vgl. Partsch a. O. 26.
9