DIE JUBILÄUMS-AUSSTELLUNG DES VEREINS EUR DEUTSCHES KUNSTGEWERBE 6g7
ZIMMER, ENTWURF VON ARCHITEKT SALZMANN JR., TISCHLERARBEITEN VON BLANKEN-
BURO & SCHNABEL, WANDBILD IN APPLIKATIONSSTICKEREI VON MALER A. ECKHARDT, BERLIN
Die in unmittelbarstem Zusammenhang mit der
Architektur arbeitenden »monumentalsten« Berliner
Kunstindustrien, Steinskulptur, Stuckplastik, Mosaik
und Wandmalerei, haben bei dieser Gelegenheit
überall Anerkennenswertes geleistet.
Die künstlerische Einheitlichkeit schon dieses wand-
festen« Ganzen aber bleibt der Ruhm Grenander's.
Die Ausstellungskunst haben wir in den letzten
Jahren in internationaler und lokaler Schulung von
Grund auf neu erlernt. Paris, München, Dresden,
Wien, Darmstadt boten ihr Vorbilder in Fülle, von
denen diesmal am meisten wohl Wien nachwirkt.
Trotzdem wahrt Grenander's Leistung ihre Eigenart.
Durch seine Thätigkeit für die dekorative Gestaltung
der Berliner Hochbahn ist sie bereits zur allseitigen
Schätzung gelangt. Sie wurzelt vollständig in der
Gegenwart. Grenander rechnet zielbewusst mit allen
Werten neuzeitlicher Technik — nicht nur mit ihren
materiellen, sondern auch mit ihren ästhetischen, die
aus den Kraftlinien metallischen Gefüges fliessen. Es
ist nicht zufällig, dass er gerade in den eisernen
Trägern, Gittern und Thoren der Hochbahn sein
Bestes gab. Die überlieferte Sprache der am Stein
allein entwickelten Baustile meidet er fast geflissent-
lich. Aber auch von der heute nur allzu mächtigen
Originalitätswut hält er sich fern. Stets hat man die
Empfindung, dass seine Formen nicht aus äusser-
lichen Erwägungen, sondern aus einer künstlerischen
Notwendigkeit persönlicher Art stammen. Und diese
hat überall einen Zug ins Energische, Männliche —
ein willkommener Widerspruch gegen die Ober-
herrschaft der »müden Linie. Um so mehr ist es
anzuerkennen, dass er trotzdem nirgends derb und
absichtlich primitiv wird, sondern überall taktvoll
bleibt.
Das gilt für alle Teile der Ausstellungskunst, in
denen er persönlich zu Wort kommt. Es gilt in
besonders bezeichnendem Grad aber für seine eigenen
Ausstellungsstücke. Auch dort fehlen die traditionellen,
rein architektonischen Formen. Weder der von ihm
entworfene Ständer für die Ehrengabe an den Reichs-
kommissar der Pariser Weltausstellung, Geheimen
Oberregierungsrat Dr. Richter, noch die Vitrine für
Gläser und kostbare Kleinkunst, oder der hochlehnige,
einem schweren Flügel angepasste Sitz, noch endlich
die in Wandbreite durchgeführte Verkleidung einer
Centralheizung, haben Säulen, Pfeiler oder Gesimse.
Alles ist nur auf Linier.-, Flächen- und Farbenwirkung
ZIMMER, ENTWURF VON ARCHITEKT SALZMANN JR., TISCHLERARBEITEN VON BLANKEN-
BURO & SCHNABEL, WANDBILD IN APPLIKATIONSSTICKEREI VON MALER A. ECKHARDT, BERLIN
Die in unmittelbarstem Zusammenhang mit der
Architektur arbeitenden »monumentalsten« Berliner
Kunstindustrien, Steinskulptur, Stuckplastik, Mosaik
und Wandmalerei, haben bei dieser Gelegenheit
überall Anerkennenswertes geleistet.
Die künstlerische Einheitlichkeit schon dieses wand-
festen« Ganzen aber bleibt der Ruhm Grenander's.
Die Ausstellungskunst haben wir in den letzten
Jahren in internationaler und lokaler Schulung von
Grund auf neu erlernt. Paris, München, Dresden,
Wien, Darmstadt boten ihr Vorbilder in Fülle, von
denen diesmal am meisten wohl Wien nachwirkt.
Trotzdem wahrt Grenander's Leistung ihre Eigenart.
Durch seine Thätigkeit für die dekorative Gestaltung
der Berliner Hochbahn ist sie bereits zur allseitigen
Schätzung gelangt. Sie wurzelt vollständig in der
Gegenwart. Grenander rechnet zielbewusst mit allen
Werten neuzeitlicher Technik — nicht nur mit ihren
materiellen, sondern auch mit ihren ästhetischen, die
aus den Kraftlinien metallischen Gefüges fliessen. Es
ist nicht zufällig, dass er gerade in den eisernen
Trägern, Gittern und Thoren der Hochbahn sein
Bestes gab. Die überlieferte Sprache der am Stein
allein entwickelten Baustile meidet er fast geflissent-
lich. Aber auch von der heute nur allzu mächtigen
Originalitätswut hält er sich fern. Stets hat man die
Empfindung, dass seine Formen nicht aus äusser-
lichen Erwägungen, sondern aus einer künstlerischen
Notwendigkeit persönlicher Art stammen. Und diese
hat überall einen Zug ins Energische, Männliche —
ein willkommener Widerspruch gegen die Ober-
herrschaft der »müden Linie. Um so mehr ist es
anzuerkennen, dass er trotzdem nirgends derb und
absichtlich primitiv wird, sondern überall taktvoll
bleibt.
Das gilt für alle Teile der Ausstellungskunst, in
denen er persönlich zu Wort kommt. Es gilt in
besonders bezeichnendem Grad aber für seine eigenen
Ausstellungsstücke. Auch dort fehlen die traditionellen,
rein architektonischen Formen. Weder der von ihm
entworfene Ständer für die Ehrengabe an den Reichs-
kommissar der Pariser Weltausstellung, Geheimen
Oberregierungsrat Dr. Richter, noch die Vitrine für
Gläser und kostbare Kleinkunst, oder der hochlehnige,
einem schweren Flügel angepasste Sitz, noch endlich
die in Wandbreite durchgeführte Verkleidung einer
Centralheizung, haben Säulen, Pfeiler oder Gesimse.
Alles ist nur auf Linier.-, Flächen- und Farbenwirkung