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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 14.1903

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Plehn, Anna L.: Erste internationale Ausstellung für moderne dekorative Kunst in Turin
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https://doi.org/10.11588/diglit.4359#0024

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i6 ERSTE INTERNATIONALE AUSSTELLUNO FÜR MODERNE DEKORATIVE KUNST IN TURIN

Ziergläsern zwischen zwei farblosen Deckschichten
legen. Daneben bekommt man an den amerikanischen
Gefässen immer häufiger die künstlich getrübten Glas-
flüsse zu sehen, welche einen ganz fremden Material-
charakter vertreten. Solche Vasen erinnern entweder
an Steinzeug oder auch an feine, japanische Lack-
malereien, besonders wenn die Farben der Ornamente
diesen Glauben unterstützen. So wenn auf einem
schwärzlichen Grunde ein golden und rot geflammtes
Streifenmuster steht.

Die Fensterverglasungen, welche in Europa und
besonders in Deutschland vorzugsweise als Bild im
Plakatstil behandelt zu werden pflegen, oder doch so,
dass bestimmte Ornamentformen sich klar dem Auge
darstellen, sind in den bezeichnendsten Beispielen der
Tiffany-Werkstätten auf rein koloristische Effekte be-
rechnet, in denen das Motiv, welches die Anordnung
der verschiedenen Glasstücke bestimmte, fast ganz
zurück tritt. Die
eng zusammenge-
drängten Verblei-
ungen, die vielfach
wechselnden Far-
bcnnuancen und
die Vorherrschaft
der Zufallswirkun-
gen im Opalescent-
glas beschäftigen
die Augen, so dass
diese nach der
gegenständlichen
Bedeutung solches
Schimmerns nicht
fragen. Und wenn
es schon bei der
lichtdurchschiene-
nen Verglasung,
die doch alle Ab-
sichten leichter ver-
rät, auf solch Ver-
steckenspiel hin-
auskommt, so muss
das vollends ge-
schehen, wenn das
Material nicht dem
Licht entgegen,
sondern vor einem
dunklen Hinter-
grund angebracht
wird, so dass die
Helle nur von einer
Seite über seine
Flächegleiten kann.
Hier offenbaren
sich neue dumpfe,
aber fesselnde Far-

JUBILAUM-KUNST-

AUSSTELLUNQ
KARLSRUHE 1902

benreize, die für Einlagen in Wandverkleidungen
verwendet werden können, wo sie sich wesentlich
von den ganz offen daliegenden klaren Form- und
Farbenwirkungen einer Kachelbekleidung unterschei-
den.

Auch in Gestalt von Email kann die Glasmasse
nach beiden Richtungen ausgenutzt werden. Als
lichtfangendes und funkelndes Material oder als opake,
farbige Masse. Das durchsichtige Email, welches das
Prinzip der Mosaikverglasung auf Gefässformen über-
tragen zeigt, bedient sich gemäss dem kleineren Mass-
stab als Bindemittel der feinen Goldeinfassung statt
der Verbleiung. So viel ich beobachtete, ist der
Franzose Feuillätre der einzige, der diesmal diese
schwierige Technik repräsentiert. Er begnügt sich nicht
mit den einfach regelmässigen Mustern aus durch-
sichtigen Glasstücken, die in Goldzellen eingefangen,
eine gleichmässig starke Gefässwandung herstellen.

Er gab eine Probe
von einer impres-
sionistisch mit ver-
schiedenen Mate-
rialstärken spielen-
den Zusammen-
setzung farbiger
Glasflüsse, die als
gerundete Schalen-
form Fisch körper
durch Wellen glei-
tend darstellen.
Seetangformen um-
geben kranzförmig
als vergoldete Me-
tallfassung das
Ziergefäss. Eine
Probe von stumpf-
wirkendem Zellen-
schmelz auf der
oberen Wölbung

eines grossen
Bronzekübels gab
George de teure
und er hat dadurch
dem Material einen
erhöhten Schmuck-
wert gegeben, dass
er es nur auf die
eine Zone des Ge-
fässes beschränkte.
Hier liegt die far-
bige Fläche mit
ihrer Glätte um
dasMassderEmail-
stärke erhaben
über der stumpfen,
bräunlichen Wand

FLIESENBILD

VON PROFESSOR

MAX LÄUOER
 
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