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Dienstag, den 6. September 18L2.

Geschichte -er deutschen Kunst im Mittelalter.

(Fortsetzung.)

Von den

Baudenkmascn der Römischen Periode und des
Mittelalters in Trier und seiner Umgebung,
herausgeg. von Chr. W. Schmidt,
ist ebenfalls, seit ich die früher» Lieferungen derselben
in Nr. 58 ff. des Kunstblatts v. I- 1840 besprochen
habe, eine neue Lieferung, die dritte, erschienen. Die
vorgenannten Werke hatten nicht bloß den Zweck, wissen-
schaftlich zu belehren, sondern zugleich durch selbstständig
künstlerische Darstellung der besprochenen Gegenstände zu
unterhalten und solchergestalt eine möglichstausgebreitete
Theilnahme hervorgerufen. Hr. Schmidt hat diesem
Nebenzweck von vornherein entsagt; er gibt keine male-
rischen Ansichten, keine, mit den Spielen des Lichts und
deö Helldunkels ausgcstattetcn Perspectiven; er begnügt
sich vielmehr mit einfachen, zumeist mit streng geome-
trischen Linearzeichnungen. Dafür aber cnlschädigt er
reichlich durch die Art und Weise, mit welcher er die
künstlerische Struktur, den ästhetischen Organismus der
Bauwerke vor uns zu entwickeln weiß, durch die sichere
Auffassung des Styls und seiner etwa vorhandenen Un-
terschiede, durch den scharfen Blick für das architektonische
Detail und die trefflichen, charaktervollen Profildurch-
schnitte, welche er von den architektonischen Gliederungen
vorlegt. 3,, diesen Beziehungen ist sein Werk
geradehin als ein Musterwerk zu bezeichnen; der kunst-
historischen Forschung, als einer sehr ernsten wissen-
schaftlichen Discipliu, ist hier die sicherste Grundlage
gegeben; und nicht bloß für die Architektur, auch für
die bildende Kunst finden wir hier manche schätzbare
Beiträge. Die vorliegende dritte Lieferung (10 Kupfer-
tafeln in Folio und 03 Seiten Tert in Quart enthaltend)
bringt einen sehr großen Neichthum verschiedenartiger
Gegenstände; es sind darin nicht weniger als zwölf Bau-
lichkeiten auS den verschiedensten Perioden des Mittel-

alters behandelt und zugleich einige ausführliche Dar-
stellungen von Sculpturwerken gegeben. Diese Werke
gehören den verschiedensten Gegenden des gegenwärtigen
Regierungsbezirks Trier an, so daß das Schmidtsche
Werk nunmehr fast alle wichtigeren Monumente des
Mittelalters, welche in den Trierschen Landen vorhanden
sind, vorführt. Einige der Monumente, mit denen uns
die dritte Lieferung bekannt macht, sind wiederum von
sehr hohem Interesse für die kunsthistorische Forschung;
diese sind mit vorzüglicher Sorgfalt und Ausführlichkeit
behandelt; bei den andern, die nicht in gleichem Grade
wichtig erscheinen, hat Hr. Schmidt sich, wohl um sein
Werk nicht über die vorgezcichueten Schranken auszu-
dehnen, mit minder umfassender Darstellung begnügt.
Indem dieß Verfahren im Allgemeinen nur zu billigen
ist, muß ich doch bemerken, daß dadurch bei der einen
oder der andern Mittheilung gleichwohl manch ein charak-
teristischer Punkt, der in den allgemeinen kunsthistorischen
Entwickelungsgang mit eingrcift, übersehen wurde. Ich
hatte kürzlich Gelegenheit, die hier vvrgeführten Mo-
numente an Ort und Stelle zu untersuchen, und werde
den folgenden Notizen hier und da eine meiner eigenen
Bemerkungen beifügen. Ich nenne die Monumente in
ihrer kunsthistorischen Folge.

Als das älteste erscheint eine achteckige Capelle zu
Mettlach an der Saar, etwa noch dem Ilten Jahr-
hundert angehörig, später auf geschmackvoll gvthischc
Weise umgebaut und gegenwärtig eine überaus malerische
Ruine. Nach meiner Ansicht war diese Capelle ursprünglich
ein baptistericnartiger Bau, ähnlich der Münsterkirche
zu Aachen und der Kirche zu Ottmarsheim im Elsaß,
von dem man, zur Zeit der genannten Bauvcränderung,
den Umgang und die darüber befindlich gewesenen Em-
poren dürfte abgerissen haben. Auf das 11te Jahrhun-
dert scheinen mir die alten (von Hrn. S. nicht dar-
gc sie Ilten) Kämpfergcsimse der Pfeiler zu deuten. —
Beträchtlich jünger ist die Kirche zu Mcrzig an der
Saar. In ihrer ganzen Dekoration trägt diese Kirche
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