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Diese drei Unterschenkel gehören nach ihren Maßen wahrscheinlich zum Fries, wo außer dem
Kampf von Achilleus und Memnon noch weitere mythische Szenen anzunehmen sind. Sollten
in den Giebelecken kleine Figuren vorhanden gewesen sein (vgl. S. 104 u. 112), so käme auch
diese Provenienz in Frage.

Zusammenfassung

Der Kampf von Achill und Memnon hat, ob der Fries durch Metopen geteilt oder fortlaufend
war, nur einen kleineren Teil des Ostfrieses eingenommen. Eine Einheit der Handlung war in
den Friesen ebensowenig vorhanden wie in den Giebeln. Sollte die Deutung des Objektes in
Fragment 2 richtig sein, so würde neben dem troischen Thema auch der zweite mythische
Gegenstand des Westgiebels auf dem Ostfriese behandelt worden sein, und wir würden dann
gern auch beide Themata für die Ecken des Ostgiebels vermuten. Eine unsichere Möglichkeit
besteht auch für die Annahme einer Darstellung der kalydonischen Jagd auf dem Westfriese,
(s. unten S. 129f. Nr. 5).

PInterschiede der Arbeit ließen sich an den Beinschienen der Unterschenkelfragmente fest-
stellen. Was sich sonst an Formen erkennen läßt, zeigt keine wesentliche Abweichung von der
Kunst der Giebel. Wir haben daher den gleichen verantwortlichen Meister auch für die Friese
anzunehmen.

D. FRAGMENTE UNBESTIMMTER ZUGEHÖRIGKEIT

Beschrieben und abgebildet ist nur eine Auswahl von Fragmenten, deren Formen sich mit an-
nähernder Sicherheit erkennen lassen oder die in der Literatur erwähnt sind. Dazu kommen
etwa 7 Fragmente, die nur kleine Stücke von Oberfläche erhalten haben, von Armen oder
Beinen stammen oder mir nicht verständlich waren. Es ist wahrscheinlich, daß bei weiterer
Arbeit an den originalen Stücken und bei Ergänzungsversuchen sich noch Zusammensetzungen
und Deutungen ergeben. Ein Fragment mit der Haarkalotte eines Kopfes, in dessen Locken
eine Hand hineinzugreifen scheint, schien mir nicht zugehörig. Ein Teil dieser Fragmente ist
auf den Photographien des Instituts Athen, Korfu 120, 246 u. 391 f. enthalten.

1. Kopf eines Mannes (Abb.118—120. Phot. Athen, Korfu 428—30. Inv. 434. Hier ist
irrtümlich der Westen als Fundort angegeben). Laut Ausgrabungsbuch am 13. Mai 1911
an der östlichen Peristasis gefunden. Höhe 15 cm. Der Kopf ist rundplastisch aus-
geführt. Eine blattartige Fläche auf der rechten Seite des Hinterkopfes (Abb.120) sowie ein
geschwungener, unregelmäßiger Steg an den Locken darunter sehen zunächst wie Ansatzstellen
aus; wahrscheinlich aber sind es Einsprengsel härteren Gesteins, die infolge der Zerstörung
der übrigen Oberfläche jetzt stärker als ursprünglich hervortreten. Der ganze Kopf ist so
verwittert, daß die originale Oberfläche nirgends intakt erhalten ist; Mund und Nase gehen
ineinander über, von der Mundspalte ist nichts zu erkennen.

Aus der schrägen Stellung des Halses und dem bogigen Zurückschwingen des Haares (vgl. die
Seitenansicht Abb. 118) geht hervor, daß der Kopf entweder emporgehoben oder vorgestreckt
war. Die Bewegung ist stärker als etwa bei dem Kopfe des Chrysaor (oben S. 48). Sie macht es
unwahrscheinlich, daß der Kopf zu einer rundplastischen, ruhig stehenden Figur gehörte. An
der Stelle der Augen sieht man zwei gleichmäßig vertiefte Höhlungen. Eine weitere Vertiefung
innerhalb des rechten Auges rührt von der Auswitterung eines Kiesels her. Daß die beiden

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