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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Editor]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 57.1906-1907

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Berlepsch-Valendas; Hans E. von: Das Kunstgewerbe-Museum zu Flensburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.9336#0355

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Das Uunstgewerbe-Mufeum zu Flensburg.

72Vstenfelder £jof. Im Bantenmufeum zu Lzuigby.

(Wiederabdruck aus Iahrg. 1(905, Seite 223.)

Ganz besonders interessant erscheint die aus
Werken der Frührenaissance zusammengestellte, sehr-
umfangreiche Abteilung, in der Hauptsache Möbel
oder Möbelteile. Sie zeigt, zu wie eigenartigen
Lösungen das handwerkliche Beharren im Alten, das
kräftig einsetzende Neue, die Mischung beider, führte.
Durch die ungleiche Zuwanderung fremder Arbeits-
kräfte ist wohl die Ausbreitung bestimmt; an einem
Grte ging sie rascher, am andern langsamer vor
sich. Das gleichzeitige Vorkommen völlig neugearteter
Arbeiten, die ihren Tharakter nicht bloß im dekora-
tiven, sondern vor allem auch im konstruktiven Teile
offenbaren und solcher, die völlig der alten Weise
entsprechen, ist nichts seltenes. Die aus Drengstedt
bei Döstrup stammenden Teile eines raumtrennenden
Getäfels (Abb. 696—698), Arbeiten der nordschles-
wigschen Schnitzerschule, s650 datiert, weisen noch

vollständig inittelalterliche Aonstruktions-
art auf. Die Stoßfuge der senkrecht
stehenden Vertäfelungsbretter wird durch
eine profilierte, zum Teil ornamentierte
Deckleiste verdeckt; unten hielt eine vor-
gelegte Fußleiste, oben eine wahrscheinlich
friesartig behandelte Zierleiste das Ganze
zusammen. (Das Getäfel aus dem Dorfe
Gjenner, ^637, weiter jenes von der
Hallig Hooge, f669, zeigt die gleiche Aon-
struktionsweise, während in dein Zimmer
von Föhr, s63l, verschiedenartige Lösun-
gen neben einander stehen.) Die orna-
mentalen Füllungen, nicht eingesetzt, son-
dern aus dem vollen Brett geschnitten,
zeigen Renaissancemotive mehr im Sinne
flächenfüllender Gebilde, nicht einheitlich
im gegebenen Raum entwickelt; es sind
lauter Ginzelmotive, geschickt im Raume gruppiert,
aber innerlich zusammenhangslos. Das Vorderteil
eines wandfesten Schrankes aus Tiderstedt dagegen,
datiert ^577, (Abb. 703) ist mehr als vierzig Jahre
früher entstanden, zeigt an den Türen ausgesprochenes
Rahmenwerk, in den Füllungen das bewußte Streben,
sie zur einheitlichen Erscheinung zu machen; das Be-
schläge dagegen erinnert noch durchaus an gotische
Vorbilder. Der Stuhlaufsatz aus dem Airchengestühl
des Domes zu Schleswig (Abb. 709) ist noch früher:
f560; in der kräftig plastischen Behandlung der
Schnitzerei trägt er bereits jenen Tharakter, der später
ausschlaggebend wird, im sog. Ghrmuschelstpl aus-
artet (Abb. 70f u. 702), bis dann diese Wildheit bild-
hauerischer Überschwänglichkeit zu Beginn des f8.
Jahrhunderts abflaut, ruhiger gearteten Gebilden
Platz macht, um im Rokoko, der übrigens für Schles-

722. Vstenfelder tjof; Grundriß. Im Bauienmufeum zu Lyngby.

(Wiederabdruck aus Iahrg. J905, Seite 222.)

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