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des Figurenstudiums und der zarten Auffassung des Ge-
genstandes den größten Beifall zollen *).

Dürers Verladung mit Agnes Frey finden wir im
vierten Blatt. Die Hände der beiden jungen Leute
werden durch die segnende Hand ihres Vaters gehalten.
Agnes Eltern stehen zur Linken und die Alte am Tisch
erhebt in frommer Freude die Hände zum Gebet. Die
junge Verlobte ist ein hübsches ehrbares Mädchen, doch
unterließ der sinnige Künstler nicht, in ihrem Blick etwas
von dem später gegen ihren Gatten ausgeübten Groll und
Hader anzudeuten.

Im fünften Blatt ist die Darstellung, wie der
große Kunstbeschützer des I5ten Jahrhunderts, Kaiser Ma- j
rimilian, von Dürer einen Entwurf zu einem Gemälde
mit der Kohle fertigen ließ. Marimiltan versuchte zwar
selbst zu zeichnen, wurde jedoch (wie Melanchthon berichtet)
durch das Abbrechen der Reißkohle daran verhindert, da-
her der Künstler, als er die Kohle in die Hand nahm
und seine sichere Führung des Striches zeigte, zum Kaiser
sagte: dies ist mein Sccpter. In der Werkstatt
Dürers sieht man an der Wand die beiden berühmten
Apostelgemalde des großen Meisters. In dem Kopfe Ma-
ximilians erkennt man die größte Aehnlichkeit mit dem
bekannten großen Holzschnitt, jedoch erscheint in Wagners
Zeichnung die ganze Figur etwas zu dick.

Das sechste Blatt enthalt die Gefahr, welcher
Dürer auf seiner zweiten Reise nach Holland bei der Aus-
schiffung zu Middelburg durch Geist und Kraft widerstand.
Kaum kann der Steuermann das Boot durch das Ruder
gegen den Sturm und die Bewegung der Wellen regie-
ren, nur Dürer steht mit aller Kraftanstrengung (gleich-
sam wie Neptun in Rubens Yuos Ego) im schwankenden
Kahn und hält das Seil des aufgeschwellten Segels. Die
beiden in Angst schwebenden Frauen könnten wohl Dürers
Frau und Magd bedeuten, welche die zweite Reise mit
unternahmen, jedoch findet sich in der Erzählung, so wie
in der Erläuterung des Blattes darüber nichts Be-
stimmtes.

Wilibald Pirkhcimcrs Besuch an Dürers Krankenbett
zeigt uns das siebente Blatt; der entkräftete Dürer
reicht dem ehrenwerthen und vertrauten Freund die Ab-
schiedshand. Die zänkische Agnes, deren böser Charakter
durch die Gesichtszüge, so wie durch die an ihr Kleid sich an-
schmiegende Katze angedeutet ist, befindet sich an der Thür
des Zimmers, grämlich auf den Freund ihres Gatten zu-
rückblickend.

*) Ein beifälliges Zusammentreffen über diesen Gegenstand
findet sich im artistischen Notizenblatt No. io. 1829,
Dresdener Abendzeitung.

Waren die Gesi'chtszüge des edlen Pirkheimer nach
dem bekannten Dürer'schen Kupferstich genommen, so würde
uns das Bild die Scene noch naher legen.

Als eine Zugabe erscheint auf der achten Tafel
das Fac Simile Dürers*), neben einem im Profil
gezeichneten Kopf sind folgende Schristzüge:

„Daz nebensichtig augesicht ist in sainer Leng » st daz
„fürsichtig und weit geczvgen in ein rechte Fürung 8 teilen.
„Dy Fürung wird geteist mit zwerchlinien wie daz für-
„sichtig. Dann geed die liny durch dp l fujur gar aws
„wenn dp hoch sind geleich aber nun muster nemen die
„weiten des zwerchen kopffs die mach also teilt die Firung
„überzwerch in 7 teil mit awfrechten strichen In den
„forder 2 teilten wird begriffen die nas awg mawll und
„kinn Im 5 felt dahinden wird begriffen daz vr sein
„preit." -

!) Welches von Murr entlehnt ist und übrigens im Ein-
zelnen viel Aehnlichkeit mit dein auf der Kdnigl. Biblio-
thek zu Dresden aufbewahrten, höchst merkwürdigen Ma-
nuscripte Dürers über die Proportionen des menschlichen
Körpers befizt. Es ist bei dieser Gelegenheit zu bemer-
ken , daß dieses Mannseript nicht dasselbe mit dem schon
im Druck befindlichen Werke vom Jahr 1528, sondern
in vielen Artikeln vermehrt und bereichert ist.

Neue artistische Werke.

1) Pioturesque antiquities of the english eitles, il-
lustrated by a Series of Prints etc. byjohn Brilton.
London, Longman. 1S28. 1S29. No. 1 — 3.

2) Oullines of the Aegina-Marblcs, drawn from the
Statues at the Liverpool Royal Institution by Edward
Lyon. Liverpool, Smith, 1829.

3) Monuments des Arts du Dessin chez les peuples
tant ancicns que modernes, recueillis par le Bar. Vi-
vant Denen, lithographies par ses soins et sous ses
ycux, de'crits etcxplique's par Araaury Duval. Tom. 1.2.
Fol. Paris, Brunet Denen, 1829.

4) Lectures on Sculpture by John Flaxroan.

Esq. With a brief memoir of the author. London, Mur-
ray, 1829. 8.

5) Christus und zehn Apostel, nach Tyorwaldscns
Statuen, gez. von Minardi und Camia, gest. von
Folo, Bettelini, Marchetti und Fontana, li Bl.
gr. Fol. Pr. 55 fl.

6) J cette colli di Roma con lc allri parti adja-
cenli o sia Roma antica e moderna rilerata, ristaurata ed

j illustrata dall’Architetto Luigi Rqssini » dal medes.
[ disegnala ed incisa. 8 Bl. gr. -Querfolio.
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