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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 57.1906-1907

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Gmelin, L.: Peruanische Altertümer, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.9336#0316

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Peruanische Altertümer.

6(5 u. 6(6. Phantasiegefäße aus Pacharämac.
p/4 d. wirkl, Größe.)

auch Affen (Wollaffe?, Abb. 6O4, 6(4, 6(5), Vögel
(Abb. 6s (b), Uatzen /Puma? Abb. 605, 6(0a),
Zitterrochen (Abb. 6(06), Lama (Abb. 6 (9 a), Mu-
scheln (Abb. 609 c) ic. vor; seltener sind pflanzliche
Vorbilder wie z. B. an dem wohl den Uaktusfeigen
nachgebildeten Doppelgefäß (Abb. 608a). Ze weniger
die Töpfer sich durch zweckliche Er-
fordernisse gebunden fühlten, um so
charaktervoller wurden in der Regel
diese Tierdarstellungen. So lange das
Geschöpf selbst im wesentlichen nur
eine Variante eines Gefäßes fein sollte
(Abb. 6(2—6(9), mußte die Natur-
form sich mehr oder weniger Gewalt
antun lassen, bei aller Lharakteristik
einer Affen- oder Menschenphysiog-
nomie; auch bei Darstellungen in
Flachrelief (Fisch auf Abb. 609b,

Taschenkrebs auf Abb. 6((a) galt es,
sich zu beschränken. Wo aber ein
solcher Zwang nicht bestand, da er-
heben sich manche Tierbildungen zu
ungewöhnlicher Tharakteristik. Zn die-
ser Hinsicht sei besonders auf die Ge-
fäße (Abb. 6O4, 605 u. 6(0a) aufmerk-
sam gemacht.

Welchen Ursachen die ziemlich
häufigen Zwillingsgefäße
605, 608, 6(0a u. c) ihr Dasein ver-
danken, wird schwer zu ermitteln sein.

Trotzdem die beiden Gefäßkörper stets
äußerlich miteinander verbunden sind,
scheinen sie innerlich nicht immer einen
einzigen Hohlraum zu bilden; ihre
obere Verbindung mittels eines mehr
oder weniger wagrechten Bügelhenkels

erleichtert wesentlich das Tragen bei hängendem
Arm. Vielleicht hat dieser Umstand auf die Ver-
bindung von zwei Gefäßen hingewirkt, wie man ihn
auch als die Hauptursache der bügelartig gegabelten
Ausgußrohre anfehen kann: der Bügel diente beim
Tragen, der Flaschenhals beim Ausgießen als Griff
(Abb. 6(Ocl u. 6 ((b). Zn einem Fall (Thäncap)
trägt das eine der beiden Gefäße statt des Halses
einen Vogel, dessen einer Flügel sich zum Hals des
anderen Gefäßes hinüberreckt und so den Bügel-
henkel bildet. Das Motiv mit dem zwischen zwei
Ausgüssen sitzenden Bügelhenkel kommt übrigens
auch an einfachen Gefäßen vor (Abb. 6350, 64 (b).

Zm übrigen spielen die Henkel nur eine unter-
geordnete Rolle; meist beschränken sie sich auf einen
gerade für einen Finger ausreichenden Ring oder
auf ein Ringpaar in der Gegend des Halses, mit
den: zusammen bisweilen drollige Tierbildungen zu-
stande kommen. Die in den Abb. 622—627 darge-
stellten Gefäßmündungen zeigen drei Beispiele, je
von vorn und von hinten, bei denen Aopf und
Vorderfüße des Tieres vorn, Schwanz und Hinter-
beine hinten hervortreten; in einem Fall (Abb. 624-

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