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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 57.1906-1907

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Schmidkunz, Hans: Analytisches im kunstgewerblichen Unterricht, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.9336#0165

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Analytisches im kunstgewerblichen Unterricht.

282. Lendlinger Brunnendenkinal; von Bildhauer Aarl Ebbinghaus und Architekt Karl Sattler.

Dadurch werden auf jener Seite die Licht- und Schatteneffekte,
wie sie durch die Darstellung der Erscheinung schlechtweg ge-
geben sind, herausgehoben, akzentuiert; und auf der anderen
Seite wird das Farbenbild zu einer großzügigen Kontrastwirkung
gesteigert.

Nun ist durch die Beobachtung der Einzelfaktoren nach-
einander und durch diese Vereinfachung dasjenige vorbereitet,
was auf der dritten Stufe folgt: das reine Aonturzcichen.
Dieses gilt hier als die schwierigste Darstellungsweife, und zwar
als die, welche ein Erfassen und Micdergeben der reinen, ob-
jektiven Form bezweckt. Damit Sicherheit des Auges und der
pand erzielt werde, wählt man ein Material, das Korrektur
ausfchließt: Tusche, pinselfeder, harter Bleistift. (Die Hand-
werker- und Aunstgewerbeschule Barmen hat in einigen ihrer
Fachabteilungen das Stegreifentwerfen mit Bearbeitung kleiner
Aufgaben ebenfalls ohne Korrektur ausgenommen.)

Dies also die dreistufige Düsseldorfer Methode, bezeichnet
als die „isolierende", als das Fortschreiten von der Impression
zum Kontur. Sie besitzt, heißt es, neben der Erleichterung
des Zeichenstudiums den hohen Wert, auf natürlichem Weg zu
stilgemäßer Darstellung zu führen. Somit hat uns die Düssel-
dorfer Weise in das Streben nach Charakteristik durch Auswahl
eingeführt, wofür wohl der Ausdruck des „Stilisierens" nicht
zu weit sein dürfte. Aber jedenfalls stehen wir damit in dein
großen modernen Zuge nach prägnanter Vereinfachung, mag
nun sein Maß berechtigt sein oder nicht.

Der Schüler übt sich, so hören wir weiter, die einzelnen
Beobachtungen gesondert zu halten, aus der Summe der Er-
scheinungsfaktoren eine einheitliche, durch Anschauung und Ma-
terial bedingte Auslese zu treffen. Dies ergibt wohl in der aus-
gesprochensten Weise einen analytischen Unterrichtsweg. Die
Charakteristik ist, wie uns gesagt wird, bereits durch diese Aus-
wahl getroffen. Verstärkt man dann die Charakteristik durch
eine Vereinfachung und durch den Einfluß der Technik, diffe-
renziert man z. B. die Helligkeit zu weiß, die Dunkelheit zu
Schwarz, so ist auf „organische Meise" eine stilistische Fassung

283. Sendlinger Brunnendenkmal; krönende
Figur von Aarl Ebbinghaus (Zu Abb. 282
gehörig.)
 
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