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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 57.1906-1907

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Berlepsch-Valendas; Hans E. von: Das Kunstgewerbe-Museum zu Flensburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.9336#0358

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Das Kunstgewerbe museum zu Flensburg.

725. Beiderwand-Stoff, wolle und Leinen, dunkelgrün
und weiß; ^8. Iahrh.; Nordfriesland.

726. Beiderwand-Ttoff, wolle und Leinen, rot und weiß;
{<). Iahrh.; Nordschleswig.

neu sich vielfach durch eine dekorativ äußerst wirk-
same, allerdings meist ein wenig derbe Behandlungs-
weise aus, bei der kräftig wirkendes Gelb mit Vor-
liebe in Anwendung tritt. Daneben scheint auch in
manchen ländlichen Töpferwerkstätten eine ungewöhn-
liche Fertigkeit in einfacheren: Dekorationsverfahren
heimisch gewesen zu sein. Die beiden hier abgebil-
deten, in Rot und Gelb gehaltenen Schüsseln (Abb.
730 und 73 s) entstammen dem Dorfe Tellingstedt
in Norder-Ditmarschen und zeigen, daß neben der
Verzierungsweise mit dem Hörnchen auch das Vor-
reißen des Dessins mit nachher erfolgenden: Farben-
auftrage im Schwünge gewesen sein muß. Die Art
der Flächenfüllung, die sichere Beherrschung der Form
deuten auf lange eingebürgerte Übung. Von Belang
sind diese Erscheinungen dadurch, daß sie zur eigent-
lichen Bauernkunst zählen, während die Fayencen in
geschäftsmäßig geführten Betrieben hergestellt wurden.
— Die vielfach verwendeten Wandfliesen dürften z. T.
wenigstens holländischen Ursprunges sein. In Fried-
richstadt a. d. Eider existierte eine von Holländern
besiedelte Niederlassung. Das Zimmer, das von dort-
her stammt, Abb. 693, trägt durchaus holländischen
Charakter. Gb die Ausstattung desselben in Holland
entstand, ob sie von holländischen Kolonisten oder
von einheimischen Arbeitern nach holländischer Art
ausgeführt wurde, ist nicht festzustellen. Daß der
Einfluß der Niederlande, der durch den Verkehr der
schiffahrttreibenden Küstenbevölkerung ohnehin nahe-

gerückt war, sich vielfach geltend machte, geht auch
aus anderen Erscheinungen hervor. In der bäuer-
lichen Kunst hat er indes weit weniger Boden ge-
sunde::, als in: zünftigen Kunsthandwerk. Bezeich-
nenderweise hat dieses Friedrichstädter Zimmer einen
Kamin. In den Bauernhäusern kommt ein solcher,
wie schon gesagt, nirgends vor. ^— Wenigen vor-
handenen Resten nach zu schließen, die das Flens-
burger Uiufeun: bewahrt, muß auch die Gold-
schmiedekunst, wie das bei der Vorliebe für plastische
Dekoration nicht anders zu erwarten ist, in: Lande
geblüht haben. Zwei gotische Trinkhörner der Ka-
landsbrüderschaft, weiter ein „Schützenvogel" der
Papageiengilde, {6. Jahrhundert, einige Humpen
des Flensburger Schiffergelages lassen darauf schließen.
Das n:eiste Geräte an Edeln:etall mag verkauft
worden sein, als das Land unter der Kontinental-
sperre außerordentlich litt; soll doch Flensburg allein
in der Zeit von f807—\8{2 eine Einbuße von fünf
Millionen Reichsbanktalern Silber erlitten haben.
Für alte Holzgeräte zahlte man damals noch nichts,
sonst wäre wahrscheinlich auch davon nichts übrig
geblieben. Neben den zünftigen Gold- und Silber-
schmiedewerkstätten, aus denen eigentliche Geräte
hervorgingen, existierte indes nachweisbar eine große
Reihe anderer, welche den tagtäglichen Bedürfnissen
an eigentlichem Bauernschmuck: Ketten, Gehängen,
Knöpfen, Fibeln usw. entsprachen. Apenrade, Tondern,
Sonderburg, Hadersleben, Flensburg, Husun:, Kiel,

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