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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Editor]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 57.1906-1907

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Schmidkunz, Hans: Analytisches im kunstgewerblichen Unterricht, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.9336#0163

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Analytisches im kunstgewerblichen Unterricht.

der Bemerkung, daß, wenn
aus diesen Sonderungen schließ-
lich eine reife Gesamtleistung
zustande kommen soll, diese
Synthese eine wesentlich andere
ist, als wenn eilt Zeichner oder
Maler, und zwar sowohl in:

Lernen wie in der Reife, einen
Gegenstand in seine „physi-
schen" Teile zerlegt und ihn
nun Stück für Stiicf ausar-
beitet. Dabei hat er jedesmal
sowohl das Licht, wie auch
die Farbe, wie auch die Form
miteinander zu behandeln, ist
also intmer wieder mit seiner
geteilten Aufmerksamkeit zu
wenig imstande, jedes einzelne
von diesen Momenten intensiv
genug zu erfassen. Bei der-
neuen Methode hingegen ge-
schieht die Zerlegung des Gan-
zen nicht in physische Stücke,
sondern in wesentliche Bestandteile (der Logiker spricht
von „nretaphysischen Teilen"). — Mir fahren in der
Miedergabe des Textes fort.

Diese Scheidung der Momente dient zugleich
dazu, Arten künstlerischer Anschauung auszubilden,

279- Sendlinger Brunnendenkmal; Modell von Bildhauer Val. Winkler
und Architekt lhans Bertelshojer.

278. Sendlinger Brunnendenkmal; von Ludwig Kindler. (Preis.)

die von vornherein eine bestiminte Richtung haben
und durch ihre auserwählte Araft auch charakteri-
sierend wirken. Diese Arten finden dann ihre ent-
sprechende Vertretung in den einzelnen künstlerischen
Darstellungsarten und Techniken, wie Holzschnitt,
Lithographie, Sgraffito, Fresko usw. Auf
diese Meise wird ein stilisierendes Sehen
entwickelt und vermittelst dieses der de-
korative Aünstler zu seinen spezifischen
Aufgaben befähigt. So wird diese Lehr-
methode in: eigensten Sinne die spezifische
Methode für kunstgewerbliche Anstalten.

Und nun die neue Lehre von dem
Wege, der bei der Impression be-
ginnt und zu Hilfsmitteln fortschreitet,
die sonst eher den Ausgangspunkt bil-
den! Alle Darstellung, so heißt es,
geht aus von der Impression, d. i. der
natürlichen Erscheinung des Gegen-
standes für das Auge. Diese Erschei-
nung wird nun vom Schüler nach
ihren beiden Seiten zuerst in möglichster
Erscheinungswahrheit wiedergegeben.
Als die erwähnten beiden Seiten treten
auf: einerseits die Licht- und Schatten-
wirkung, anderseits die Farbentönung.
Noch aber ist es nur die Allgeinein-
erscheinung, von der ausgegangen wird.
Von ihr aus führt unsere Methode
den Schüler in seiner Wiedergabe des
 
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