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VI. Die künstlerische Form und die Ausschmückung der Einzelheiten.

Die Büge und Knaggen reicherer Bauten werden entsprechend faconniert, auf der Aufsen
seite nach einer gefälligen Form ausgeschnitten, mit Nuten, Kehlen, Kanneiiierungen etc. versehen,
mit Rosetten und Knöpfen geschmückt etc. Dabei kann die Verzierung symmetrisch zur Mitte er-
folgen oder unsymmetrisch nach Art der Sparrenkopfbildung. Fig. 166 zeigt in a, b und c symme-
trische, in d und e unsymmetrische Behandlung. Bei a ist der Bug noch einmal von der Ecke her
durch ein zweites Holz gefafst. Einige weitere Beispiele verzierter Büge sind auf Tafel 14 per-
spektivisch dargestellt.

Ein reichverzierter Knaggen aus der Renaissancezeit ist in Fig. 167 abgebildet und auf
Taf. 15 sind 7 verschiedene Knaggenformen veranschaulicht, wie sie in ihrer Verzierungsweise der
heute üblichen Bauart entsprechen. Dafs eine farbliche Nachhilfe durch entsprechende Bemalung
hier von ganz guter Wirkung sein wird, ist einleuchtend.

Weitere Beispiele von Knaggen und Bügen sind
in ihrer Verwendung vorgeführt durch die Tafeln 16,
17 und 18, sowie durch Fig. 169.

Welche Rolle den Kopf bändern bezüglich der Aus-
schmückung jener mehr erwähnten alten Holzhäuser zu*
fiel, kann aus der Fig. 168 ersehen werden, welche eine
Partie vom Knochenhaueramthaus in Hildesheim darstellt.

4. Pfosten und Hängesäulen.

(Tafel 16, 17, 18 und 19.)

Was die Verzierung der Pfosten betrifft, so ist zu
unterscheiden, ob dieselben in der Mauer liegen und nur
eine Fläche zeigen oder ob sie freistehend sind. Die
moderne Verzierung der in der Wand liegenden Pfosten
beschränkt sich meist auf die Kanten, auf die Abfasung,
wie sie weiter oben bereits erwähnt wurde. An den
alten Bauten wurden dagegen die Pfosten nicht selten
mit einer Füllung verziert, wohl auch mit Fufs und
Flg' Kapitälbildung versehen, so dafs sie auf diese Weise

Verzierter Knaggen aus der Renaissancezeit. zum püaster wurden. (Vergl. das -Frankfurter Salzhaus,

Fig. 159.)

Wenn der Pfosten freisteht, wie es der Fall ist, wenn er als Träger eines Unterzuges, eines
Balkons etc. auftritt, dann ist die blofse Abfasung ein wenig wirksames Verzierungsmittel, wenn
sie für gewöhnlich auch genügen mufs. Man pflegt dann eine hermenartige Bildung zu erzielen,
indem man den Pfosten gliedert, d. h. an einzelnen Stellen mit Nuten und Profilleisten versieht,
indem man ihn einzieht und verjüngt, mit Schwellung versieht, 4 kantige Teile mit 8kantigen wech-
seln läfst, indem man Rosetten und Spitzquader aufsetzt, Kanneluren einschneidet etc. Auf diese
Weise lassen sich architektonisch sehr wirksame Formen erzielen, wenn anderseits auch nicht zu
leugnen ist, dafs die Herstellung umständlich und kostspielig und dafs die Tragkraft dabei nicht
gewinnt.

Auf den Tafeln 16, 17 und 18 sind zusammen 8 Beispiele reicherer Pfostenverzierung dieser
Art gegeben in Verbindung mit den Anschlufsteilen, bestehend in Bügen, Knaggen, Balustraden
und Geländern. Taf. 18 zeigt in c und d die perspektivischen Ansichten von a und b, weil der-
 
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