Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 14.1903

DOI Artikel:
Leisching, Julius: Zur Frage der Wanderausstellungen
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.4359#0056

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
48

ZUR FRAGE DER WANDERAUSSTELLUNGEN

AUSSTELLUNG TURIN 1902,

THÜR IN XYLECTYPOM AUS DEM SPEISEZIMMER VON

GEORG SCHÜTTLE, STUTTGART, ENTWORFEN VON

H. E. v. BERLEPSCH-VALENDAS, MÜNCHEN

Veranstaltungen zuwege bringen würde. Als ebenso
selbstverständlich galt es, dass jedem Verbands-
inuseum seine bisherige Aktionsfreiheit vollauf gewahrt
bleiben müsse. Der jährlich neu zu wählende Ver-
bandsvorort (das Mährische Gewerbemuseum in Brunn
ist hierzu soeben zum drittenmale erkoren wor-
den) bedeutet nicht mehr als eine Art Informations-
stelle, welche durch regen Briefwechsel alle Museen
über gemeinsame Angelegenheiten im Laufenden er-
hält, die gemeinsamen Ausstellungen durch Gewinnung
von Ausstellern zu stände bringt, den Turnus vor-
schlägt, seine Einhaltung überwacht und so eigentlich
nur das Sprachrohr gemeinsamer Wünsche bildet.

Werden dadurch jedem einzelnen Museum auch
nicht alle Arbeiten abgenommen, so stellt sich wie
bei aller Arbeitsteilung doch in vieler Hinsicht mannig-
facher Gewinn heraus. Die vom Verkehr weniger
berührten Orte erhalten willkommene Anregungen,
den grösseren Anstalten werden die immer unwill-
kommenen Auslagen verringert, allen die Mühe des
Zusammentrommeins der Aussteller, oft auch die Qual

der Zollbehandlung vereinfacht. Nur verein-
facht, denn der aufreibende Verkehr mit den
Zollbehörden trifft jeweilig jenes Museum,
welches die Reihenfolge eröffnet. Und keiner
Anstalt ist das Recht geraubt, die Verbands-
ausstellung nach eigenem Gutdünken zu er-
weitern oder zu beschränken, während der-
jenigen, welche im Turnus den Beschluss
bildet, die Arbeit der Auflösung und Rück-
sendung an die einzelnen Aussteller nicht
erspart bleiben kann. Thatsächlicher Vorteil
liegt aber doch auf der Hand. Denn an
Frachtkosten trägt jedes Museum nur die ein-
maligen Auslagen zwischen seinem Ort und
dem seines Vorgängers, während die Rück-
fracht an die Aussteller von allen am Turnus
teilnehmenden Anstalten gemeinsam getragen
wird. Der materielle Gewinn beschränkt sich
also nicht bloss auf Ersparnisse an Schreiberei
und Post, sondern betrifft insbesondere auch
die viel schwerer ins Gewicht fallenden Fracht-
kosten. Schon deshalb erschien es im gegen-
seitigen Interesse von vornherein geboten,
thunlichst viele Museen für den Gedanken zu
gewinnen, um die räumlichen Entfernungen
möglichst zu verringern. Die schwierigste
Aufgabe des Vorortes ist es dabei, unter sorg-
lichster Beobachtung aller Sonderwünsche
namentlich betreffs des Zeitpunktes doch die
Sendungen nicht kreuz und quer durch die
Länder zu jagen, sondern immer die kürzesten
Wege marschieren zu lassen. Wenn man be-
denkt, dass für viele Städte die Sommermonate
ganz ungeeignet, für andere durch satzungs-
gemässe Entlehnung der Ausstellungssäle an
Kunst- und Kunstgewerbevereine die Vorfüh-
rungsfristen genau vorgezeichnete sind, so lässt
sich die unleugbare Schwierigkeit ermessen,
welche schon rein äusserlich aus derartiger
Gemeinsamkeit erwächst. Schon die Ehe zu
zweien erlegt jedem Teile gewisse Selbstbeherrschung
auf nun gar eine solche zu zehn und fünfzehn

hängt in ihrem Gelingen einzig und allein vom guten
Willen und der Einsicht aller Teile ab.

Manche Museumsdirektoren, im Deutschen Reiche
vorderhand wohl die Mehrzahl, stehen deshalb diesem
Gedanken zweifelnd, wo nicht völlig ablehnend
gegenüber. Eines schickt sich auch gewiss nicht für
alle. Der Legion aufstrebender, mit reichen Mitteln
versehener Kunstgewerbemuseen Deutschlands steht
indes eine verhältnismässig kleine und nicht ausreichend
dotierte Zahl in Österreich gegenüber, die Aufgaben
hier und dort werden also nicht immer gleichzeitig
dieselben sein.

Überdies erwächst den österreichischen Museen
schon aus ihrer innigen Verbindung mit den staat-
lichen und Landesfachschulen die Verpflichtung eines
regen Wechsels in den Veranstaltungen und that-
kräftiger Teilnahme am Gewerbeleben. Das Sammeln
und sorgliche Erhalten alter wertvoller Kunstschätze,
an sich eine der wichtigsten Aufgaben jedes Kunst-
 
Annotationen