Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 57.1906-1907

DOI Artikel:
Roessler, Arthur: Drei junge Münchener Graphiker
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.9336#0378

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Drei junge Münchener Graphiker.

mri/xnwm

753. Exlibris; von Karl Schwalbach, München.

der große Reichtum einer Architektur erforderte,
fügen. Von selbst ergab es sich, daß in Fällen
reicher Architekturgestaltung, um die Einheitlichkeit
nicht zu zerstören, gewisse Grundformen mit ihren
künstlerischen Abwechselungen besonders bevorzugt und
den Forderungen des Zeitgeschmackes entsprechend
verwendet wurden.

Stil ist also Formsache. Die irgendeinem Zwecke
anzupassende „angewandte" Zeichnung wird sich
daher in bezug auf den Stil gleichfalls gewissen
Forderungen unterwerfen müssen. Es kommt nicht
darauf an, eine überhaupt und an sich hübsch wir-
kende Zeichnung zu verfertigen, sondern sie nmß,
sofern sie nicht als selbständiges Kunstwerk gewertet
zu werden Anspruch erhebt, material- und gegen-
standgemäß gearbeitet sein. Die hier reproduzierten
Arbeiten der drei jungen Alünchener Graphiker sind
nun als „angewandte Zeichenkunst" gedacht, haben j
aber weniger den Eharakter sich dem Objekt an-
passender Zierstücke als den Eharakter selbständiger
Zeichnungen, die dem künstlerischen Spiel- und Ge-
staltungstrieb ihr Entstehen verdanken.

Sie sind im Einblick ans ihre Wertgrädigkeit
untereinander sehr verschieden, obwohl jede einzelne
Zeichnung für sich gesehen, nicht ohne gefällige |
Wirkung bleibt. Die für meinen Geschmack be- |
deutendsten rühren von A. Schönmann her (Abb.
736—7^0), Trotzdem dreien seiner Exlibris der-
selbe Sujetgedanke zugrunde liegt, die koniposilionelle

Verwertung des Zirkels, und auf einigen unnötiger
Zierat angebracht ist, scheinen sie anderseits einem
geschlossenen und strengeren Stil näher zu sein als
die Blätter von Fritz Klee und Karl Schwalbach.
Neben ihnen bestehen mit gutem Erfolg die vier
Entwürfe Klees für das Schuhwarenhaus Speier,
die Oktoberfest-Karten und das Exlibris Heinrich
Kjölbye, wenn auch letzteres sehr nach einem Glas-
fenster-Entwurf aussicht. Die glücklichste Leistung
gelang Klee mit seinen wirklich gefälligen, kompo-
sitionell wie zeichnerisch bedeutenden Oktoberfest-
Karten. Sie lassen Einen für seine Entwicklung
hoffen. Für Linienwerte und Schwarz-Weißwirkung
zeigt er viel feines Empfinden. Dagegen ist die Wehr-
zahl seiner mit einein Ton gearbeiteten Zeichnungen
nicht völlig gelungen im Kunstverstande und mehr
als Notierung schnurrlauniger Einfälle amüsant anzu-
sehen (Abb. 7^6—75 J).

Zn der Nachbarschaft seiner beiden Kollegen
verliert naturgemäß Karl Schwalbach viel, trotz
einer gewissen manuellen Geschicklichkeit, die ihm
leider nur dazu dient, sich als Nachahmer Willi
Geigers zu gebärden (Abb. 752—75^). Die be-
wußt oder unbewußt, dies mag unerörtert bleiben,
betätigte Nachahmung Geigers, wie sie beispiels-
weise in dem Exlibris Or. Georg Burckhard zu
konstatieren ist, wird beinahe Imitation. Ich würde
es an Schwalbachs Stelle vorziehen, lieber ein,
wenn auch bescheiden origineller Schwalbach zu sein,
als ein durchaus unorigineller, wenn auch den
Fremden bestechender Abklatsch eines anderen Ori-
ginals. Bei einiger „angewandter" Selbstzucht kann
es ja nicht ausbleiben, daß ein immerhin so ge-
schickter Techniker, wie Schwalbach einer ist, zur
I eigenen Note gelangt.

Artur Rößler.

75^. Exlibris; von Karl Schwalbach. München.

359
 
Annotationen