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hak besonders noch durch Spiegelung naher und entfernter
Gegenstände, vorzüglich des Himmels, etwas höchst Er-
freuendes und Belebendes für den Anblick, weßhalb auch
die Erdmalerei nur selben ein größeres Bild liefern wird,
wo es ganz fehlte. Betrachten wir dagegen-den Inhalt
der Landschaft, so ist er entweder der Wirklichkeit treu
nachgebildet oder dieser ist dichtend znsammengesezt; dorr
beißt sie Prospekt, hier idealische Landschaft.
Bei lezterer ist jedoch nicht die Idealität gemeint, von
der bei der Geschichtsmalerei die Rede war; denn es gibt
zwar Bäume, Gebirge, Gewässer u. s. w., die von Jeder-
mann für schöner als andere dergleichen gehalten werden
(wie z. B. ein Eichbaum mehr malerische Schönheit als
eine Pappel hat), aber ein Ideal eines ^Baumes, Ge-
birgS u. f. f. gibt es für die Anschauung nicht. Dennoch
ist der Künstler fähig nach seiner Idee, durch freie Zu-
sammenstellung wirklicher Naturgegenstände eine schöne
Landschaft zu erfinden, und eben so kann er auch, wenn
er wirklich in den Geist der Natur einzndringen versteht,
die einzelnen Theile, wie Felsen, Gebüsche, Wasser und
dergl. mehr, ohne sie in der Natur zu kopiren, dem ihnen
beiwohnenden Charakter gemäß dergestalt darstellen, daß
dieselben, ohne bestimmtes Abbild zu seyn, doch in dem
Einzelnen wie im Ganzen wahr und naturgemäß sind.
Verlangt die Erfindung Phantasie mit Einsicht im Verein,
um dem zu Folge ein ideales landschaftliches Gemälde zu
entwerfen , so gehören nicht minder hierbei und beim Pro-
spekt ein bedeutender Vortrag *), ein richtiges und gebil-
deteres Gefühl dazu, um das Naturlebeu in seinen Ge-
bilden aufzufassen und es treu und warm wieder zu geben.
Kommt es bei dem Prospekt hauptsächlich auf gewissen-
hafte Treue der Darstellung, die jedoch von sklavischer
Steifheit entfernt seyn muß, und auf die Rechnung des
günstigen Punktes an, von welchem eine bestimmte Ge-
gend den eindrucksvollsten Anblick gewährt ; so kann bei
der idealischeu Landschaft nichts den Mangel ein-
sichtiger Wahl entschuldigen, welche jedoch nie die Natnr-
wahrheit dem bloßen Effekte opfern wird. Am glücklich-
sten ist der Landschafter zu nennen, wo dieser ans jener
entspringt, und wenn in seinen Gemälden: die Morgcn-
sonne bte. Gipfel der Berge erheitert und ihre Strahlen
streifweise die niedern Hohen aus der weichenden Dämme-
rung hervortreten laßt und das frische Grün der Gebü-
sche sich aus den Dünsten der Gewässer entschleiert; wenn
der Mittag die Düfte vertrieben -hat, nur wenige kurze
Schatten auf den Gefilden Lagern, sich alles im hellsten
sonnigen Lichte zeigt, die Seen und Flüße, die Bäche

und Quellen das reine Himmelsblau verklärend spiegeln,
und alle Umrisse klar und deutlich erscheinen; wenn end-
lich am Abend das sinkende Licht um die Spitzen der
Halme spielt und röthlich an den Stämmen der Bäume
dahin schleichend lange Schatten wirft, welche ganze Ruhe-
stellen dem Auge Hinbreiten, dann wird er dieses Zweckes
sicher nicht verfehlen.

(Der Beschluß folgt.)

Paris.

Die zweijährigen Ausstellungen im Louvre, welche
man 1828 in jährliche zu verwandeln beschlossen hat, und
die in der Folge ans unbestimmte Zeit verschoben wurden,
schienen .mehr als. je durch besondere,, von höheren Be-
stimmungen unabhängige Ausstellungen ersezt werden zu
müssen, welche den Künstlern die Mittel böten, gegen die
Theilnamlosigkeit und die Vergessenheit anzukämpfen', mit
denen sie sich bedroht sahen. Diesen lobenswerthen Zweck
suchten im November v. I. die Herren Gaugain und
Comp, durch 'Errichtung des M us c e Colbert zu er-
reichen. 'Die Benennung eines Museums konnte ein we-
nig ehrgeizig erscheinen, aber man muß bemerken, daß der
-Name Gallerte Anlaß zu einer Verwechslung mit dem Durch-
gänge hatte geben können, der schon denselben Namen führt;
und außerdem schien es in dein Augenblicke, wo die' leben-
den Künstler ans dem Punkte waren, das eigentliche
National- Museum sich verschlossen zu sehen, nicht un-
geeignet, selbst in Hinsicht der Benennung, eine kleine
Entschädigung zu geben. Glücklicherweise hak das Mini-
sterium nun beschlossen, daß der Mnipel der Musen , jedes
Jahr seine Thore offnen soll, und man kann diesem Be-
schlüsse nur ungetheitten Beifall geben, weil nichts die
große Festlichkeit einer Ausstellung hätte ersetzen können,
an welcher die ganze Nation Theil zu nehmen eingela-
den ist.

Das Museum Colbert bietet indessen den einheimischen
und auswärtigen Zeichnern, Malern und Bildhauern einen
fortwährenden Ort zur Ausstellung, und ein. Mittel znm
Absätze ihrer Werke dar. Die Bewohner der Hauptstadt,
der Departements und die fremden gleisenden finden da-
rin beständig Werke der lebenden Künstler, und der
Kunstfreund ist durch Betrachtung oder Ankauf derselben
am leichtesten im Stande, dem Gauge der Kunst Schritt
vor Schritt zu folgen.

" ■■) Wir verstehen unter dem Vorträge die technische Ans-
fäbrung des Gemäldes selbst.
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