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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 14.1903

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Rücklin, Rudolf: Moderne Kunstemaillierung
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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4359#0123

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KLEINE MITTEILUNGEN

Durchbrüche aufgetragen wird, dass er eine ausge-
spannte Haut bildet. Das Email darf dabei weder
zu nass noch zu trocken gehalten sein. Anfangs
wird ganz schwach gebrannt, dass das Email nur
eben zusammensintert. Es zieht sich anfangs in die
Ecken des Durchbruchs zurück, und muss so oft auf-
getragen werden, bis die Öffnung sich ganz ge-
schlossen hat. Die fertige Emailhaut hat etwa die
Form eines Konvexglases. Man kann auch erst einen
farblosen Fondant einschmelzen und die Farbe dann
nachträglich hier auftragen. Bei den wiederholten
Bränden muss sehr darauf geachtet werden, dass die
Hitze nie zu stark wird, weil die Emailhaut sich sonst
leicht in der Mitte wieder öffnet. Auch springt diese
leicht in der Nähe stärkerer Stäbe. Eine Politur ist
hiebei natürlich nicht möglich.

Die formale Eigenart solcher email ä jour-Arbeiten
in Filigran ist natürlich an die technische Begrenzt-
heit dieser Arbeitsweise gebunden. Eine sehr viel
grössere künstlerische Freiheit wird erreicht, wenn
man die zu emaillierenden Teile aus Metallblech mit
der Säge ausschneidet. Man kann dabei nicht nur
die trennenden Metallstege nach Belieben breiter oder
schmäler halten und überhaupt viel feiner bewegte
Linien gestalten, sondern man kann auch das Blech
plastisch austiefen und dann aussägen, so dass man
durch Zusammensetzungen bis zu vollendeten körper-
lichen Darstellungen in durchsichtigem Fensteremail
gelangen kann. Diese letztere Technik wird neuer-
dings besonders viel an Schmuck angewendet. La-
lique hat einige seiner bewundertsten Arbeiten in ihr
ausgeführt.

SCHLUSSLEISTE VON L. HELLMUTH, ANSBACH

KLEINE MITTEILUNGEN

M'

VEREINE

IÜNCHEN. Ein ausserordentlicher Delegierten-
tag des Verbandes deutscher Kunstgewerbe-
vereine wurde am 3. Februar in München
abgehalten, zwecks Beratung über die Beteiligung des
deutschen Kunstgewerbes an der Weltausstellung
St. Louis 1904. Vertreten waren die Vereine Chem-
nitz, Leipzig und Halle (Direktor Graul), Hannover
(Walheinecke und Architekt O. Luer), Karlsruhe (Di-
rektor Hoffacker), Magdeburg (Direktor Volbehr),
Stuttgart (P. Bruckmann, Professor Krüger), Dresden
(Architekt Lossow, Professor Gross), Kaiserslautern
(Direktor Moser), München (Professor v. Thiersch,
Merk, Professor Gmelin, Dr. Emmerich) und der
Fach verband für die wirtschaftlichen Interessen des
Kunstgewerbes (Hirschwald). Fünf Vereine hatten
sich wegen Nichterscheinens eines Vertreters entschul-
digt, andere aber, wie Berlin, die ergangene Einladung
gar nicht beantwortet. Professor v. Thiersch wurde
zum I. Vorsitzenden, Hofjuwelier Merk zum II. Vor-
sitzenden, Professor Gmelin und Direktor Graul zu
Schriftführern gewählt. — Professor v. Thiersch be-
richtete zunächst über allgemeine Verbandsangelegen-
heiten, insbesondere die letztjährige Turiner Aus-
stellung und gedachte vor allem der für 1904 von
München geplanten Kunstgewerbeausstellung. Die

Schwierigkeiten, die sich der Lösung dieser Frage
entgegenstellten, insbesondere was den Raum für die
Ausstellung betrifft — es ist jetzt das im Bau be-
griffene Armeemuseum für die Ausstellung in Aus-
sicht genommen — würden wohl in allernächster
Zeit behoben werden. Die Ausstellung finde unter
allen L'mständen statt, ob aber nur im Rahmen einer
lokalen oder dem einer deutsch-nationalen Ausstellung,
darüber konnte zur Zeit näheres noch nicht mitgeteilt
werden. Jedenfalls glaube man aber in München,
dass eine Kollission der Interessen für München und
die Weltausstellung in St. Louis nicht bestünden,
und dass es sehr wohl möglich sei, gegebenen Falls
beide Ausstellungen würdig zu beschicken. Über
das finanzielle Ergebnis der Turiner Ausstellung be-
richtete Herr Hofjuwelier Merk. Die Ausstellung
weist mit einem Etat von 143000 M. bei 256 deut-
schen Ausstellern ein Defizit von 62500 M. auf. Aus
den vom Reiche und den einzelnen Bundesstaaten
gewährten Mitteln wurden insbesondere die Trans-
port-, Versicherungs- und Bewachungskosten bestritten.
Zur Tilgung des Defizits will das Reich einen Teil
beitragen, sofern auch die Bundesstaaten entsprechende
Beträge zuschiessen. Bayern hat bereits dies zugesagt,
und es steht zu hoffen, dass auch die anderen Bundes-
staaten zu einer Nachbewilligung entsprechender
Mittel sich bereit finden lassen.
 
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