10 ERSTE INTERNATIONALE AUSSTELLUNG FÜR MODERNE DEKORATIVE KUNST IN TURIN
ALEXANDER SCHÖNAUER HAMBURG, FRUCHTSCHALEN AUS DEM HAMBURGER RATSSILBER (UNTER-
SATZ VON OBEN, SCHALEN VON UNTEN GESEHEN) - MOTIV: NARZISSE, EICHENLAUB UND EPHEU
dem Wirken der
Zeugnis ablegen
Werkstätten , die
aussagt, keine wirkliche Würdigung, für die heute
der Rahmen dieses Aufsatzes nicht Raum bieten
würde. Sie wäre zudem noch dadurch erschwert,
dass wichtige Beiträge verspätet erschienen. Die
württembergische Kollektivausstellung, welche von
Krüger und Pankok in Stuttgart
soll, die Münchner »Vereinigten
»Lehr- und Versuchs-Ateliers«, die
in München zu Beginn dieses Jahres durch Hermann
Obrist und Wilhelm von Debschitz gegründet, so
überraschend schnellen Aufschwung nahmen, endlich
das Elsass-Lothringische Zimmer waren wochenlang
nach Eröffnung der Ausstellung noch unzugänglich.
Ebenso erschien der Katalog mit mehrmonatlicher
Verspätung — die stets wiederholte Klage.
Innerhalb der Materialgruppen richtet sich die Auf-
merksamkeit besonders auf das, was neu gebracht wird
oder doch erst wenig gesehen und besprochen wurde.
In der Keramik hat den reichsten Aufbau Holland
aufzuweisen. Es bringt viel bäuerlich einfache Thon-
ware als Tafelservice. Amstelhoek in Amsterdam hat
gelben, roten und einen grauen Thon, die sehr schön
starkfarbig wirken, wie sie noch kaum gesehen wurden.
Dieser Scherben wird mit weissen, blauen oder
schwarzen deckenden Glasuren in einfachen Mustern
dekoriert. Auf dem aschgrauen Grunde steht z. B.
ein Friesstreifen von weissen Hirschsilhouetten. Der
sandfarbene Scherben eines Theegeschirrs wird durch
schwarze Muster mit wenig Weiss gehoben. Dieselbe
Firma stellt auch ein dünnwandiges Fayenceservice
aus, das sehr an die ehemalige englische Fayence
fine« erinnert. Unter der elfenbeinweissen Glasur
verschwimmen feine, grüne Ornamentzeichnungen.
Delft zeigt ausser seinen so vorzugsweise zartfarbigen
Krystall- und Lüsterglasuren Geräte in feinem Biskuit-
porzellan mit Grün und Gold dekoriert. Da sind
Uhren, Vasen und andere Gebrauchsgegenstände.
Brouwer in Leiderdorp hat Bauerntöpfereien, immer
neue Formen bei aller Einfachheit der Mittel: derb
hingesetzte Zinnglasuren und ausgekratzten Anguss.
Manche Schüsseln zeigen einen weisslichen Scherben und
blassrote Muster in Angussmasse ohne Glasur gebrannt.
Die französische Keramik wird nur durch einige
Musterbeispiele von Bigot's graublau geflammtem
Steingut repräsentiert, denn die Fabrik von Sevres
hat geglaubt, den Eindruck, welchen ihre imponierende
Produktion in Paris machte, abzuschwächen, wenn
sie jetzt mit geringerem Promp auf beschränkterem
Räume aufträte. Dafür ist der Einfluss ihres Vorbildes
in den neuen Arbeiten der sächsischen Porzellan-
fabrik von Carl Thieme zu spüren in einem Dekor
mit regelmässig stilisiertem Pflanzenornament. Da-
neben werden an derselben Stelle recht hell glänzende
sahnefarbene und blaue Krystallglasuren gepflegt und
das nicht häufig gesehene Beispiel von Metalllüster
in der Glasur am Porzellan. Die preussische Staats-
manufaktur hat nicht viel ausgestellt. Die mit plasti-
schem Schmuck überhäuften Gefässe der jüngsten
Arbeitsperiode blieben erfreulicher Weise ganz fort.
Man gab nur mit einigen Kleinigkeiten seine Visiten-
karte ab. Durch die Mitarbeiterschaft von Schmuz-
Baudiss dürfte die Anstalt von nun an in eine neue
Entwickelungsphase treten. Vielleicht kann man aus
der vielfältigen Beschäftigung des Künstlers mit
Gebrauchsporzellanen, die in der letzten Zeit bemerk-
bar war, darauf schliessen, dass er auch in dem neuen
Wirkungskreis sich auf diesem Gebiet bethätigen
wird, während mit Ausnahme der holländischen kera-
mischen Anstalten die meistgenannten Fabriken fast
ausschliesslich Ziergefässe herstellten. In Turin liefert
zu diesem Artikel Scharvogel einen Beitrag. An
einem Theeservice, zu welchen die Modelle gleich-
falls von Schmuz-Baudiss stammen, verwendet er
ein Rauchgrau statt in der dunklen Nuance von Rör-
strand als ganz blassen Anhauch, der sich zufalls-
mässig ungleich über die Oberfläche verteilt. Im
übrigen bewegen sich die Arbeiten des Künstlers
nicht mehr so häufig auf dem Gebiet der Zufalls-
kunst wie sonst. Er wählt sich öfter Modelle, deren
Oberflächen schwaches Relief tragen. In dessen Ver-
ALEXANDER SCHÖNAUER HAMBURG, FRUCHTSCHALEN AUS DEM HAMBURGER RATSSILBER (UNTER-
SATZ VON OBEN, SCHALEN VON UNTEN GESEHEN) - MOTIV: NARZISSE, EICHENLAUB UND EPHEU
dem Wirken der
Zeugnis ablegen
Werkstätten , die
aussagt, keine wirkliche Würdigung, für die heute
der Rahmen dieses Aufsatzes nicht Raum bieten
würde. Sie wäre zudem noch dadurch erschwert,
dass wichtige Beiträge verspätet erschienen. Die
württembergische Kollektivausstellung, welche von
Krüger und Pankok in Stuttgart
soll, die Münchner »Vereinigten
»Lehr- und Versuchs-Ateliers«, die
in München zu Beginn dieses Jahres durch Hermann
Obrist und Wilhelm von Debschitz gegründet, so
überraschend schnellen Aufschwung nahmen, endlich
das Elsass-Lothringische Zimmer waren wochenlang
nach Eröffnung der Ausstellung noch unzugänglich.
Ebenso erschien der Katalog mit mehrmonatlicher
Verspätung — die stets wiederholte Klage.
Innerhalb der Materialgruppen richtet sich die Auf-
merksamkeit besonders auf das, was neu gebracht wird
oder doch erst wenig gesehen und besprochen wurde.
In der Keramik hat den reichsten Aufbau Holland
aufzuweisen. Es bringt viel bäuerlich einfache Thon-
ware als Tafelservice. Amstelhoek in Amsterdam hat
gelben, roten und einen grauen Thon, die sehr schön
starkfarbig wirken, wie sie noch kaum gesehen wurden.
Dieser Scherben wird mit weissen, blauen oder
schwarzen deckenden Glasuren in einfachen Mustern
dekoriert. Auf dem aschgrauen Grunde steht z. B.
ein Friesstreifen von weissen Hirschsilhouetten. Der
sandfarbene Scherben eines Theegeschirrs wird durch
schwarze Muster mit wenig Weiss gehoben. Dieselbe
Firma stellt auch ein dünnwandiges Fayenceservice
aus, das sehr an die ehemalige englische Fayence
fine« erinnert. Unter der elfenbeinweissen Glasur
verschwimmen feine, grüne Ornamentzeichnungen.
Delft zeigt ausser seinen so vorzugsweise zartfarbigen
Krystall- und Lüsterglasuren Geräte in feinem Biskuit-
porzellan mit Grün und Gold dekoriert. Da sind
Uhren, Vasen und andere Gebrauchsgegenstände.
Brouwer in Leiderdorp hat Bauerntöpfereien, immer
neue Formen bei aller Einfachheit der Mittel: derb
hingesetzte Zinnglasuren und ausgekratzten Anguss.
Manche Schüsseln zeigen einen weisslichen Scherben und
blassrote Muster in Angussmasse ohne Glasur gebrannt.
Die französische Keramik wird nur durch einige
Musterbeispiele von Bigot's graublau geflammtem
Steingut repräsentiert, denn die Fabrik von Sevres
hat geglaubt, den Eindruck, welchen ihre imponierende
Produktion in Paris machte, abzuschwächen, wenn
sie jetzt mit geringerem Promp auf beschränkterem
Räume aufträte. Dafür ist der Einfluss ihres Vorbildes
in den neuen Arbeiten der sächsischen Porzellan-
fabrik von Carl Thieme zu spüren in einem Dekor
mit regelmässig stilisiertem Pflanzenornament. Da-
neben werden an derselben Stelle recht hell glänzende
sahnefarbene und blaue Krystallglasuren gepflegt und
das nicht häufig gesehene Beispiel von Metalllüster
in der Glasur am Porzellan. Die preussische Staats-
manufaktur hat nicht viel ausgestellt. Die mit plasti-
schem Schmuck überhäuften Gefässe der jüngsten
Arbeitsperiode blieben erfreulicher Weise ganz fort.
Man gab nur mit einigen Kleinigkeiten seine Visiten-
karte ab. Durch die Mitarbeiterschaft von Schmuz-
Baudiss dürfte die Anstalt von nun an in eine neue
Entwickelungsphase treten. Vielleicht kann man aus
der vielfältigen Beschäftigung des Künstlers mit
Gebrauchsporzellanen, die in der letzten Zeit bemerk-
bar war, darauf schliessen, dass er auch in dem neuen
Wirkungskreis sich auf diesem Gebiet bethätigen
wird, während mit Ausnahme der holländischen kera-
mischen Anstalten die meistgenannten Fabriken fast
ausschliesslich Ziergefässe herstellten. In Turin liefert
zu diesem Artikel Scharvogel einen Beitrag. An
einem Theeservice, zu welchen die Modelle gleich-
falls von Schmuz-Baudiss stammen, verwendet er
ein Rauchgrau statt in der dunklen Nuance von Rör-
strand als ganz blassen Anhauch, der sich zufalls-
mässig ungleich über die Oberfläche verteilt. Im
übrigen bewegen sich die Arbeiten des Künstlers
nicht mehr so häufig auf dem Gebiet der Zufalls-
kunst wie sonst. Er wählt sich öfter Modelle, deren
Oberflächen schwaches Relief tragen. In dessen Ver-