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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 9.1874

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Meyer, Bruno: Raffael's Sposalizio, gestochen von Rudolph Stang
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Die Konkurrenzentwürfe für die innere Ausschmückung des Kölner Domes, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4816#0105

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205 Raffael's Sposalizio, gestochcii von Rndolph Stang. — Die Konkurrenzentwiirfe siir die innere Ansstnttnng ic. 206

Verändernng hat so ohne Gewaltsamkeit und ohne
Schädigung irgend cines Theiles des ästhetischen Ein-
druckes bewcrkstelligt werden können, daß deswegeli wohl
kein Vorwurf erhoben werden darf.

Jn der Größe cntspricht Stang's Stich dem von
Longhi ganz genau; es ist etwa — linear — die halbe
Größe des Originales. Durch die größere Energie der
Töne in der Hauptgruppe zumal eignet sich die neuere
Reprvduktion bcsser als die frühere zu einem wirksamen
Schmucke der Wand, während sie dnrch die liebevolle,
svrgfältige Ausführung des Einzelnen und die zwar ab-
sichtlich einfache, aber solide und sichere Technik zugleich
für die Mappe des Sammlers eine schätzbare und er-
frenliche Bereicherung bildct.

Wir haben noch zu erwähnen und mit Dank an-
zuerkennen, daß die Ausführung eines solchen Meister-
werkes dem Künstler seitens des preußischcn Staatcs
durch eine andauernd während der ganzen Zeit seiner
Beschäftigung mit demselbcn gcwährte Unterstützung aus
Staatsmitteln ermöglicht worden ist, und wie sehr der
Erfolg seiner Arbcit auch an dcr leitcnvcn Stelle be-
fnedigt hat, dafür darf man wohl als Zeugniß an-
nehmen, daß unmittelbar nach dem Erschcinen des
Stiches dem Meister desselben der Profcssortitcl ver-
liehen wurde. Jedenfalls tritt Stang durch dicses Werk
in die Reihe der ersten jetzt lebenden Stcchcr, und es
nmß mit größter Entschiedenheit ausgesprochen werden,
daß auf der Wiener Weltausstellung kein Kupferstich
M sehen war, welcher ihm den Rang der hervorra-
gendsten Arbeit unler den neueren Leistungen ves Grab-
stichels wesentlich hätte streitig machen können.

Möge es dem Künstler vergönnt sein, in demselben
Sinne weiter zu schaffen!

Bruno Meycr.

Die Konkurrenzentwnrfe für die innere
^usschmückung des Äölner Oomes.

Köln, Mitte Dezember 1873.

Bei dem raschen und glücklichcn Fortgange der
Arbeiten am Außenban des Köliur Domes lag es nahe,
daß das Domkapitel die Frage übcr dic innere Aus-
stattung dicses hcrrlichcn Gotteshauses näher ins Auge
faßte. Vor längerer Zeit schon ertheilte es glaublichen
Nachrichten zufolge dem jetzigen Dombaumeister, Herrn
Baurath Voigtel, Wen Auftrag, dahin zielende Vorschläge
und detaillirte Bauprojekte zur Errichtung eines Hoch-
altars, eines Lettners, eines erzbischöflichen Thrones,
e>ner Kanzel und anderer erfordcrlichen Mobilien ein-
zureichen. Sei es nun, daß dcr fragliche Auftrag nicht
ausgeführt wurde oder die Projektc dem Wunsche dcr
Iluftraggcber nicht entsprvchen haben, das Domkapitel
sah sich veranlaßt, zur Ausschreibung einer Konkurrenz

überzugehen und außer dem Dombaumeister sechs her-
vorragende, aus dem Gebiete der gothischen Architektur
besonders erfahrene Baukünstler zur Betheiligung an der
Konkurrenz und zur Einreichung von Projekten sür die
angegebenen Objekte einzuladen. Diese Einladung er-
ging an den Dombaumeister und Oberbaurath Schmidt
in Wien, den Baurath und Direktor des gcrmanischen
Museums Essenwein in Nürnberg, den Architekten
Rincklakein Düsseldorf, den Architekten Franz S ch m i tz
in Köln, den Architekten H. Schneider in Aachen und
den Diözesan-Baumeister Vinzenz S t a tz in Köln. Von
diesen Künstlern haben die Herren Voigtel, Essenwein
und Schmivt die Betheiligung an der Konkurrcnz ab-
lehnen zu sollen geglaubt. Von den Herren Rincklake,
Schmitz, Schneider und Statz sind die gewünschten Kon-
kurrenz-Entwürfe an dem festgcsetzten Terniin cingereicht
worden. Es sind bereits volle zehn Monate verflosscn,
seit das Domkapitel im Besitz dieser Zeichuungcn ist,
und noch immer bleiben dieselben in der Wohnung dcs
Erzbischofs vergraben*), nnd es hat den Anschein, als ob
sie für immer den Augen des Publikums entzogen bleiben
sollen. Die Dombaufreunde aber, aus deren mildeu
Beiträgen der Dom größtentheils erbaut wird, nehmen
ein hohes Jnteresse daran, wie das von ihnen bei-
gesteuerte Geld verwendct und auf welche Weise die
innere Ausstattung und Dekoration des Domes aus-
geführt werven soll. Wir erfüllen einen vielfach laut
gewordenen Wunsch, wenn wir in Nachstehendem die
eingegangenen Entwürfe einer eingchenden kritischen Be-
lcuchtung unterziehen.

Bezüglich des neuen Hochaltars statuirte das Dom-
kapitel die Bedingung, es solle dcr Altar so konstruirt
werden, daß er zugleich den Schrein der heiligen drei
Könige in seinem Oberbau aufnehmeu könne. Später
wurde zwar durch einen Zusatzartikel zum Programm
von dieser Bestimmnng abgegangen. Doch nur Herr
^ Statz hat bei seinem Entwurf von dieser Lizcnz Gebrauch
gemacht; die drei anderen Künstler waren wahrscheinlich
mit ihren Arbeiten schon so weit vorgeschritten, daß sie
Bedenken tragen mußten, sich ciner Umänderung ihrer
Projckte zu unterziehen.

Die noch vorhandene alte Mensa des früheren Hoch-
altars hätte zum Fingerzeig für die Anlage des neuen
Hochaltars dienen sollen. Herr Schmitz hat in seinem
Erläutcrungsbericht hierauf aufmerksam gemacht. Die
aus der Mitte des 14. Jahrhunderts stammende Mensa
ist von schwarzem Marmor, 14 Fuß 5 Zoll lang,
6 Fuß 8'/z Zoll breit, und steht auf einem Unterbau
von schwarzem und wcißem Marmor. Dieser Unterbau

Jn der jnngsten Zeit sind die Zeichnungen in das
Domarchiv geschafst worden; ob sie dort wie die kostbare Biblio-
thek unter Schloß und Riegel gchalten wcrden sollen, konnten
wir nicht erfahren.
 
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