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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 57.1906-1907

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Schur, Ernst: Die III. Deutsche Kunstgewerbeausstellung-Ausstellung Dresden 1906, [2]: die Gruppe München auf der Kunstgewerbe-Ausstellung Dresden 1906
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https://doi.org/10.11588/diglit.9336#0047

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Die HI. Deutsche Kuristgewerbeausstellimg Dresdeu tIOS.

soll er nicht neuzeitlich-eigen
sein? Es ist daher von Be-
deutung, daß Dresden auch
diese Aufgabe in Angriff nahm
und damit dem Geltungskreis
der modernen Kunst ein neues
Gebiet zuwies.

Eine gewisse Beschränkung
erlegte der Raum auf. Die
Airche mußte in einen Festsaal
eingebaut werden. Immerhin
hat der Besucher die Illusion,
er trete iit eine in natürlicher
Größe aufgebaute Airche, so
vollkommen ist die Durchbil-
dung, so annähernd natürlich
sind die Größenverhältnisse.

Der Architekt hat es ver-
standen, dem Raum ein ein-
heitliches und großes Gepräge
zu geben. Die Überladung
hat er vermieden und den
Schmuck auf das Notwendige
beschränkt, indem erdenb)aupt-
wert darauf legte, die archi-
tektonisch farbigen Gegensätze
in Wand, Empore, Orgel und
Ehor möglich einfach und wirk-
sam zu prägen, so daß der
Raum in seinem Eindruck nicht
zersplittert wird, sondern mit
ruhiger Würde als Ganzes
dominiert. Als Anregung hat
dem Aünstler anscheinend der
eigene Stil mancher beschei-
denen Dorfkirche vorgeschwcbt,
die nicht in Überladung mit
vielen Einzelheiten prunkt,

sondern gerade durch die Einfachheit wirkt. Mit
Glück hat Berndl die Farbe als raumgliederndes
Mittel verwandt (Abb. 60—75 und 83—86).

Die schmucklosen Emporen breiten sich in ein-
fachem Braun vor der hochausstrebenden, ebenfalls
schmucklosen Rückwand. Damit ist für das Auge
ein angenehnier Ruhepunkt gegeben, und die Feinheit
dieser Raumschäpfung, die niedrig breite Empore
vor der hohen, weißen Wandfläche hat unwillkür-
lich etwas Feierliches. Sehr übersichtlich sind die
Eingangs- und Seitenteile gegliedert. Sie treten
unauffällig zurück und zerreißen nicht die Größe des
Raumes. Auch hier ist abgesehen von einem Zu-
viel an Detail, das nur den wissenden Forscher, nicht
aber den eigenschäpferischen Aünstler verrät. Ein-

es. (Dresd. A.) Kamin im Repräsentationsraum von Bruno Paul; Marmorarbeit von
der A.-c8. Kiefer in Kiefersfelden; Mosaik und Fensterverglasung nach Entwurf von
Jul. Diez, ausgeführt von L. Ule, München (vgl. Abb. 77).

fache Türumrahmungen, die schlicht sich einfügen.
Die darüber befindlichen seitlichen Emporen sind
in Grau und Violett gehalten und ergeben eine
dunkle, intime Stimmung. Die Decke leuchtet in
ruhigem, gleichmäßigem Weiß, das durch keinen far-
bigen Schmuck unterbrochen ist. Als feierlicher Akkord
schließt der Altar den Raum ab; in tiefem Orange,
ruhig und stark, sammelt er die Blicke ans sich.
Der Altar selbst wächst in Grau und Gold in
schlanken Massen und Linien aus dieser eindrucksvoll
gestalteten Umgebung heraus.

So schließt sich dieser Airchenraum, der durch
seine mit Geschick verteilte farbige Gliederung eine
dauernde Wirkung gewährleistet, zu einer einheitlichen
Schöpfung zusammen. Als Versuch, die dekorative

Kunst und hnndwerk. 57. )ahrg. Heft
 
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