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I. Fufsböden.

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Die letztere ist aber abhängig von der Weite der Balkenlage. Erfahrungsgemäfs genügen für ge-
wöhnlichen Dielenbeleg unter der Annahme nicht aufsergewohnlicher Belastung:

24 mm Stärke bis zu einer lichten Balkenweite von 0,6 m
30 mm „ „ „ „ „ „ „ 0,8 m

36 mm „ „ „ „ „ „ „ 1,0 m

48 mm „ „ „ „ „ „ „ 1,5 m

60 mm „ „ „ „ „ „ „ 2,0 m.

Der stumpf gestofsene Beleg wird selbstredend etwas weniger fest sein, als der über-
fälzte, gespundete oder gefederte.

Der zweiten Anforderung wird genügt, indem die Balkenlage möglichst genau gelegt wird,
also für sich schon eine horizontale Ebene bildet. Ergiebt die mit der Setzlatte und Wasserwage
geführte Untersuchung, dafs dies nicht der Fall ist, so mufs das Gebälke entsprechend aufgefüttert
oder aber abgedexelt werden, d. h. die zu tief liegenden Stellen werden durch Aufnageln von
Holzteilen erhöht, die zu hoch liegenden werden durch Holz wegnähme mittels des Dexels in die
allgemeine Ebene gebracht. Die Untersuchung hat von der Treppe aus zu erfolgen, nach welcher
die übrigen Räume sich richten müssen. Liegt der Treppenaustritt höher als das Gebälke im
Ganzen, so mufs dieses auch in seiner Gesamtheit aufgefüttert werden, wenn man nicht der Ein-
fachheit halber vorzieht, den Boden zu „verziehen", d. h. ihm in der Richtung von der Treppe
aus etwas Gefäll zu geben. Liegt der Treppenaustritt dagegen zu tief, was schlimmer ist, so mufs
das ganze Gebälke abgedexelt werden oder als Aushilfsmittel ergiebt sich ein Verziehen in um-
gekehrter Richtung, wobei der Boden von der Treppe ab schwach ansteigt. Diese zeitraubenden,
kostspieligen und bei genauer Ausführung zu umgehenden Nacharbeiten kommen bei Holztreppen
weniger vor als bei Steintreppen, weil das Mafs zu ersteren erst an Ort und Stelle genommen
wird, wenn das Gebälke bereits liegt.

Der Anforderung auf Dichtigkeit kann auf verschiedene Weise genügt werden; oder,
richtiger gesagt, es müssen alle in Betracht kommenden Umstände berücksichtigt werden, um jene
zu erzielen. Vor allem ist zu betonen die Verwendung gut trockenen Holzes, welches möglichst
wenig „schwindet" und „arbeitet"; ungenügend getrocknetes Holz läfst alle Vorsicht in Bezug auf
die Konstruktion vergeblich erscheinen.

Im übrigen hat man bis in die Neuzeit sich der Ansicht zugeneigt, die beste Lösung in
einem Boden zu suchen, welcher aus möglichst wenig Stücken bestand und somit auch nicht viel
Fugen erhalten konnte. Als den vollkommensten Boden in dieser Beziehung kann man somit den
in allen Fugen verleimten Patentfufsboden bezeichnen, welcher seinerzeit grofses Aufsehen machte.
Derselbe wurde, da er nicht genagelt werden konnte, durch an die Balken seitlich angenagelte
Laufleisten, in welche er eingeschoben war, gehalten, und es wäre gegen diese Art der Befestigung
nichts einzuwenden gewesen, wenn sie sich in praxi nicht als sehr schwierig und kostspielig
erwiesen hätte. Man kam somit auch bald von dieser Bodenart ab und verleimte nicht mehr
sämtliche Dielen eines Zimmers, sondern nur je zwei zu einer Tafel, wonach der Boden den
Namen Tafelfufsboden erhielt. Heute ist man auch von ihm abgekommen, denn dieser Boden
mufs mit einer ganz ungeheuren Sorgfalt in der Trocknung des Holzes, wie beim Legen behandelt
werden, wenn keine grofsen Fugen entstehen sollen; kleinere entstehen immer, und diese sind dann
offen, da die Fugen stumpf sind. Heute ist man sogar zum Extrem übergegangen; man verleimt
nicht nur die Dielen nicht mehr, sondern man trennt sie sogar nochmals in der Mitte in zwei
Teile, in Riemen, spundet oder verbindet sie auf Nut und Feder mit einander und erzielt so den
Riemenboden. Die Riemen sind nur ca. 10 bis 15 cm breit uud können vermöge ihrer geringen
Breite nur wenig schwinden. Es entstehen somit im schlimmsten Fall nur ganz schwache Fugen,
welche zudem nicht offen, sondern durch die Spundung oder Federung geschlossen sind.
 
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