<R- 91.
Kunstblatt.
Dienstag, den 15. November 1842.
Lieber den Kölner Dom.
Geschichte und Beschreibung des Doms von Köln i
von Sulpiz Boisseree. Zweite umgearbci-
tcte Ausgabe mit fünf Abbildungen. München,
literarisch-artistische Anstalt. 1842. (119 S.
in gr. 4.)
(Schluß.)
Endlich noch ein Wort über die ältere Domtirche
von Köln, an deren Stelle im 13. Jahrhundert die jetzige
trat. Der Vcrf. spricht über dieselbe (die er auch schon
in seinem früheren großen Werke behandelt hatte) im
Anhang; er bezieht sich ans die Beschreibung, die uns
Gelen von ihr hinterlassen hat, und entwirft nach dieser
Beschreibung die auf einem besvndcrn Kupferblatt bei-
gegebencn Risse. Die Beschreibung bei Gelen ist indeß
in ziemlich allgemeinen Zügen gehalten, und zur Aus-
führung der Risse ist das Vorbild der Kölner Apvstcl-
kirchc und von Großmartin, ebendaselbst, wesentlich be-
nutzt worden. Wir können nicht sagen, daß die Gestalt
des alten Gebäudes nothwendig so beschaffen gewesen
seyn müsse, und der Verf. scheint in der That zu weit
zu gehen, wenn er dies annimmr, noch mehr aber, wenn
er zugleich mit Bestimmtheit behauptet, diese ältere
Kirche sei) dieselbe, welche im 9. Jahrhundert an dieser
Stelle gebaut wurde, und wenn er schließlich seine Re-
stauration zu einem der Ausgangspunkte für jene frühe
Epoche der Baugeschichte des Mittelalters macht. Er
kommt dabei auch auf die Kölner Kapitolskirche zurück,
deren noch vorhandenen Vau er bereits früher dem
8. Jahrhundert zngeschricben hat, weil damals dort eine
Kapitolskirche erbaut worden ist. Er hält auch jetzt noch
an dieser Ansicht fest, obgleich die jüngere Kritik, welche
schärfere und überzeugendere Beweisgründe fordert, ihm
hierin nicht mehr zu folgen im Stande ist.
Der Verf. hatte schon früher eine umfassende Bau-
gcschichte des Mittelalters angcknndigt. Er bespricht in
! dem Vorwort des in Rede stehenden Werkes die Gründe,
weßhalb dieselbe noch immer nicht erschienen ist, gicbt
uns aber die Hoffnung, daß wir nunmehr der baldigen
Vollendung cntgegensehen dürfen. Cs läßt sich, wie
schon aus den eben gegebenen Andeutungen erhellt, vor-
aussehcn, daß dies umfassendere Werk nicht überall im
Einklänge mit den jüngeren Forschungen, die seit den
letzten Jahrzehnten ihre eigenen Wege gegangen sind,
stehen werde. Dennoch aber werden alle, denen die va-
terländische Culturgcschichte am Herzen liegt, nach der
Vollendung und Veröffentlichung desselben schnlichst ver-
langen; der Verf. hat lange Jahre mit so erfolgreichem
Eifer gesammelt, er hat zu seltenen Forschungen so
mannigfach günstige Gelegenheit gehabt, daß ihm ohne
Zweifel ein Schatz der wichtigsten Materialien (wovon
auch die vorliegende Schrift mehrfach Zeugniß giebt) zu
Gebote steht, und daß ihm, zu wie abweichenden Resul-
taten man dieselben auch verarbeiten möge, doch für
deren Mittheilung der allgemeine Dank nicht fehlen kann.
Gewiß aber dürfen wir zu seinem, so oft bewahrten
liberal wissenschaftlichen Sinne das volle Zutrauen hege»,
daß er das Erworbene zum Gemeingut mache, es der
freien Wissenschaft überlassend, in welcher Weise sie sich
dasselbe aneignen werde. Kann er doch auf der andern
Seite versichert seyn, daß die jüngeren Geschlechter es
nicht vergessen werden, wie viel sie seinem vielseitigen
Streben verdanken. —
Ich benutze diese Gelegenheit, um noch ein Paar an-
dere kleinere Schriften über den Kölner Dom anzuzcigcn.
Zunächst einen Nachtrag zu der schon vor ein Paar Jahren
erschienenen Schrift von A. v. Binz er: „Der Kölner
Dom, ein Denkmal deutscher Baukunst" (Köln,
bei L. Kohnen), die eine zweckmäßig übersichtliche Be-
schreibung des Domes, seiner Denkmäler und seiner Ge-
schichte, sowie vier Stahlstiche mit dem Grundriß und
Ansichten des Gebäudes enthielt. Der Nachtrag führt
den Titel: „Der Fortbau des Kölner Doms, von
H. Püttmann," und entwickelt in warmer Auffassung
Kunstblatt.
Dienstag, den 15. November 1842.
Lieber den Kölner Dom.
Geschichte und Beschreibung des Doms von Köln i
von Sulpiz Boisseree. Zweite umgearbci-
tcte Ausgabe mit fünf Abbildungen. München,
literarisch-artistische Anstalt. 1842. (119 S.
in gr. 4.)
(Schluß.)
Endlich noch ein Wort über die ältere Domtirche
von Köln, an deren Stelle im 13. Jahrhundert die jetzige
trat. Der Vcrf. spricht über dieselbe (die er auch schon
in seinem früheren großen Werke behandelt hatte) im
Anhang; er bezieht sich ans die Beschreibung, die uns
Gelen von ihr hinterlassen hat, und entwirft nach dieser
Beschreibung die auf einem besvndcrn Kupferblatt bei-
gegebencn Risse. Die Beschreibung bei Gelen ist indeß
in ziemlich allgemeinen Zügen gehalten, und zur Aus-
führung der Risse ist das Vorbild der Kölner Apvstcl-
kirchc und von Großmartin, ebendaselbst, wesentlich be-
nutzt worden. Wir können nicht sagen, daß die Gestalt
des alten Gebäudes nothwendig so beschaffen gewesen
seyn müsse, und der Verf. scheint in der That zu weit
zu gehen, wenn er dies annimmr, noch mehr aber, wenn
er zugleich mit Bestimmtheit behauptet, diese ältere
Kirche sei) dieselbe, welche im 9. Jahrhundert an dieser
Stelle gebaut wurde, und wenn er schließlich seine Re-
stauration zu einem der Ausgangspunkte für jene frühe
Epoche der Baugeschichte des Mittelalters macht. Er
kommt dabei auch auf die Kölner Kapitolskirche zurück,
deren noch vorhandenen Vau er bereits früher dem
8. Jahrhundert zngeschricben hat, weil damals dort eine
Kapitolskirche erbaut worden ist. Er hält auch jetzt noch
an dieser Ansicht fest, obgleich die jüngere Kritik, welche
schärfere und überzeugendere Beweisgründe fordert, ihm
hierin nicht mehr zu folgen im Stande ist.
Der Verf. hatte schon früher eine umfassende Bau-
gcschichte des Mittelalters angcknndigt. Er bespricht in
! dem Vorwort des in Rede stehenden Werkes die Gründe,
weßhalb dieselbe noch immer nicht erschienen ist, gicbt
uns aber die Hoffnung, daß wir nunmehr der baldigen
Vollendung cntgegensehen dürfen. Cs läßt sich, wie
schon aus den eben gegebenen Andeutungen erhellt, vor-
aussehcn, daß dies umfassendere Werk nicht überall im
Einklänge mit den jüngeren Forschungen, die seit den
letzten Jahrzehnten ihre eigenen Wege gegangen sind,
stehen werde. Dennoch aber werden alle, denen die va-
terländische Culturgcschichte am Herzen liegt, nach der
Vollendung und Veröffentlichung desselben schnlichst ver-
langen; der Verf. hat lange Jahre mit so erfolgreichem
Eifer gesammelt, er hat zu seltenen Forschungen so
mannigfach günstige Gelegenheit gehabt, daß ihm ohne
Zweifel ein Schatz der wichtigsten Materialien (wovon
auch die vorliegende Schrift mehrfach Zeugniß giebt) zu
Gebote steht, und daß ihm, zu wie abweichenden Resul-
taten man dieselben auch verarbeiten möge, doch für
deren Mittheilung der allgemeine Dank nicht fehlen kann.
Gewiß aber dürfen wir zu seinem, so oft bewahrten
liberal wissenschaftlichen Sinne das volle Zutrauen hege»,
daß er das Erworbene zum Gemeingut mache, es der
freien Wissenschaft überlassend, in welcher Weise sie sich
dasselbe aneignen werde. Kann er doch auf der andern
Seite versichert seyn, daß die jüngeren Geschlechter es
nicht vergessen werden, wie viel sie seinem vielseitigen
Streben verdanken. —
Ich benutze diese Gelegenheit, um noch ein Paar an-
dere kleinere Schriften über den Kölner Dom anzuzcigcn.
Zunächst einen Nachtrag zu der schon vor ein Paar Jahren
erschienenen Schrift von A. v. Binz er: „Der Kölner
Dom, ein Denkmal deutscher Baukunst" (Köln,
bei L. Kohnen), die eine zweckmäßig übersichtliche Be-
schreibung des Domes, seiner Denkmäler und seiner Ge-
schichte, sowie vier Stahlstiche mit dem Grundriß und
Ansichten des Gebäudes enthielt. Der Nachtrag führt
den Titel: „Der Fortbau des Kölner Doms, von
H. Püttmann," und entwickelt in warmer Auffassung