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N°. 51

K u n ft - Bl a t t.

Donnerstag, 16, April 1829*

München, im März 1829.

(Beschluß.)

An diese Kuppel schließt sich das Heiligste, der
Hauptchor an, welcher vor der Nische zwey Baudge-
wölbe hat. Auf dem ersten werden in drei, Darstellungen
die Einsetzung des Abendmahles, die Erthei-
luug der Schlüssel und die Sendung der Apo-
stel angebracht, und über den beyden Enden au den Pfei-
lern die vier Väter der Kirche: St. Ambrosius,
Gregorius, Hieronymus und Augustinus. Das
zweyte, welches den Hauptchor wie ein Nahmen um-
schließt, enthält in reichen Verzierungen eine Reihe von
Medaillons, in welchen die Hauptgleichuisse in Be-
zug auf Christi Lehre dargestellt und von Sprüchen
umgeben werden. Dies Band stüzt sich zu beyden Seiten
des Hauptchors auf zwey Pfeiler, an welchen Cherubim
stehen, der eine mit Schiverdt und Wage, das Gericht,
der andere mit Palmzweig und Märtyrerkrvne, die Gnade
bedeutend. Hieran stößt unmittelbar die Chornische; in
deren Mitte steht Christus der Erlöser, über ihm
schwebt der heilige Geist und zu höchst Gott Vater.
Ein reicher Kranz von Seraphim umgibt dieses Bild
der Dreyeinigkeit, und zu beyden Seiten des Erlösers
stehen noch, symmetrisch geordnet, Petrus und Pau-
lus, andeutcnd das neue, und Moses und Elias, an-
deutend das alte Testament.

Hiermit schließt der ganze Cvclus der Kirche und es
bleibt nur noch der Mnsikchor über dem Eingang übrig,
welcher zwischen reichen Verzierungen mehrere allegorische
* und symbolische Gestalten der Künste und Wissenschaften
in Bezug auf die Religion enthalten wird.

Schon ans dieser gedrängten Uebersicht, die nicht ein-
mal den Entwurf des Künstlers ganz vollständig enthält,
ergibt sich die innere Cvnseguenz und Zweckmäßigkeit des
Plans, und je seltener in unfern Tagen zusammenhän-
gende religiöse Darstellungen im Gebiete der Malerey er-
scheinen , desto größere Aufmerksamkeit muß ein Werk er-
regen, das einen so gründlich durchdachten und schon

geordneten Cyclus der Hanptsymbole katholischer Lehre
umfaßt. Wenn gleich bey der Ausführung im Einzelnen
noch manche Veränderung eintreten wird, so glauben wir
doch nicht, daß der Künstler an dem Wesentlichen seines
schon so.dnrchgcbildeten Gedankens etwas verändern wird.
Die ganze Ausschmückung der Kapelle wird nach diesem
Entwurf eben so reich als bedeutungsvoll find belehrend,
und wir sehen in ihr die zweckmäßige und tiefsinnige An-
lage der frühesten christlichen Kunst in gereinigter und
veredelter Form wiederkehren.

Faßt man die Gegenstände der drey erwähnten großen
Werke der Malerey, so wie der schon größtentheils vollendeten
in der Glyptothek in'S Ange, so ist einleuchtend, welcher
große Vortheil der Kunst dadurch erwachsen müsse, daß
die Erfindungskraft ans dem ursprünglichen Quell der
Religion, Poesie und Geschichte frep schöpfen und in wei-
ten Räumen sich auSbreiten darf. Cyklische Gemälde von
ernster Bedeutung auf eigenthümliche Weise anszubilden,
ist ohne Zweifel das Größte und Nützlichste, was man
einer aufstrebenden Kunst gewähren kann, und diese Auf-
gabe, so wie die großartige Conception der Prachtgebäude,
welche die Räume dazu liefern, verdanken wir dem eben
so großartigen als tiefen Sinn eines Königs, der unsrer
Zeit bietend, nicht was sie in ihrer Erschlaffung verlangt,
sondern was zu ihrer Stärkung und Erhebung Noth
thut, diese Werke hervvrgerufen hat.

Die protestantische Kirche, die vor dem Catls-
thor errichtet wird und über deren Anordnung wir be-
reits im Kunstblatt (1827 Nr. 67.) berichtet haben , ist
unter der Leitung ihres Architekten, des Oberbauraths
Pertsch, im verflossenen Jahre schnell emporgestiegen;
auch ist das Kirchenhaus selbst bereits unter Dach ge-
kommen. Im laufenden Jahre wird der Thurm vollends
anfgerichtet und im zukünftigen das Innere beendigt wer-
den. Ist einmal der Platz vor der Kirche von den stö-
renden Baraken befreyt, so wird das Gebäude von der
Straße aus eine gute Wirkung machen, so wie auch die
Einrichtung des Innern sich als zweckmäßig erproben
wird. Obgleich zur Ausschmückung dieser Kirche keine
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