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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 57.1906-1907

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Heilmeyer, Alexander: Wettbewerb um das Ausstellungsplakat "München 1908"
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https://doi.org/10.11588/diglit.9336#0326

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URttbewerb um bns Ansstellungsplakat .München (90s".

szz. Zur Ausführung bestimmtes Plakat von Jul. Diez.

entschiedene Vorzüge. Das Wortbild „Gdol" prägt
sich jedem Beschauer unauslöschlich ein. Wenn es
einmal gelänge, sich mit den Bewohnern des Mars
zu verständigen, könnte man als ersten Versuch das
Wort „Gdol" projizieren, telegraphieren, telephonie-
ren und lichtbildern. (Es ist eine der glücklichsten
und doch banalsten Wortprägungen der Volapük-
sprache der modernen Reklame. Doch es wirkt und
hat schon fabelhafte Summe» eingetragen. Der
Versuch einen für das Wort „Gdol" entsprechenden
zeichnerischen Ausdruck zu schaffen, ist immer miß-
glückt. <£s ist einfach eine unmögliche Aufgabe, weil
das Wort an sich sinnlos und doch als Laut und
Bild in dem Ausdruck „Gdol" bereits erschöpfend
dargestellt ist. Daß man überhaupt den Versuch
macht, Gdol zu illustrieren, beweist einen empfind-
lichen Mangel an ästhetischer Geschmackskultur. Wenn
ein Plakat eine dem Schlagworte ähnliche Wirkung
haben soll, muß es in ähnlicher Weise abgefaßt sein.
Es muß seinen Gegenstand erschöpfend darstellen;
sozusagen eine prägnante Form dafür finden. Das
ist natürlich nur möglich, wenn sich der Gegenstand
eben in graphischer Rürze darstellen läßt. Man wird
zugeben, daß es z. B. leichter ist, ein gutes Plakat

für eine Geflügelausstellung, eine Handlung mit
Thokolade oder Aakao zu erfinden, als ein gutes
Plakat für eine Ausstellung, die alle Arbeitsgebiete
modernen Lebens umfassen soll, herzustellen. Man
lese nur das Programm der Ausstellung „München
(908". Was wird da nicht alles ausgestellt: staatliche
Einrichtungen, Erziehungswesen, staatliche Wohl-
fahrtspflege, staatliches Verkehrswesen, die Tätigkeit
der StadtgeineindeMünchen in bezug auf das geistige,
das physische und wirtschaftliche Leben, eine histo-
rische Abteilung, die die Entwicklung der Stadt zeigen
soll: Volksschulen, sanitäre Einrichtungen, Elektrizitäts-
einrichtungen, städtisches Bauwesen (pochbau, Tief-
bau, Friedhofwesen), dann die große Gruppe der
Erwerbstätigkeiten auf allen Gebieten, die ange-
wandte Run st rc., Pandel, Wandel, Industrie in all
ihren Zweigen. Es wäre sehr schwer, einen bild-
lichen Ausdruck zu finden, worin von all dem die
Rede wäre — es würde einfach eine Tafel, wie man
sie auf Jahrmärkten bei Moritatensängern findet,
wo die ganze Geschichte in Bildern erzählt wird.
And doch muß ein Ausstellungsplakat eine ähnliche
anziehende und fesselnde Wirkung ausüben. Der Stil

65$. Entwurf von (Dito Feldman» (ein dritter Preis).

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