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innere Stimme, die den Bescheidenen mahnte: „auch
dn bist zum Künstler berufen!" Mit unbezwingbarem
Muthe und unermüdlichem Eifer weihte er sich fortan
seinem Berufe. Als er zu höherer Leistung sich befähigt
fühlte, ward ihm auf fein Ansuchen die allerhöchste Be-
willigung, ein größeres Werk auf Kosten des Staates
in Marmor auszuführen. So entstand Bellerophon, die
Chimära erlegend, welche Gruppe in Carraramarmor
gegenwärtig im Salon des Glashauses im Kaisergarten
aufgestellt ist. In seinen Aufenthalt in Rom fallen noch
nebst'Anderem ein Genius des Todes für das Grabmal der
Freiin von Pillersdorf in Hietzing; Amor mit Bogen und
Pfeilen; eine badende Venus, knieend; die kolossale Büste
des Feldmarschalls Karl Fürsten von Schwarzenberg, für
die Walhalla bestimmt, sämmtlicb in Carraramarmor.

Bei seiner Rückkehr ans Rom wurde ihm 1823 die
eben offene Professur der Bildhauerei an der k. Aka-
demie verliehen. Später wurde er zum Rathe derselben
ernannt, auch von mehreren auswärtigen Akademien zum
Mitgliede gewählt. — Unter die früheren Werke nach
seiner Rückkehr gehören die kolossale Büste des Grafen
Johann Friedrich von Trauttmansdorff, Bevollmächtigte»
beim westphälischen Frieden und Gesandten zu München,
für die Walhalla; Modell der Madonna für die Säule
am Burgglacis; Büste des Hrn. Grafen Anton v. Ap-
ponpi, k. k. Botschafter am französischen Hofe, und des
Hrn. Erzbischofs Ladislaus Pyrker.

1826 verfertigte er außer mehreren! Andern die Büste
Sr. Majestät Franz I. für Freiherr» v. Rothschild;

1827 die kolossale Marmorbüste Sr. Durch!, des Herrn
Fürsten v. Metternich für die Walhalla;

1828 die kolossale Büste des Grafen Kinsky für die W.
Nenstädter Akademie in Bronze;

1830 zwei Marmorbüsten Sr. Majestät Franz i. für Ihre
Majestät die Kaiserin Mutter und für die Stadt
Brünn;

1831 — 1833 Statue des Andreas Hofer in der Hofkirchc
in Innsbruck;

1834 Büste des 1833 verstorbenen Fürsten Joseph von
Schwarzenberg;

1835 mehrere Büsten ans Tyroler Marmor, darunter die
des Hrn. Hofraths v. Hammer; des Dircctors
Rebell; Grabmal des Generals Jcrmolof auf dem
St. Marrer Friedhofe;

1836 heilige Margaretha, Statue in Metall auf dem
Brunnen des Vorstadtgrnudcs Margarethen;

1837 Statue Sr. Majestät Franzi., Denkmal für Sta-
nislawow in Galizien, in Metall;

1838 zwei kolossale Cherubim aus Hol; für die hiesige
Dominicanerkirche; zwei kleine für die Kirche zu
Altmannsdorf;

1839 Büste Sr. Majestät Kaiser Ferdinand I. in öster-
reichischem Kaiscrornate aus Tyroler Marmor;
1810 Gruppe Vindobona und Danubius für das Maschi-
nengebäude der Kaiser Ferdinands-Wasserleitung;
Modell einer Bistinnennymphe;

1841 Statuette des Dichters Raimund in Metall; Sta-
tuette des Herzogs Marmont, französischen Mar-
schalls; Venus in Carraramarmor, unvollendet.

Sch all er war nur wenige Tage krank, und starb
am 16. Febr. 1842 in derselben Stunde, in welcher er
selbst und dessen Umgebung seiner Genesung gewiß zu
seyn glaubte. Die Nachricht seines plötzlichen Todes
wurde mit tiefer Bestürzung, vernommen, und mit dem
sich sträubenden Gefühle, den Gedanken in sich aufzu-
nehmcn, daß Kräfte, die noch so viel Herrliches hätten
schaffen können, nun in Staub sinken sollten. Innigste
Theilnahme sprach sich bei der Leichenfeier ans, welcher
die meisten hiesigen Mitglieder der k. Akademie beiwohn-
ten, deren Stolz, und alle seine Schüler, deren Liebe
er war, die zum fernen Grabe das letzte Geleit ihm
gebend, erst dann sich trennten, als die Erde ihn auf-
genvmmen hatte. Wie der hochbegabte Künstler durch
Werk, Lehre und Rath sich die allgemeine Hochachtung
erworben hatte, so hatte er auch die Herzen Aller ge-
wonnen durch seine edle Persönlichkeit, in der sich,
gleichwie in den antiken Vorbildern seines Studiums,
Ernst und Milde, Würde und Ruhe, gegenseitig sich
durchdringend, einten. Ergreifend sprachen diese, noch
von der Bahre, aus den edeln Zügen der dahin gesun-
kenen Hülle.

Ruhe seiner Asche! Ehre seinem Andenken!

S. Pietro Bonci Casuccini.

Zu Chianciano, einem Oertchen im Chianathal, starb
im Alter von 85 Jahren am 12. Januar d. I. Pietro
Bonci Casuccini aus Chiusi. Wer die alte Haupt-
stadt des'Lars Porsena besucht hat, welche von ihrem
alten Glanze wenig mehr bewahrt, aber wegen der nahe-
liegenden Gräber und unterirdischen Gänge, und als
Fundort einer immer zunehmenden Menge antiker Kunst-
werke für den Archäologen das größte Interesse behält,
hat das von diesem Manne gestiftete Museum gesehen,
welches drei Säle eines Erdgeschosses einnimmt und bei-
nahe den Charakter eines öffentlichen Museums hat. Cs
enthält eine überaus reiche Sammlung von Antiquitäten
aller Art, die alle auf der Stätte Clusiums gefunden
sind, meist in Gräbern, deren immer neue aufgcdeckt
werden, unter welchen die von Casuccini eröffneten
im Pvggio Gajclla zwischen den beiden Seen, worüber
Dr. Emil Braun in Rom schrieb (l> I.aberiuto di l’or-
senna comparato coi sepolcri di Poggio Gajella, 1810)
die bedeutendsten sind. Nach der Zeit, in welcher diese
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