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ionischen Einflusses bedarf es für die Anwendung des Frieses in frühdorischer Architektur nicht1.
Für die Fragmente in Korkyra gibt es ein entscheidendes technisches Merkmal nicht. Anschluß-
flächen, deren Ausführung für Metopen sprechen könnte, sind nicht erhalten, ebensowenig eine
die plastische Form teilende Fuge, die einen Fries beweisen würde. Solange neue Funde oder
Zusammensetzungen keine objektive Entscheidung geben, muß man mit der Annahme der Zer-
reißung einer Figurenkomposition durch einen normalen Triglyphenfries oder einer Folge in
sich geschlossener Bilder auf einem ungewöhnlichen durchlaufenden Fries rechnen. Zu er-
wägen wäre ferner, was H. Schleif zur Diskussion stellt, ob der Fries wie an dem „Monopteros“
der Sikyonier in Delphi2 nur ein Triglyphon über den Säulenachsen und dazwischen breite
Platten gehabt habe. Die für Fragment 1 zu ergänzende Komposition würde gut in einen
solchen Rahmen hineinpassen. Andrerseits möchte man angesichts der normalen Breite der
Metopen der Außenarchitektur ungern eine solche Variation an den Zellafronten annehmen.

1. Memnon und Eos (Taf. 33 u. 34, Abb.103—105). Höhe des Fragmentes etwa 73 cm,
größte Breite etwa 46 cm, höchste Relieferhebung vor dem Grunde 10,5 cm. Die obere Lager-
fläche ist erhalten; an den drei anderen Seiten ist das Fragment gebrochen (vgl. die Bestands-
zeichnungen von H. Schleif Abb. 103). Phot. Inst. Athen, Korfu Nr. 247—5:1 (Rohrer). 431
(Wagner). Phot. Hege 2124. AM. 39, 1914, 163 Abb. 2. Kaiser Wilhelm II., Erinnerungen an
Korfu, Abb. 24 (Rohrer). G. Rodenwaldt, Altdorische Bildwerke in Korfu, Taf. 34 (= unten
Taf. 33, Rohrer) u. 35 (= Abb. 105, Hege).

Den oberen Abschluß bildete eine vorspringende Leiste, deren Vorderseite an keiner Stelle er-
halten ist. Es besteht die Möglichkeit, daß sie ein Ornament, etwa die an dem Tempel so be-
liebten Doppelbandstreifen, getragen hätte. Von der Reliefdarstellung erhalten ist der Oberteil
eines Lanzenkämpfers. Er ist vom Rücken gesehen und kämpft nach links gegen einen Gegner,
den wir uns in Vorderansicht zu denken haben. Die ganze Figur müssen wir nach dem Vorbilde
früh- und mittelkorinthischer Kampfbilder, am besten nach den Kampfszenen des Eurytios-
kraters (s. unten S. 120), ergänzen, bei dem eine nähere Beziehung zur großen Malerei mit Recht
vermutet worden ist3 (vgl. Abb. 107). Der Kriegerträgt keinen Brustpanzer. Am unteren Teil des
Rückens ist die vertiefte Mittellinie erhalten, die vom Gesäß in die Höhe führt (Taf. 34a); sie
entspricht der Seitenansicht des Rückens beiChrysaor und Zeus in den Giebelskulpturen. Das
Schulterblatt ist plastisch klar hervorgehoben. Der Ansatz des vorgewölbten Gesäßes ist er-
halten und die Richtung des Oberschenkels noch erkennbar. Wir müssen uns den Krieger weit
ausschreitend vorstellen. Fehlt der Brustpanzer, so ist der übrige Waffenschmuck desto reicher.
Die weit zurückgeschwungene Rechte schleuderte die Lanze nach links. Die vier von hinten
herumgreifenden Finger sind oben auf der Lanze erhalten, die vorderen Teile und der Daumen
sind gebrochen. Eigentümlicherweise setzt die Lanze links vom Kopf etwas zu hoch an. Sie ist
auch in der Lücke zwischen Helm und Helmbusch durchgeführt (vgl. die Zeichnung Abb. 103).
Sowohl der Ober- wie der Unterarm sind von einer Schiene geschützt. Diese sehr seltene, nur
für den rechten, nicht durch den Schild geschützten Arm anzunehmende Panzerung ist von
A. Furtwängler gelegentlich der in Olympia gefundenen Ober- und Unterarmschienen be-
handelt worden4. Die Schienen bestehen aus elastischem Metall und legen ihre Ränder ohne
weitere Verbindung aneinander. Ihre Form, die mit der gleichen Sorgfalt wiedergegeben ist
wie in der Priamosgruppe die Lanze mit ihren Details, ist auf den Seitenansichten (Taf. 34b,

1 S. Reinach, RA. 24, 1914, 2, 130. R. Demangel, La frise ionique 167 u. 473. Eine Mischung dorischer und ionischer Formen
ist im Gegensatz zu der Annahme Demangels in der Architektur des Artemistempels nicht vorhanden.

2 P. de la Coste-Messeliere, Au Musee de Delphes 34ff.

3 E. Langlotz, Gnomon 10, 1934, 422.

4 Olympia IV 161h. zu Nr. 1001. Vgl. ferner AA. 29, 1914, 130f. u. AM. 39, 1914, 164, Anm. 1 (G. Karo). Über eine neuerdings in
Olympia gefundene Oberarmschiene vgl. Bericht über d. Ausgrabungen in Olympia 1936/7 (Jdl. 52, 1937) 54. Auf Parallelen mittel-
alterlicher Rüstung hat Kaiser Wilhelm II. in dem oben genannten Telegramme und ,,Erinnerungen an Korfu“ 93, hingewiesen.

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