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Der Kreis: Zeitschrift für künstlerische Kultur ; Organ der Hamburger Bühne — 9.1932

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Nr. 7/8 (Juli-August)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43625#0437
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DER KREIS
Zeitschrift für künstlerische Kultur
IX, Jahrgang
Siebentes und achtes Heft Juli/August 1932

Heldentum
Dieses Heft bringt Zeugnisse, Abhandlungen, Dichtungen ver-
schiedenster Art, ferner und naher Zeit zu dem Thema Helden-
tum, Selbstverständlich ist eine Vollständigkeit weder gegeben noch
erstrebt und es mag deshalb geschehen, daß mancher seinen Lieb-
lingshelden vermißt. Es kam vielmehr darauf an, die Vielseitigkeit
zu zeigen, die Mannigfaltigkeit des Lebens zu geben.
Bewegte Zeiten, wie die unsrige, haben ein Gemeinsames: Sie
trachten nach dem Helden, Das heißt im Grunde: Sie suchen nach
dem Menschen, Ihnen wird durch die Not des Tages und durch
die Zerrissenheit, in der alle wider alle sind, durch die Trostlosig-
keit und Furchtbarkeit der Geschehnisse bange vor der Sinnlosig-
keit des Daseins, Die Dumpfheit, die Selbstsucht, die Misere, der
Haß, die Rechthaberei widern uns derart an, daß wir an dem
Menschen verzweifeln. Finden wir aber eine Gestalt, in der uns
das Menschentum als Krone der Schöpfung, als ,,Ebenbild Gottes“
sich offenbart, so erfüllen uns Glaube und Trost,
Der Mensch als Sinn der Schöpfung: Dies ist wohl der tiefste
Grund der Heldenverehrung, Es ist, als ob die Bahnen der Ge-
stirne, der Kampf des Frühlings mit dem Winter, die Felsenkraft
des Hochgebirges, der Sturm, der die schäumenden Fluten gegen
die Klippen wirft von einer Kraft, von einem Willen zeugen, die
Antlitz werden müssen, nach Figur trachten im Menschen,
Sie alle offenbaren ein Wesen: den Kampf, Und so ist das Stigma
des Heldenhaften das Schicksal des Kampfes, Aus Zwietracht steigt
der Kampf auf, ist nicht Zwietracht das Furchtbare, woran wir zu-
grunde gehen? Aber, so fragen wir, war nicht Gott selbst schwer
von Zwie—tracht, als er die Welt schaffen mußte? Als er die
Schöpfung neben sich stellte, die Schöpfung, die immer zwieträchtig
ist? In der das Feste von dem Feuchten, in der Tag und Nacht, in
der das Licht von der Finsternis geschieden wurden? Die große
Zwietracht ist der Urheber, der Erneuerer allen Lebens, Und als
der Mensch aus der guten Eintracht des Paradieses von dem Schwert
des Engels vertrieben wurde, stand die Zwietracht zwischen ihm
und der Welt, mit dem Schwert des Engels ist das Königtum, das
Heldenhafte, aber auch die Gewalt, Herrschaft und der Tod auf-
gerichtet.

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