ne Gliederungsform. Ein wiederum aus feinem
Gold- oder Silberbeschlag gearbeiteter Rahmen be-
gleitet die Kanten des Deckels und umrahmt ein
größeres Binnenfeld, in das eine aus anderen Mate-
rialien bestehende Darstellung eingepasst ist. So
wurden hier neben byzantinischen und älteren mit-
telalterlichen aucli spätantike Elfenbeinreliefs inte-
griert, deren profane und heidnische Darstellungen
gelegentlich durch neue Inschriften dem nun christ-
lichen Kontext angepasst und neu interpretiert
wurden. So zeigte das Gregor-David-Diptychon im
Dom von Monza einst zwei römische Konsule (um
500-530), die um 900 aber durch Inschriften in das
Elfenbein und eine abgeschabte Tonsur zu König
David und Papst Gregor dem Großen verändert
wurden.
Für Schrift und Bild: Werkzeuge, Tinten,
Farben, Edelmetalle
Mit der Bedeutung der Schrift für die christliche
Buchkultur kommt auch dem Verfasser und Schrei-
ber der Schrift eine besondere Rolle zu. Dies äußert
sich in den bildlichen Darstellungen der vier Evan-
gelisten, die mit ihrem Arbeitswerkzeug in unter-
schiedlichen Momenten ihrer Tätigkeit gezeigt
werden (vgl. Abb.30). Zum Schreiben diente der
Federkiel, dessen Spitze schräg angeschnitten und
einmal zu zwei Zungen gekerbt wurde, damit die
Tinte besser haftete und gleichmäßig beim Schrei-
ben ablaufen konnte. Da er sich während des
Schreibens abnutzte, musste er regelmäßig nachge-
schnitten werden. In diesem Moment ist der Evan-
gelist Markus im Gladbacher Evangeliar gezeigt. Er
sitzt an seinem Schreibpult vor dem aufgeschlage-
nen Buch und hält mit der rechten Hand ein Mes-
ser, um den Federkiel in der Linken zuzuschneiden
(vgl. Abb.42). Die Schräge des Zuschnitts und der
Winkel, in dem die Feder gezogen wurde, bestimm-
ten die unterschiedlichen Strichstärken und beein-
flussten so das Schriftbild. Mit Federproben am
Rand der Seiten konnte der Schreiber den korrek-
ten Zuschnitt prüfen, bevor er mit der Schreibtä-
tigkeit begann oder diese fortsetzte. In der Regel
wurden Gänsefedern verwendet, allerdings aucli
Schreibgeräte aus Pflanzenrohr. Für sehr kleine
Schriftgrößen konnten Federn von Krähen oder
Raben benutzt werden. Außer für den Zuschnitt
der Feder wurde das Messer aber auch zum Radie-
ren von schadhaften Stellen verwendet, mit der
stumpfen Seite konnten zuvor auch schon die Li-
nierungen des Pergaments gezogen werden, sofern
man dafür keinen eigenen Griffel aus Bronze, Ei-
sen, Bein oder Holz in Gebrauch hatte. Notizen
und Vorzeichnungen wurden auch mit dünner Tin-
te gezogen, oder aber man gebrauchte Metallstifte
beispielsweise aus Silber (vgl. Abb. 16). Für den
Auftrag der Farben schließlich verwendete man fei-
ne Haarpinsel.
Innerhalb des Buchschmucks lassen sich viel-
fältige Techniken unterscheiden: bloße Federzeich-
nungen in dunkler Tinte oder aber mit verschiede-
nen Tinten; lavierte Federzeichnungen, bei denen
die Tinte mit einem wassergetränkten Pinsel ver-
wischt wurde, um Schatteneffekte und Grauabstu-
fungen zu erzeugen; Federzeichnungen, die mit
aquarellierendem oder aber mit deckendem Farb-
auftrag koloriert wurden; eigentliche Deckfarben-
malereien, bei denen dünne Farbschichten aufge-
tragen und die Formen in vielfältigen Farbnuancen
modelliert wurden. Dazu kommen noch Metallauf-
lagen, besonders aus Blattgold und Silber, die zu-
sätzlich punziert oder graviert sein können. Die
Deckfarbenmalerei ist nicht nur zeitaufwändig und
fordert weitaus größere Kenntnisse des Malers im
Umgang mit dem Material, sie ist auch wesentlich
kostspieliger als die Zeichnung. Dieser Umstand
kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass
hohe künstlerische Qualität in allen ausgeführten
Techniken zu finden ist. Dass bei einer qualitativ
gleichwertigen Ausführung mit der Wahl einer be-
stimmten Technik oder eines Farbmittels sogar eine
inhaltliche Aussage verknüpft sein kann, zeigt sich
am deutlichsten an solchen Werken, bei denen die
Maler unterschiedliche Techniken gegenüberstel-
len. Die Darmstädter Petrarca-Handschrift zeigt
beispielsweise farbige Deckfarbenmalerei für histo-
risierte Initialen neben monochromen Darstellun-
gen historischer, aus der Antike überlieferter Bege-
benheiten, die mit Feder und Pinsel gezeichnet sind
(vgl. Abb.72).
Neben dem Einfluss der Malmittel auf die be-
absichtigte Bildwirkung mussten die Maler mit Ei-
genschaften und Verträglichkeiten von Farbe und
Trägermaterial vertraut sein, um beispielsweise da-
gegen vorzubeugen, dass die Farbe durch mechani-
sche Beanspruchung beim wiederholten Blättern
abplatzte. Aus diesem Grund mussten auch die
Farbschichten möglichst dünn aufgetragen werden.
Pflanzliche Farbstoffe konnten teilweise ohne Bin-
demittel verwendet werden. Mineralische oder
künstliche Pigmente wurden dagegen in ein wässri-
ges Bindemittel gebracht. Hierfür kamen Eikläre,
Gummi arabicum, Kirsch-, Mandel- und Pflaumen-
gummi oder Fischleim zum Einsatz.
nAus Skrip-
34
• torium und
Werkstatt
Gold- oder Silberbeschlag gearbeiteter Rahmen be-
gleitet die Kanten des Deckels und umrahmt ein
größeres Binnenfeld, in das eine aus anderen Mate-
rialien bestehende Darstellung eingepasst ist. So
wurden hier neben byzantinischen und älteren mit-
telalterlichen aucli spätantike Elfenbeinreliefs inte-
griert, deren profane und heidnische Darstellungen
gelegentlich durch neue Inschriften dem nun christ-
lichen Kontext angepasst und neu interpretiert
wurden. So zeigte das Gregor-David-Diptychon im
Dom von Monza einst zwei römische Konsule (um
500-530), die um 900 aber durch Inschriften in das
Elfenbein und eine abgeschabte Tonsur zu König
David und Papst Gregor dem Großen verändert
wurden.
Für Schrift und Bild: Werkzeuge, Tinten,
Farben, Edelmetalle
Mit der Bedeutung der Schrift für die christliche
Buchkultur kommt auch dem Verfasser und Schrei-
ber der Schrift eine besondere Rolle zu. Dies äußert
sich in den bildlichen Darstellungen der vier Evan-
gelisten, die mit ihrem Arbeitswerkzeug in unter-
schiedlichen Momenten ihrer Tätigkeit gezeigt
werden (vgl. Abb.30). Zum Schreiben diente der
Federkiel, dessen Spitze schräg angeschnitten und
einmal zu zwei Zungen gekerbt wurde, damit die
Tinte besser haftete und gleichmäßig beim Schrei-
ben ablaufen konnte. Da er sich während des
Schreibens abnutzte, musste er regelmäßig nachge-
schnitten werden. In diesem Moment ist der Evan-
gelist Markus im Gladbacher Evangeliar gezeigt. Er
sitzt an seinem Schreibpult vor dem aufgeschlage-
nen Buch und hält mit der rechten Hand ein Mes-
ser, um den Federkiel in der Linken zuzuschneiden
(vgl. Abb.42). Die Schräge des Zuschnitts und der
Winkel, in dem die Feder gezogen wurde, bestimm-
ten die unterschiedlichen Strichstärken und beein-
flussten so das Schriftbild. Mit Federproben am
Rand der Seiten konnte der Schreiber den korrek-
ten Zuschnitt prüfen, bevor er mit der Schreibtä-
tigkeit begann oder diese fortsetzte. In der Regel
wurden Gänsefedern verwendet, allerdings aucli
Schreibgeräte aus Pflanzenrohr. Für sehr kleine
Schriftgrößen konnten Federn von Krähen oder
Raben benutzt werden. Außer für den Zuschnitt
der Feder wurde das Messer aber auch zum Radie-
ren von schadhaften Stellen verwendet, mit der
stumpfen Seite konnten zuvor auch schon die Li-
nierungen des Pergaments gezogen werden, sofern
man dafür keinen eigenen Griffel aus Bronze, Ei-
sen, Bein oder Holz in Gebrauch hatte. Notizen
und Vorzeichnungen wurden auch mit dünner Tin-
te gezogen, oder aber man gebrauchte Metallstifte
beispielsweise aus Silber (vgl. Abb. 16). Für den
Auftrag der Farben schließlich verwendete man fei-
ne Haarpinsel.
Innerhalb des Buchschmucks lassen sich viel-
fältige Techniken unterscheiden: bloße Federzeich-
nungen in dunkler Tinte oder aber mit verschiede-
nen Tinten; lavierte Federzeichnungen, bei denen
die Tinte mit einem wassergetränkten Pinsel ver-
wischt wurde, um Schatteneffekte und Grauabstu-
fungen zu erzeugen; Federzeichnungen, die mit
aquarellierendem oder aber mit deckendem Farb-
auftrag koloriert wurden; eigentliche Deckfarben-
malereien, bei denen dünne Farbschichten aufge-
tragen und die Formen in vielfältigen Farbnuancen
modelliert wurden. Dazu kommen noch Metallauf-
lagen, besonders aus Blattgold und Silber, die zu-
sätzlich punziert oder graviert sein können. Die
Deckfarbenmalerei ist nicht nur zeitaufwändig und
fordert weitaus größere Kenntnisse des Malers im
Umgang mit dem Material, sie ist auch wesentlich
kostspieliger als die Zeichnung. Dieser Umstand
kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass
hohe künstlerische Qualität in allen ausgeführten
Techniken zu finden ist. Dass bei einer qualitativ
gleichwertigen Ausführung mit der Wahl einer be-
stimmten Technik oder eines Farbmittels sogar eine
inhaltliche Aussage verknüpft sein kann, zeigt sich
am deutlichsten an solchen Werken, bei denen die
Maler unterschiedliche Techniken gegenüberstel-
len. Die Darmstädter Petrarca-Handschrift zeigt
beispielsweise farbige Deckfarbenmalerei für histo-
risierte Initialen neben monochromen Darstellun-
gen historischer, aus der Antike überlieferter Bege-
benheiten, die mit Feder und Pinsel gezeichnet sind
(vgl. Abb.72).
Neben dem Einfluss der Malmittel auf die be-
absichtigte Bildwirkung mussten die Maler mit Ei-
genschaften und Verträglichkeiten von Farbe und
Trägermaterial vertraut sein, um beispielsweise da-
gegen vorzubeugen, dass die Farbe durch mechani-
sche Beanspruchung beim wiederholten Blättern
abplatzte. Aus diesem Grund mussten auch die
Farbschichten möglichst dünn aufgetragen werden.
Pflanzliche Farbstoffe konnten teilweise ohne Bin-
demittel verwendet werden. Mineralische oder
künstliche Pigmente wurden dagegen in ein wässri-
ges Bindemittel gebracht. Hierfür kamen Eikläre,
Gummi arabicum, Kirsch-, Mandel- und Pflaumen-
gummi oder Fischleim zum Einsatz.
nAus Skrip-
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• torium und
Werkstatt