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VIII. Die altchristliche Kunst.

Darstellungsweise vorausznsetzen. Dies bezeugen die jüngeren Mosaik-
bilder der Sophienkirche zu C onstantinop el, namentlich die an
dem westlichen Tragbogen der Hauptkuppel, welche einer unter Kaiser
Basilius Macedo (zweite Hälfte des neunten Jahrhunderts) erfolgten Her-
stellung angehören. Sie nehmen die älteren Motive auf und bringen es
in dem, im Hauptpunkte des Bogens befindlichen Kopfe der Madonna wie-
derum noch zu einer glücklichen Idealbildung. (Die mangelhaften Mo-
saiken des östlichen Tragbogens sind erst im vierzehnten Jahrhundert
ausgeführt.) — Eine volle Anschauung spätbyzantinischen Mosaikenstyles
gewähren die älteren Arbeiten der Art in S. Marco zu Venedig, etwa
seit dem Anfange des elften Jahrhunderts. Sie zeigen, bei sorgfältiger
Technik, eine schon gänzlich leblos gewordene Kunst. In einem späteren
Absehnitte wird ihrer noch einmal zu gedenken sein.

Madonnenkopf. Mosaik iu der Sophienkirche zn Constantinopel.

Die alte Prachtliebe der Byzantiner und ihre Abkehr von der plasti-
schen Kunst, welche gleichwohl eine Art von Ersatz forderte, führte zur
Ausbildung eigenthümlicher Techniken in der Metallarbeit und der
Herstellung bildlicher (eingeschmolzener) Darstellungen auf der Metall-
fiäche. Theils sind es eine Art von Kiellen, gravirte Zeichnungen zu-
meist auf Silber, deren vertiefte Umrisse mit schwarzem oder farbigem
Email ausgefüllt sind; theils bunte Emailmalereien zumeist auf Gold,
der Art, dass Groldfäden die Farben (um das Ueberlaufen der einen in
die andre beim Brennen zu verhüten) voneinander sondern und soleher-
gestalt feine Groldumrisse bilden, während zugleich Lichter und Grewand-
falten auf den Farben selbst durch zarteste Groldschraffirung angegeben
sind. Das bedeutendste unter den bekannten Werken dieser Gattung ist
die Pala d’oro, der Aufsatz des Hochaltares, im Bchatze von S. Marco zu
Venedig. — Eine ebenfalls dem Kiello verwandte Technik wurde so-
dann zur künstlerischen Ausstattung eherner Portalflügel (an Stelle
des Reliefschmuckes) angewandt: Zeichnungen, deren Umrisse dureh
eingelegte Silberdrähte (die nackten Theile durch Silberplättchen) gebildet
 
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