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5. Emporen, Podien, Balkone etc.

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liehe Stichgebälke angeordnet. (Fig. 280d.) Der Boden (meist ein gewöhnlicher Dielenbelag oder
Riemenboden) bildet entweder im ganzen eine horizontale Ebene oder er wird terrassenförmig
abgetreppt aus Gründen, die mit der Konstruktion nichts zu thun haben. In diesem Falle mufs das
Gebälke verdoppelt oder verdreifacht werden, wie es Fig. 280 in b und c zeigt. Zwischen die
einzelnen Bodenbelege wird dann eine senkrechte Verschalung eingeschoben, unter Umständen (wie
nach b) mit Vorlegung eines weiteren Trittes, wenn sonst die Steigung zu hoch ausfällt. Erhält
die Unterseite der Balkenlage keine Decke, so ist der Boden zu überfälzen oder zu federn. Wird
eine Decke gebildet, so geschieht es in der Art der Treppenpodestdecken. Die Brüstung bildet
sich aus Schwellhölzern, Brüstungspfosten und Abdeckhölzern, die vielfach abgeschrägt werden,
um Bücher auflegen zu können. (Taf. 97b.) Die Felder der Brüstung werden in Kirchen gewöhn-
lich geschlossen gestaltet. Bei einfachen Musikemporen sind auch ausgeschnittene Füllbretter in
Uebung. Die Brüstungsbildung ist ähnlich wie bei den Baikonen und ebenso die Vorkragung, die
Anbringung von Konsolen, Knaggen etc. Die Pfosten oder Säulen werden, dem Uebrigen ent-
sprechend, verziert und meist auf Sockelsteine gestellt und mit denselben verzapft oder verdübelt.
(Taf. 97 d.)

Wir geben auf Tafel 97 und in den zugehörigen Einzelheiten, Fig. 280a, die Ausstattung und
Konstruktion einer ziemlich reich gehaltenen Empore, wie sie sich etwa für eine neuzeitige Kirche
eignen dürfte. Die Abbildungen sind so gehalten, dafs eine weitere Beschreibung überflüssig erscheint.

Als Podien oder Tribünen bezeichnet man ähnliche Einbauten niedriger Art, wobei dann
gewöhnlich auch der Unterbau im Holzwerk geschlossen oder mit Tüchern bespannt wird. Für
diese Dinge liegen die zuführenden Treppen meist im Innern der Gebäude und stehen mit der
ganzen Anlage in unmittelbarem Zusammenhang, sind derselben zu beiden Seiten vorgelegt etc.

Balkone im Innern, von Konsolen und vorgekragten Balken getragen, sind in Theatern
und ähnlichen Bauten ebenfalls keine seltene Erscheinung. Ihre Konstruktion, wenn sie im Holz-
stil erfolgt, ist von derjenigen äufserer Balkone nicht wesentlich verschieden. Die Rücksichten,
die am Aeufseren auf die Einflüsse der Witterung zu nehmen sind, fallen hier fort und vereinfachen
die Sache etwas.

Als Galerien bezeichnet man auch im Innern langgestreckte Balkone, Tribünen und Emporen.

K.rauth u. Meyer, Zimmermannsbuch.

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