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welche der Malerei durch entschiedene Gegensätze von
Licht und Schatten zu Gebote stehen, macht dieser Künstler
mit sicherer Meisterschaft geltend, um die frappantesten
Wirkungen hervorzubringen. Die Veduten von Cham-
pin, Olivier, Heroult, Lucy «. A. wirken durch
ähnliche Tüchtigkeit der malerischen Behandlung. Unter
den Genrestücken gefiel uns ein Bild der Mde. Löonie
Taurin, welches einen sterbenden Dichter vorstellte,
sehr wohl. Eine treffliche Marine von John Callow
war durch kräftige Beleuchtung und schöne Betonung
in Luft und Wasser ausgezeichnet. Mlle. Olimpe Ar-
son und ihre Schülerin Mde. Clemcntine Martin-
Buchöre hatten einige wohlgelungene Blumcnstücke von
seiner, lieblicher Ausführung eingesandt.

Die Miniaturbilder von Mde. Mirbel be-
haupten immer noch große Vorzüge; doch hat diese ge-
schickte Künstlerin starke Nebenbuhlerinnen an den Damen
Voullemicr, Mutet und Filhol in feiner, zarter,
kräftiger und brillanter Malerei. Die Herren E. Gi-
rard, Gomicn, I. Gaye u. A. hatten ebenfalls sehr
delicat behandelte Miniaturen ausgestellt. — Unter den
Pastellgemälden, die seit einigen Jahren sehr in
Aufnahme kommen, stechen zwei lothringische Bäuerinnen
von Mlle. Peignet eben so sehr durch sinnige Auf-
fassung, als durch saubere Behandlung hervor. Die
beiden dießjährigen Pastelle von Marechal, einem in
Metz ansässigen Künstler, der sich zuerst in der Pastell-
malerei ausgezeichnet, verdienen zwar in Hinsicht auf
tüchtige Behandlung Lob; doch sind die Motive geschmack-
los, der Ausdruck in dem auf dem Grase mit einer
Schnecke spielenden Mädchen geziert und albern, in dem
vom Sturme in einem Segelbote auf offener See her-
umgeschleuderten Schifferburschen übertrieben und doch
unbedeutend. Glücklicher war derselbe Künstler in einem
Stück Glasmalerei aus einem {für die Kathedrale von
Metz bestimmten Fenster, welches die Apotheose der hei-
ligen Katharine vorstellt. Die Farben sind lebhaft, und
die Malerei selbst in Hinsicht aus Ausdruck befriedigend.
Ein Pastell von G. Söguin, Christus mit seinen
Jüngern zu Emmaus, macht sich durch Charakteraus-
druck in den Köpfen bcmerklich. — Es waren einige gute
Zeichnungen da, wie die Madonna della Scdia von
Calamatta, und herrliche Architekturansichtcn ans
Caen von Sechan.

In der Kunst des Kupferstichs nenne ich die
Namen Henriquel Dupont und Calamatta, Ch.
Cousin, und die bekannten Jazet, Prövost, Gi-
rard, welche letztere einige effektvolle gestochene Blätter
lieferten. Allgemeine Anerkennung fand Stein las
Sanctissima matcr Dei nach Holbcin dem Sohn, ein
höchst gediegenes Blatt und ein Muster von guter Grab-
stichelarbeit, die bei einem in Deutschland so bekannten

Künstler, wie Steinla, hier wohl nicht besonders gerühmt
und hervorgehoben zu werden braucht. Volle Gerechtigkeit
ließ man auch den radirten Blättern von Fr. Stöber
aus Wien widerfahren; unter den sechs Nummern, die
dieser Künstler für die Pariser Kunstausstellung ein-
gesandt, gefielen mir besonders neun Porträte von be-
rühmten Oesterreichern, nach Danhauser, durch die große
Meisterschaft und geistreiche Virtuosität, womit darin
die Radirnadel gehandhabt war. — Unter den Litho-
graphen gab Sudrc einen Christus mit der heiligen
Jungfrau nach Ingres, und Marin - Lavigne die
Veite jaidiniere nach Raffael lithographirt in zwei sorg-
fältigen, werthvollen Blättern, auf denen der Geist der
Originale wieder erscheint. Sonst waren noch hübsche
Steinzeichnungen da: Porträte von Leon Noöl, Ve-
duten von Mvnthelier, ein artiges Genrestück von
H. Eiche ns, und ein nach eigener Compvsition litho-
graphirtes Blatt, die drei Küsse betitelt, von Gzell,
in den Gruppen zu sentimental und süßlich gedacht, in
dem verzierenden gothischen Beiwerk recht geschmackvoll
erfunden und gut durchgeführt.

Unter den Nissen der bürgerlichen Baukunst, die
größtentheils ganz vorzüglich gezeichnet sind, waren einige
recht interessante Ideen zu kleinen bürgerlichen Häusern,
denen die Franzosen überhaupt eine so bequeme Einthei-
lung zu geben, und damit ein gewisses großes Ansehen
ohne Platzverlust zu verbinden wissen, und auch eine
bedeutende Anzahl ganz ungeheurer Pläne zu öffentlichen
Staatsgebäuden und Stadtverschönerungen, vorzüglich
für Paris, z. B. zu einem neuen Bibliothekgebäude und
einer Markthalle auf den QuaiS zwischen dem Louvre
und dem Stadthause, von H. Horcau, zur Verbin-
dung des Louvre mit den Tuilcrien einerseits und mit
dem Pont neuf andererseits, von Hipp. Durand, zur
Erweiterung des Institut de France von L. de Laborde,
zu einem neuen prächtigen Opernsaal von Clem. Son-
st aut, und dergleichen Entwürfe mehr, bei denen die
Architekten eine unendlich reiche Börse des Bauherrn
vorausgesetzt hatten. Die Restaurationen romanischer
Kirchen aus dem Anfang deS I2ten Jahrhunderts waren
sehr lobenswerth, auch eine Ansicht und Restauration
des Erechtheums zu Athen, wie es in seinem ursprüng-
lichen Zustande der Erhaltung ausgesehen haben mag.

(Fortsetzung folgt.)

Mail a n Ä.

Vom 14. September i«'>s.

Unsere Kunstausstellung im Palast der Brera hat
begonnen und zeichnet sich nicht bloß durch die Menge
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