Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
io. Thür- und Fensterumrahmungen und Verdachungen.

213

fach darauf, Pfosten und Oberriegel abzufasen oder auszukehlen und auf dem Brustriegel ein ein-
faches abgeschrägtes Simsbrett aus Eichenholz anzubringen, dem man des besseren Aussehens
halber noch eine profilierte Leiste auf der Unterseite zugiebt. Die Sitte, reichere Umrahmungen
mit Hilfe der Schnitzerei herzustellen, wie es Fig. 194 zeigt, ist vollständig fallen gelassen und
ebenso die Gepflogenheit, die Fenster als selbständige Bildungen der Wand vorzubauen. (Fig. 195.)
Wenn heute etwas weiteres zur Ausschmückung geschehen soll, so wählt man das Mittel der Ver-
kleidung. Die Fensterpfosten und der Fensterriegel werden in der Leibung und auf den in der
Wand liegenden Flächen mit gehobelten Brettern verkleidet und da der Brustriegel schon durch
das Simsbrett gedeckt wird, so braucht ihm nur noch auf der Aufsenfläche ebenfalls ein Brett vor-
genagelt zu werden, um das ganze Verbandsholz zu verstecken. Diese Verkleidung gewährt den
nötigen Schutz; wenn sie aber unverziert bleibt, ist in dekorativer Hinsicht nichts gewonnen. Man
pflegt deshalb die Verkleidungsbretter der Wandfläche am äufseren Rand zu schweifen, so dafs
nach oben eine Art Krönung und nach unten ebenfalls ein ordentlicher Abschlufs erzielt wird.
Mit Hilfe von Abfasungen, Kehlungen, Ausschnitten und aufgenagelten Rosetten, lassen sich auf
diese Weise ganz geniefsbare und wenig Geld erfordernde Fensterumrahmungen gestalten. Die
Tafel 31 stellt vier Beispiele von in diesem Sinne entworfenen Fensterumrahmungen zusammen.

Da auf die genannte Weise wohl das Rahmholz, nicht aber das Verkleidungsholz gegen
das Wetter geschützt ist, so bringt man über dem Fenster und wohl auch über Thüren gerne eine
besondere Verdachung an, deren Hauptteil ein pultdachartig geneigtes Brett ausmacht, welches zu
weiterem Schutze mit Zinkblech abgedeckt und eingebunden werden kann. Da dieses Dach an und
für sich zur Verschönerung wenig beitragen kann, so unterstützt man aus diesem Grunde und des
besseren Haltes wegen dieses Brett beiderseits durch Konsolen, Knaggen oder kleine Büge, die dann
für die Verzierung ausgenützt werden können etwa auf eine Weise, wie sie auf Taf. 32 zur Geltung
gebracht ist. Derartige Verdachungen wirken, sauber ausgeführt, beispielsweise in der Form, wie sie
die letzte Figur dieser Tafel zeigt, gewöhnlich ganz malerisch und tragen zum guten Gesamtaus-
sehen nicht unwesentlich bei.

Wir schliefsen diese kurzen Ausführungen über die künstlerische Formgebung der Einzel-
heiten mit dem Bedauern, dafs der moderne Holzbau so wenig in der Lage ist, auf diesem Gebiete
Erhebliches leisten zu dürfen. In Städten ist der Fachwerksbau überhaupt der Feuergefährlichkeit
halber vielfach baupolizeilich untersagt und so verbleibt ihm als Anwendungsgebiet überhaupt nur
ein sehr beschränkter Teil der neuzeitigen Bauthätigkeit.
 
Annotationen