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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 14.1903

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Plehn, Anna L.: Das Kunsthandwerk auf der Ausstellung in Düsseldorf 1902
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https://doi.org/10.11588/diglit.4359#0039

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DAS KUNSTHANDWERK AUF DER AUSSTELLUNO IN DÜSSELDORF igo2

31

form im Ornament nicht verleiden, wenn die Beispiele
von rein geometrisch linearer Behandlung des Deko-
rativen noch so ostentativ auftreten.

Schliesslich ist auch diese grundsätzliche Enthalt-
samkeit, selbst wenn sie zuweilen über das Ziel hinaus-
schiesst, für vorübergehenden Gebrauch nicht ohne
Vorteil. Sie kann die Aufmerksamkeit um so nach-
drücklicher auf den Gesamtaufbau des Möbels und
auf die Fragen der Konstruktion hinlenken. Je weniger
Ornament überhaupt und je anspruchsloser dieses
behandelt wird, desto mehr unterliegt das wesentlichste
des Gerätes der Prüfung des Beschauers. Es kann
nichts verhüllt und nichts fälschlich vorgespiegelt
werden. Der Künstler selbst wird sich über jeden
Kontur und jedes Konstruktionsdetail doppelt klar
werden müssen, wenn sie von Anfang bis Ende nackt
vor seinen Augen stehen bleiben.

So hat denn thatsächlich der Entschluss zur Ein-
fachheit manche von den Wiener Kunsthandwerkern
zu einer höchst bemerkenswerten Feinfühligkeit der
Verhältnisse geführt. Das nimmt für diese sich so
anspruchslos darstellenden Kastenschränke ein, an denen
nur hier oder da eine abschliessende Kante leise ab-
gerundet, eine Thüre vorsichtig nach vorne aus-
geschweift ist, während sie sonst streng das Prinzip
der Geradlinigkeit und des rechten Winkels befolgen.
Nicht alle, die heute bei solchen Entschlüssen ange-
langt sind, haben diese Entwicklung von Anfang an
erwarten lassen. Professor Joseph Hoff mann hat früher
einmal im Umbauen eines Sitzmöbels mit Thronhimmel
und Bordfächern ziemlich das Äusserste geleistet, was

in dieser Richtung überhaupt vorstellbar ist. Jetzt
entwarf er die Raumgestaltung dreier von den Zim-
mern, mit denen die Wiener Secession sich in Düssel-
dorf einführte. Er hat aus ihnen keine Wohnräume
gemacht — das ist entschieden im voraus zu be-
tonen. Nicht nur der Saal, in welchem einige be-
vorzugte Gemälde ausgestellt worden sind, auch die
beiden kleineren Räume, in denen einige Möbelstücke
und allerlei Gebrauchs- und Ziergeräte ihren Platz
fanden, haben weissen, grobkörnigen Verputz erhalten.
Kacheleinlagen und farbiger Anstrich, für den Mittel-
raum auch etwas Ornamentmalerei, dienen als Zierde.
Sie sind zu geradlinigen Streifen entweder dem Fuss-
boden entlang oder der Decke beziehungsweise den
Zimmerecken parallel angeordnet. In dem einen Ge-
mach entsprechen dem dunkelblauen Fussstreifen der
Wand glasierte, gleichfarbige Kacheln, die zu quadrat-
förmigen Flecken an jeder der oberen Wandecken
eingelassen wurden. In einem anderen Raum haben
die keramischen Ziereinlagen die Form von Schmetter-
lingen und Skarabäen, welche in regelmässigen Ab-
ständen voneinander sich als Horizontalstreifen über
die Wände ziehen. In dem Gemäldesaal ist eine eben
so einfache Ornamentation durch die Inschrift (Verein
bildender Künstler Österreichs, Secession Wien) erzielt.
Auf der rauhgeputzten Wand stehen als Fries die
Buchstaben in dem gleichen Weiss, aber mit etwas
erhöhter und glatter Oberfläche. Diese Unterschiede,
welche Licht und Schatten auf dem Weiss bestimmt
verteilen, genügen sowohl für die Lesbarkeit wie auch
dazu, ein Ornament Ton in Ton darzustellen. Dem

AUSSTELLUNG
TURIN 1902,
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SCHRANK,

ENTWORFEN

VON ERICH

KLEINHEMPEL,

DRESDEN



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