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Kunstblatt.

Pirnftag, den 4. Januar 1841.

D a n n e ck e r.

Es mag sich geziemen, diesen wohlbekannten Namen
an die Spitze des neuen Jahrganges einer Zeitschrift zu
stellen, zn deren Entstehen und frühestem Gedeihen Der-
jenige, von welchem wir reden wollen, nicht wenig bci-
getragen hat. Jetzt, wo derselbe auch ans dem engeren
und stilleren Kreise, in welchen er sich seit etwa zwölf
Jahren zurückgezogen hatte, durch den Tod geschieden
ist, drückt sich auch wohl von mancher Seite der Wunsch
nach seinem Gedächtnifi aus, und es soll im Nachfol-
genden versucht werden, dieser gerechten Anforderung
zu entsprechen. Eine von früher Jugend an veriraurcre
Verbindung mir dem Hingeschiedenen setzt den Verfasser
dieser Zeilen in den Stand, Mehreres, was an verschie-
denen Orten, zumal in dem altern und jünger» Conver-
sativnslericon über Dannecker mitgetheilt ist, zu berich-
tigen und Neues hinzuzufügen. Zugleich dürfte ange-
messen erscheinen, ihm als einem der Wiederhersteller
der modernen Bildhauerkunst seine eigenthümlichc Stel-
lung in der Zeit und sein Verhaltniß zu de» Vorgän-
gern und Mitlebenden mit unbefangener Würdigung
anzuweisen.

Geboren am 15. Octobcr des Jahrs >758 in Stutt-
gart , war Johann Heinrich Dannecker der
Sohn eines herzoglich würktemdergilchen Maulrhierknechts
und wuchs unter armen Verhältnissen i» einem niedrigen
Häuschen der ober» Büchscnstraße heran, ja, welches so
niedrig und unansehnlich war — jetzt ist eü langst nebst
ander» Nachbarwohnungen abgerissen und durch das
stattliche Haus Nr. 36 ersetzt — daß bei der festlichen
Heiniführung, welche der Herzog Karl im Jahr 1748
seiner ersten Gemahlin, der Prinzessin Elisabeth von
Brandenburg - Baireuth veranstaltete, eine spanische Wand
diese» unerquicklichen Thcil der damalige» Hauptstraße
der Residenz zu verdecken vermochte. Bein er>ren Reli-
gionsunterrichte wohnte er in dem Chore der nahen
Hospitalkirche bei und empfing darin Eindrücke, die noch

in seinem hohen Alter frisch genug waren, um ihn zu
einem Zeichen dankbaren Andenkens zu bestimmen, in-
dem er das Modell seiner Christusstatue in den Chor
dieser Kirche stiftete und daselbst in würdigster Weise
aufstellen ließ.

Schon mit sechs Jahren mußte jedoch der kleine
Dannecker eine Veränderung des Wohnorts und der
Schule machen, da sein Vater 1764 nach Ludwigsburg
versetzt worden war. Hier regten sich bald auch die ersten
Spuren seiner künstlerischen Begabung. Er sing an, auf
jedes Papier, das ihm zuficl, Blumen und Soldaten
zn zeichnen, und wenn cs ihm daran fehlte, das Zeich-
nen mirrelst eines geschliffenen Nagels auf den Werk-
steinen eines benachbarten Steinhauers fortzusetzcn. Dieser
Trieb war so mächtig, daß der Knabe den Wunsch einer
hoher» Ausbildung lebendig empfand. Aber wie sollte
dieß, bei aller Zärtlichkeit seiner Eltern, mit den beschrank-
ten Mitteln und in den gedrückten Verhältnissen ihres
Standes geschehen? Mußte doch der arme Knabe an'
den häuslichen Geschäften die Hand mit «»legen, und
unter Anderm» wie er späterhin oft mir wehmürhigem
Scherz erzählen konnte, an den drei Stunden entfern-
ten Cannstattec Sauerbrunnen gehen, um daselbst eine
Anzahl Krüge zu füllen und heimzutragen.

Aber ihm sollte geholfen werden. Eben damals
hatte Herzog Karl beschlossen, auch Kinder seiner Hof-
diener in die Militärakademie, mit welcher eine Schule
für Musik, Tanz und die anderen Künste verbunden
war, aufzunehmen. Es war am Ostertag des Hunger-
jahrs' 1771, als der Vater Dannecker's zu Hause erzählte,
der Herzog habe auch ihn aufgefordert, seinen Sohn in
das Institut zu übergeben. Der dreizehnjährige Sohn,
von dieser Nachricht froh ergriffen, erbat sich von ihm,
das Anerbieten des Fürsten anzunchmen. Weil aber der
Vater, der die Furcht empfand, es möchten diese Kinder
unter einem glanzenden Schein nur eben für den Ka-
maschendienst erzogen werden sollen, nicht zustimmte, und
alö er den mir Bitten widerstrebenden Sohn i» die
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