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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 14.1903

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Meyer, Alfred G.: Die Jubiläums-Ausstellung des Vereins für deutsches Kunstgewerbe in Berlin, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4359#0093

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KOPFSTÜCK VON K. WÖRNER, LEIPZIG

DIE JUBILÄUMS-AUSSTELLUNG DES VEREINS FÜR
DEUTSCHES KUNSTGEWERBE IN BERLIN

Von Prof. Dr. Alfred O. Meyer
(Schluss)

AUF der koloristischen Wirkung beruht der Haupt-
reiz auch bei vielen anderen Ausstellungsstücken,
und die Mehrzahl von ihnen bestätigt die Vorliebe
für feine Farbennüancen. Die Tapeten der bekannten
Firmen Lieck & Heider und Ad. Burchardt bieten durch-
weg zarte Töne und Muster. Sie lassen dadurch die
Buntheit der benachbarten, mit Nähmaschinen-Sticke-
reien ausgestatteten Zimmernische freilich um so greller
empfinden. (Entwürfe: Ferdinand Eppler; Ausführung
im Atelier von Fräulein Lina Pauly.) Technisch sind
diese Buntstickereien übrigens — gleich den spitzenartig
durchbrochenen Fenstervorhängen und Deckchen —
von staunenswerter Vollendung. Der sog. »Grainier-
oder Moosstich erzielt Effekte, bei denen die
Maschine mit der Handfertigkeit der Japaner wett-
eifert. Schade, dass die Farben diesen Vergleich so
wenig vertragen! — Sonst sind fast alle anderen
Textilarbeiten gerade in der Koloristik besonders
glücklich: an erster Stelle die Vorhänge und Kissen
von Frau Margarete Berger, deren Aufnäharbeit das
Blau der Kornblume mit Wiesengrün und Mattgelb
kombiniert. Die Zeichnung dafür verwertet Schilf-
und Moosgebilde in der Art M. Läuger's. Einzelne
Kissen zeigen, dass Frau Berger den gleichen Farben-
sinn auch bei delikatestem Orundton zu wahren ver-
mag. Noch duftiger ist die Farbe in Schmuz-Baudiss'
Keramik. Auch als Künstler der Berliner König-

Kunstgewerbeblatt. N. F. XIV. H. 5

liehen Porzellanmanufaktur bleibt er noch in den
Bahnen der dänischen Vorbilder. Die Formen und
hauchartig zarten Farben seiner in Unterglasurmalerei
dekorierten Gefässe sind vorerst nur eine dem Berliner
Material angepasste Variante seiner früher von
Swaine & Co. ausgeführten Stücke. In wärmeren
Farbenkontrasten bringt er moosartige Flachornamente
in den Intarsien einiger Möbel zur Geltung.

Innerhalb der koloristischen Leistungen dürfen
hier auch die schon viel besprochenen Kostüme ge-
nannt werden, welche Hermann Gerson und Fräulein
P. A. Winker ausstellen. Der Maler Alfred Mohr-
butter hat sie entworfen, und die »Reform , die sie
bringen, ist vielleicht weniger als Form- denn als
Farbenwert zukunftsvoll. Auch hier steht raffinierte
Technik im Dienst eines erlesenen Geschmackes,
ähnlich wie bei den Kissen und Täschchen Kimbels.

Die Farbenkunst der Glasmalerei, die im Raum
für kirchliche Kunst< beim Hergebrachten bleibt, ge-
winnt in den kleinen figürlichen Genrescenen mo-
dernen Lebens von Adolf Eckhardt (ausgeführt von
Gebr. Liebert, Dresden) eine wenigstens in Berlin neue
Kraft. Beachtenswert sind in ähnlichem Sinn auch
die fein stilisierten farbigen Entwürfe zu Wandteppichen
»Die Tageszeiten« von Heinrich Wieynk-StegWtz.

Sütterlin's Bucheinbände (W. Collin) wahren ihren
guten Ruf.

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