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Das sogenannte "Menagerie-Kleid", mit dem sich Georg Hoffmann und
171 Hans Töpel auf die Nürnberger Straßen begaben, das Pfauenfeder-
kostüm Sebastian Handts und Laux Gengers und das aus rotem Taft
geschnittene, mit weißen Borten übergitterte Kleid Lorenz Spen-
lers und Wolf Dürrs, das als Besonderheit und bestimmendes Merk-
mal aufgesetzte Modelle von Löwenköpfen zeigt, die jeweils einen
Ring im Maul tragen.
Es soll keineswegs gänzlich bestritten werden, daß insbesondere
das "Menagerie-Kostüm" oder das Kleid aus Pfauenfedern reizvolle
Schöpfungen waren, die auch infolge ihrer Buntheit das Publikum
verstärkt angesprochen haben dürften. Im Rahmen eines Konzeptes,
das den Nürnberger Schembartlauf aus dem sozialgeschichtlichen Ge-
füge aufblühenden städtischen Selbstbewußtseins erklärt, kann
diese Wirkung als bedingender Faktor für die Existenz solcher
Masken benannt werden und genügt der Interpretation. Anderer-
seits ist es aber unzweifelhaft, daß die Verwendung von Tierge-
stalten in der christlichen Kunst des Mittelalters von den Laster-
schriften der Zeit bedingt war. Insbesondere die Lastertiere des
Etymachietraktates dürften die Höllen- und Teufelsdarstellungen
entscheidend geprägt haben. Denn immer wieder erscheinen die
höllischen Geister mit Bock- oder Schweineattributen, zentralen
Sinnbildern der avaritia und luxuria nach den Lasterschriften.
In eben dieser Zeit bereichern Figuren mit Bezügen auf Tiere die
Einzelmasken der Szenerie des Schembartlaufes. Es ist daher wohl
begründet, für die Gestaltung der hier zu besprechenden Tiermas-
ken ähnliche Voraussetzungen, bewußte Rückgriffe auf Zeichen mit
festgelegter Signalfunktion,die im Rahmen der Fastnacht besonderen
Stellenwert besitzen konnten, anzunehmen.
Ein Kostüm, das einschließlich der Kopfmaske mit Pfauenfedern be-
setzt war, erscheint so weniger als zufällige Schöpfung eines
phantasiereichen Individuums, sondern als bewußte Reminiszenz an
das Sinnbild Pfau, das in der zeitgenössischen Literatur und Kunst
zur Kennzeichnung der Ursünde Hoffart diente. Die Pfauenfeder als
Kopfschmuck der Teufelsfigur im Schembartlauf des Jahres 1516 ver-
Das sogenannte "Menagerie-Kleid", mit dem sich Georg Hoffmann und
171 Hans Töpel auf die Nürnberger Straßen begaben, das Pfauenfeder-
kostüm Sebastian Handts und Laux Gengers und das aus rotem Taft
geschnittene, mit weißen Borten übergitterte Kleid Lorenz Spen-
lers und Wolf Dürrs, das als Besonderheit und bestimmendes Merk-
mal aufgesetzte Modelle von Löwenköpfen zeigt, die jeweils einen
Ring im Maul tragen.
Es soll keineswegs gänzlich bestritten werden, daß insbesondere
das "Menagerie-Kostüm" oder das Kleid aus Pfauenfedern reizvolle
Schöpfungen waren, die auch infolge ihrer Buntheit das Publikum
verstärkt angesprochen haben dürften. Im Rahmen eines Konzeptes,
das den Nürnberger Schembartlauf aus dem sozialgeschichtlichen Ge-
füge aufblühenden städtischen Selbstbewußtseins erklärt, kann
diese Wirkung als bedingender Faktor für die Existenz solcher
Masken benannt werden und genügt der Interpretation. Anderer-
seits ist es aber unzweifelhaft, daß die Verwendung von Tierge-
stalten in der christlichen Kunst des Mittelalters von den Laster-
schriften der Zeit bedingt war. Insbesondere die Lastertiere des
Etymachietraktates dürften die Höllen- und Teufelsdarstellungen
entscheidend geprägt haben. Denn immer wieder erscheinen die
höllischen Geister mit Bock- oder Schweineattributen, zentralen
Sinnbildern der avaritia und luxuria nach den Lasterschriften.
In eben dieser Zeit bereichern Figuren mit Bezügen auf Tiere die
Einzelmasken der Szenerie des Schembartlaufes. Es ist daher wohl
begründet, für die Gestaltung der hier zu besprechenden Tiermas-
ken ähnliche Voraussetzungen, bewußte Rückgriffe auf Zeichen mit
festgelegter Signalfunktion,die im Rahmen der Fastnacht besonderen
Stellenwert besitzen konnten, anzunehmen.
Ein Kostüm, das einschließlich der Kopfmaske mit Pfauenfedern be-
setzt war, erscheint so weniger als zufällige Schöpfung eines
phantasiereichen Individuums, sondern als bewußte Reminiszenz an
das Sinnbild Pfau, das in der zeitgenössischen Literatur und Kunst
zur Kennzeichnung der Ursünde Hoffart diente. Die Pfauenfeder als
Kopfschmuck der Teufelsfigur im Schembartlauf des Jahres 1516 ver-