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Qf 21

K n n s 1 b l a t i.

Dienstag, -en 15. Mur) 1842.

Die Dii-werke des Kölner Domes.

Da man im verwichenen Frühllnge, als die herr-
lichste aller deutschen Kirchen, der Kölner Dom, von
Außen würdig hergestellt war, zur Wiederherstellung im
Innern schritt, glaubte man nur die verschrobenen Spuren
der verwichenen Jahrhunderte wegbrcchen zu dürfen, die
bankünstlerischen alten Bogen wieder aufsrischen zu müssen,
um das Kunstwerk bis dahin zu vollenden, und ähnele
kaum, daß in der staubigtenHalle noch herrliche Schätze des
altdeutschen Pinsels und Meißels zu finden seyen. Freilich
waren an der Rückwand deö Chores über der Orgel
Farben sichtbar, aber diese zeigten rohe bäurische Ge-
stalten, welche das,Auge eher verletzten als erquickten,
und die Apostelbildsäulcn um den Altar herum, an den
Säulenbunden, waren so in Staub gehüllt, daß keine
menschliche Form mehr an ihnen vortreten mochte. Da
nun die große» Säulenbunde beschädigt erschienen und
ausgcbcssert werden mußten, war die erste Sorge unseres
würdigen Dombaumeistcrs Zwirner, die verblcichten
Tapetengewirke wcgnehmen zu lassen, welche die Wand,
die den Chor absondcrt, überdeckten. Die Gewebe,
wahrscheinlich Pariser Arbeit, waren gar nicht schlecht,
nach Rubensschcn Zeichnungen gefertigt, paßten aber auch
als solche schon übel zu einer Kirche im würdigen Style
altdeutscher Kunst. Hinter den Gobelins fand sich gerade
das, was sich zu der Kirche wahrhaft schickte, vbschon es
im 17tcn Jahrhundert als geschmacklos verhangen worden
war. Die ganze innere Wand der Einfassung, von den
Chorstühlen aufwärts, zeigte Gebilde mit Eiweisfarbcn
bemalt. Gestalten, Anordnungen der Gruppen, Zeich-
nungen und Perspective, Alles stimmt überein, daß hier
von den ältesten der überlieferten vaterländischen Ma-
lereien scyn möge». Wie auf den ältesten Glasgcmäldcn
das Fensterfeld zerlegt ist, so schauen wir auch hier die
Steinwand durch architektonische Bogen, die noch der
Uebcrgangszcit mehr alö dem blühenden gothischcn Style
angchören, in viele kleine nischcnartigc Felder abgethcilt,

in drei Geschossen übereinander. Das untere derselben
enthält nur enge gedrängte Nischen, in welchen sich
rechts des Chores Fürsten und Helden, links Bischöfe
und Priester zeigen; wahrscheinlich solche, welche sich um
Gesittung und Ausbreitung des Christenthums im deut-
schen Lande Verdienste erworben haben. Das mittlere
Geschoß, welches in breitere Räume abgetheilt ist, ent-
halt in gruppirten Darstellungen die Einführung des
Christenthums am Rhein; das obere und letzte Geschoß
wird von den Thürmchen, den Architekturverzierungen
und einem teppichartigen Hintergründe eingenommen.
Die Architektur, d. h. die Bogen und Spitzen in allen
diesen Geschossen sind in Gold ans rothem Grunde an-
gebracht, der durch die Vergoldung einen lebendigeren
Schein erhält. Der Tcppichgrnnd ist mit Vergoldungen
und farbigren Glasstückchen, die wie Edelsteine angebracht
>ind, reich au'sgestartet. Die Perspective ist bei den
Gebäuden von einem höher» Punkt genommen, während
die Figuren von einem andern Punkte cingezeichnet sind,
so daß zwischen denselben, ja oft zwischen den einzelnen
Figuren, besonders zwischen Menschen und Thiercn,
kein natürliches Verbaltniß statrstndet. Dennoch ist
besonders in den Gesichlszügcn Ausdruck, und in den
Anfangsbuchstaben der Unterschriften viel Witz und Zier-
lichkeit, in dem Ganzen unendlicher Fleiß hcrvorleuch-
tcnd. Aller Wahrscheinlichkeit nach war diese Malerei
schon zur Zeit der Einweihung des Empore des Dvm-
chores vorhanden, mithin vor dem Jahr 1320 gefertigt,
und muß uns als solche von unendlichem Werthe seyn.
Da das innere, zur Herstellung der Säulenbunde be-
stimmte Gerüst bis zu einer Höhe von 30 — 40 Fuß hin-
aufreichte, da man aus der Nahe die Apostelbildcr be-
trachte» konnte, welche sich im Kreise um den Hochaltar
an den Säulen erheben, und nachdem der Staub einiger-
maßen weggebürstet war, erstaunte man noch mehr über
die Pracht, Würde und Schönheit, die sich i» diesen
Gebilden entfaltet. An den vierzehn, dem Hauptaltar
zunächst stehenden Säulen lehnen die Apostel mir dem
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