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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 64.1913-1914

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Kunst und Schiffahrt
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https://doi.org/10.11588/diglit.8767#0016

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die nach der Sturm- und Drangperiode auf dem
Gebiete der Kunst sich allmählich durchzusetzen be-
gannen, auch auf dem Weltmeer Geltung zu ver-
schaffen.

Mit Spannung verfolgte die deutsche Kunst-
welt die Lösung dieser neuartigen Aufgabe, die,
wie sich bei der Indienststellung des Dampfers
„Kronprinzessin Lecilie" ergab, als eine wohl-
gelungene bezeichnet werden konnte. Die Kritik
begleitete dies Ereignis mit Worten höchster An-
erkennung sowohl für den Norddeutschen Lloyd als
Auftraggeber, als auch für die schaffenden Künstler.

wir geben hier dem Leiter der Bremer Kunst-
halle, Or. Gustav Pauli, das Wort, nach dessen
allgemeinem Urteil der „Erfolg so gut war, wie
man ihn nur hatte wünschen mögen". Pauli fuhr
dann fort:

„In dem Lobe Bruno Pauls waren sich alle
einig, während im übrigen die Meinungen zwischen
den Vorzügen Olbrichs und Riemerschmids schwank-
ten. Äußerst interessant war es jedenfalls, zu ver-
gleichen und zu sehen, wie ein jeder von den dreien
sich mit einer ihm bisher völlig neuen Aufgabe ab-
gefunden hatte. Am originellsten erschien Riemer-
schmid, der in eigenartigen Dekorationsmotiven,
z. B. in einer durch dünne Brettchen gebildeten
Kassettendecke, die Lebhaftigkeit seiner Phantasie
und in tiefen, entschiedenen Farbenzusammen-
stellungen seine Vorbildung als Maler bekundete.
Am'elegantesten — geradezu raffiniert — nahm sich
die Zimmerreihe Olbrichs aus. Der vielgewandte,
wiener Meister hatte es verstanden, mit der ihm
eigenen liebenswürdigen, fast koketten Leichtigkeit
auch diese Aufgabe zu lösen, Helle, blaugoldige
Farbenstreifen — die Zusammenstellung scheint
Pfauenfedern entlehnt zu sein — beleben ein in
weiß gehaltenes Schlafzimmer, wände und Möbel
im anstoßenden Wohnzimmer sind mit einem silbrig
glänzenden Leder überzogen. Die Einrichtungen der
Schränke und Toiletten verraten die Erfahrungen
eines in allen Künsten der Mode bewanderten
Meisters, wenn somit Olbrich die Stimmen der ele-
ganten Mondänen für sich gewann, so hatte Bruno
Paul die Männer und Sportsleute auf seiner Seite.
Nicht die Eigenart der Erfindung dieser und jener
Möbelform, auch nicht die verführerische Eleganz
der Dekorierung war es, die seine Einrichtung aus-
zeichnete, vielmehr die Verständigkeit, die überall
das Praktische erkennt und es mit feinem künst-
lerischen Gefühl gestaltet. wo Riemerschmid
anregte und Olbrich bezauberte, wußte Paul zu
überzeugen. Und darum wurde ihm mit Recht
der Preis zuerkannt."

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