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Kunstblatt.

Dienstag, den 28. Juni 1842.

Mitthciinngcn ans DcrUn.

Berlin, den 9. Juni 1842.

Am 3. Juni fand Hieselbst die öffentliche Jahres-
sitzung und Preisvertheilung der königl. Akademie der
Künste, unter dem Vorsitz des Direktors vr. G. Scha-
dow, statt. Der Jahresbericht gab von der im Allge-
meinen sehr erfreulichen und erfolgreichen Thätigkeit
der Zöglinge und Schüler, sowohl in der mit der Aka-
demie verbundenen höheren Kunstanstalt als in den ihr
untergeordneten Kunst- und Gcwerbschulen (in Berlin.
Königsberg i. Pr., Breslau. Magdeburg. Danzig und
Erfurt) Rechenschaft. Es konnten demgemäß eine bedeu-
tende Anzahl von Ermnnterungsprämien und Preisme-
daillen ansgetheilt werden. Hierbei ward des glanzenden
Aufschwungs gedacht, welchen das Kunsthandwerk in
neueren Zeiten im preußischen Staate genommen, so daß
keine Concurrenz mehr mit dem Auslande zu fürchten
ist; es ward dabei aber zugleich als ein Uebelstand, vor
dem besonders gewarnt werden müffc, bemerkt, daß der
Handwerker, wenn er in seiner Sphäre, und zwar in
einer artistischen Technik, das Treffliche geleistet, sich
nicht selber für berufen halte, nunmehr in das Fach
der selbstständigen Kunst überzugehen, ohne doch zu er-
wägen, daß es für den letzteren Beruf vor Allem auf
die höhere Kraft des selbstständig produktiven Geistes
ankomme. J„ der That scheint es. daß diese Warnung
nickt genug z„ beherzigen ist; sie deutet auf ein charak-
teristisches Gebreche» unserer Zeit. Bei der allgemeinen
Verbreitung eines gewissen Bildungsgrades hat der Reiz,
den eine freiere geistige Stellung gewahrt, auch eine
größere Verführungskraft gewonnen; besonders aber liegt
in dem Nimbus des künstlerischen Berufes etwas gar
Verlockendes. Wie Viele, die heutiges Tages mit dem
Namen des Künstlers prunken, würden für sich ein un-
gleich ehrenvolleres Loos ziehen, wenn sie der Resignation,

die sie ans eine mehr handwerkliche Thätigkeit hin-
führte, fähig wären! Liegt indeß die Wurzel dieses
Nebels in der gesteigerten Bildung unserer Zeit, so laßt
sich auch von ihr die Heilung hoffen; denn in demselben
Maaße, wie die allgemeine Bildung wahrhafter und
innerlicher wird, muß auch das Urtheil über den wahren
Werth der Dinge und über die eigne Fähigkeit sich läu-
tern. Cs ist somit vielleicht erlaubt, den gegenwärtigen
Zustand nur eben als ein vorübergehendes Cntwickelungs-
Moment zu betrachten. Der Jahresbericht erwähnte
außerdem die Mitglieder, welche die Akademie seit einem
Jahre durch den Tod verloren; mit besonderer Ausführ-
lichkeit ward dabei unseres großen, ewig unvergeßlichen
Schinkel gedacht, an dessen Hinscheiden wir noch immer
nicht ohne den bittersten Schmerz zurückzndenken ver-
mögen. — Zwischen den einzelnen Vorträgen der Sitzung
und den Preisvcrtheilnngen wurden, wie gewöhnlich,
musikalische Cvmpositioncn, die von Eleven der mit der
Akademie verbundenen Musikschule gearbeitet waren,
vvrgetragen. Die Arbeiten der Schüler aus den ver-
schiedenen Klassen der bildenden Künste und der Kunst-
und Gcwerbschulen waren in den Sälen der Akademie
öffentlich ausgestellt. Sie enthielten die Belege zu dem
oben angeführten günstigen Urtheil. Auf das Einzelne
dieser Arbeiten näher einzugehen, ist hier nicht der Ort.
Doch kann ich nicht umhin, der zahlreichen architektoni-
schen Entwürfe zu gedenken, welche unter Leitung des
Prof. Strack, nach mannigfach verschiedenen Aufgaben,
gefertigt waren. Man erkannte in diesen Arbeiten eine
Schule, welche Ernst und Solidität der Compvsitivn
mit feinem Sinn in der Ausbildung des Einzelnen und
mit geschmackvollem Vorträge glücklich zu verbinden
strebt. Es waren großentheils junge Architekten aus
Süddcutschland, welche au diesem Fache des akademischen
Unterrichtes Theil genommen.

Die Theilnahme der hiesigen Freunde mittelalter-
licher Kunst ist durch die kürzlich begonnene Restauration
! der hiesigen Klosterkirche (Kirche eines ehemaligen
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