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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 57.1906-1907

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Gmelin, L.: Peruanische Altertümer, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.9336#0315

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Peruanische Altertümer.

612. Kuieenbet Mann;
hellgelb; Gesicht, Pupille,
Lpitze der Wollmütze
schwarzrot; Beine, pände,
Schulterbänder hellbraun.

6;z. Porträtkopf;
Gesicht hell fleischrot; Pupille
dunkler rot;

Iris, lhaar, Mütze sehr hell
rötlich gelb.

QU d. wirk!. Größe.)

bringen Abb. 629—632). Dazu kommen auf zahl-
reichen gemalten oder reliefierten Gefäßen Dar-
stellungen in Kampfszenen, deren eingehende Be-
trachtung uns hier aber zu weit führen würde.

Zu einer selbständigen Tonplastik schei-
nen sich die Peruaner nicht emporgeschwungen zu
haben; denn das Wenige, was etwa dafür ange-
sehen werden könnte — Amulette, Idole, kleine
Götterbildnisse —, kommt nicht über öde schematische
Darstellungen hinaus. Das Vorhandensein von
Modeln beweist, daß derartige Dinge, wie auch
manche Zutaten zu Gefäßen (3. B. auch Nasen),
mechanisch mittels Matrizen abgeformt worden find.
Dafür, daß in Peru die für Schalen und Näpfe
verwendeten Kürbisse auch zur Formung runder Ge-
fäße gedient haben, liegen keine Anhaltspunkte vor.
Dagegen sind sicher kleine Stempel oder Model im
Gebrauch gewesen, um Flächen mit geperltem Grund,
Bänder mit gleichbleibenden Rosetten ic. zu beleben

(Abb. 608c, 609b, 6(0c,
6ssc). Manche Orna-
mente machen den Ein-
druck, als seien sie in den
bis zur Lederhärte getrock-
neten Ton eingeschnitten
worden, um mit einer
Hellen Masse ausgefüllt
zu werden (Fuß von Ab-
bildung 609a, Vorder-
seite von Abb. 6s0c);
ähnliches war bei der
Ausschmückung der Näpfe
und Schalen aus Kürbis-
rinde üblich.

M4.

Flasche aus Pachacämae.
QU d. wirkt Größe.)

Von größeren! Interesse sind aber für uns die
Gefäßtypen selbst. Trotz dem Mangel der Töpfer-
scheibe sind doch die Gefäße in ihrer überwiegenden
Mehrzahl — soweit es sich nicht um Naturnach-
bildung handelt — Nmdrehungskörper, also von
kreisrundem, seltener von elliptischem (Abb. 609 b,
6s0c, 628) oder mandelförmigem Grundriß (Abb.
6ssc). Manchmal kommen auch Gefäße in sechs-
paßförmigem Grundriß vor (Abb. 608 b u. c), deren
pabitus auffallend den Steinkeulen gleicht; man
braucht sich nur anstatt des Gesäßhalses einen langen
Prügel 'als Achse zu denken. Manche Gefäße er-
reichen eine sehr achtbare Größe; die Münchener
Sammlung enthält z. B. einen Behälter von 90 cm
Hohe und 60 cm Weite. Damit ist aber das Maxi-
mum der Leistungsfähigkeit noch nicht erreicht; denn
die bisweilen bei Bergung der Mumien verwendeten
Töpfe müssen jene Maße noch übertrosfen haben.

Die Profilierung der Gefäße ist oft von
bewundernswerter Eleganz, besonders bei den Nasca-
gefäßen; wie da die einzelnen Bestandteile des Ge-
fäßkörpers (Unter- und Oberteil) durch plötzlichere
Biegung des Profils sich deutlich voneinander tren-
nen und dadurch zugleich die Grundlage für die
dekorative Einteilung der Gefäßflächen gebend oder
wie Hälse und Füße nie in verschwommener Profi-
lierung aus dem Körper hervorgehen, sondern immer
bestimmt, in mehr oder weniger scharfer Kurve sich
an ihn ansetzen, das ist ebenso vorbildlich wie in
der griechischen Gefäßkunst.

Mit der Frühkeramik der alten Welt hat die-
jenige Perus auch die Fußlosigkeit gemein; wa-
rum der Gefäßboden zumeist eine annähernd flach-
kugelige Gestalt hat, wurde schon oben begründet.
In andern Fällen (Euzco, Abb. 6^6—6^8) findet sich
an Stelle des Fußes eine Spitze, mittels der man das
Gefäß leicht im Erdboden festdrehen konnte — ähn-
lich wie antike Amphoren; die Henkel sind tief unten
angebracht. Das ist im ersten Augenblick befremdend,
leuchtet aber sofort ein, wenn man sich die Hantie-
rung vorstellt; denn dadurch daß die Henkelpaare
an der dicksten Stelle und zugleich in der Höhe des
Schwerpunkts des gefüllten Gefäßes sitzen, erleichtern
sie sowohl das Feststellen im Boden wie das Aus-
gießen.

Stark umstilisierte Menschen- und Tierdar-
stellungen treten teils selbständig als ganze Ge-
fäße auf, wobei nur Flaschenhals oder Henkel —
oder beides — angesetzt werden mußte (Abb. 6(5
bis 6(8), teils als untergeordnete Schmuckteile an
Henkeln und Hälsen (Abb. 60^, 605, 609a, t>, 6(0a,
622—627). Neben dem Menschen kommen u. a.

9 Zahlreiche Beispiele besonders unter den Abb, 623—6^8.
 
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