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MODERNE KÜNSTEMAILLIERUNG
TEIL AUS DEM SPEISEZIMMER VON R. OREANS,
KARLSRUHE (S. S. 106 U. 107)
mit einem hölzernen Schlägel auf den Stössel. Dann
giesst man das Wasser soweit ab, dass die Emaille
eben noch gesättigt ist und zerreibt diese mit dem
Stössel zu dem feinsten, gleichmässigen Pulver. Ist
dieses noch durch wiederholtes, sorgfältiges Schlem-
men durch reines Wasser vollständig gereinigt, so ist
es zum Auftragen auf den Metallgrund fertig.
Die Zubereitung des Metallgrundes ist verschieden,
je nach der angewendeten Emailtechnik. Es soll zu-
nächst das Grubenemail hier beschrieben werden
(Email champleve); dann das Reliefemail (Email bass-
teaille), dann das Zellenemail (Email cloisonne)und zum
Schluss das Emaillieren von plastischen Gegenständen
und das Fensteremail (Email ä jour).
Die Bezeichnung champleve setzt sich zusammen
aus den zwei Worten »champ« das Feld, und »leve«
ausgehoben. Das Charakteristikum für diese Technik
sind also die für die Farben aus dem Metall ausge-
hobenen Felder, zwischen denen die trennenden Metall-
stege stehen bleiben. Diese ausgehobenen Felder
werden mit Email derart ausgefüllt, dass die Arbeit
eine ebene Oberfläche erhält. Für die Bearbeitung
des Metalles wird das Arbeitsstück aufgekittet mit
dem bekannten Treibpech, einer Mischung von
zwei Teilen Pech, sechs Teilen Gips und einem Teile
Talg. Für umfangreiche Arbeiten braucht man ein
entsprechend grosses Brett, für kleine Stücke trägt
man den Kitt auf das Ende eines Holzstabes auf.
Die Felder können auf zweierlei Weise ausgehoben
werden. Bei grossen Stücken arbeitet man mit einem
Treibhammer und langen Stahlmeisseln; bei kleinen
Arbeiten hebt man das Metall mit dem in der rechten
Hand gehaltenen Stichel aus. Auch die Ätzung kann
hierbei zu Hilfe genommen werden: Man überzieht
den Metallgrund mit sogenannten schwarzem Wachs,
trägt auf diesem die Zeichnung auf und hebt die zu
emaillierenden Flächen mit einer Nadel oder der-
gleichen heraus. Durch Übergiessen mit verdünntem
Königswasser werden die Vertiefungen scharf und
genau eingeätzt. — Die Zeichnung wird auf dem
Metall entweder mittelst eines Bleistiftes hergestellt,
oder aber vermittelst Pauspapier übertragen und mit
dem Fadenstichel nachgezogen, wodurch man eine
haarfeine, äusserst exakte Vorzeichnung erhält. Diese
Linien werden mit einem Flachstichel tiefer einge-
schnitten, bis zu einem halben oder einem ganzen
Millimeter Tiefe, je nach der Härte der verwendeten
Farbe, und dann der Grund ausgehoben. Für trans-
parente Farben auf Silber- oder Goldgrund muss das
Metall um so tiefer ausgehoben werden, je satter die
Farbe erscheinen soll. Im allgemeinen wird ein
Drittel der Metallstärke ausgehoben werden, eine Tiefe
von einem Millimeter jedenfalls nicht überschritten
werden dürfen. Sonst würde die Emaille zu dick
aufliegen und abspringen. Der ausgehobene Grund,
dessen Oberfläche unbedingt gleichmässig sein muss,
wird nun, je nach der beabsichtigten Emaillierung
noch guillochiert, resp. graviert oder glatt gelassen.
Ist das Arbeitsstück von der Kittunterlage entfernt
und gereinigt, so wird es wiederholt geglüht und ab-
gekocht; darauf wird es massig erwärmt, um das
Metall vollständig zu entfetten, worauf man sofort,
um ein Oxydieren zu verhindern, mit dem Auftragen
der Emaille und dem Einbrennen beginnt. Das »Be-
tragen« des Arbeitsstückes mit Emaille geschieht ver-
mittelst verschiedenartiger Emaillierstifte. — Das Ein-
brennen der Emaille, — das »Passieren«, wie der
technische Ausdruck lautet, — erfolgt in einem, mit
einer Muffel ausgestatteten Schmelzofen. Dieser steht
zweckmässig in einem Räume, welcher verdunkelt
werden kann oder dunkel ist, da dieses für die Be-
obachtung des Schmelzprozesses wichtig ist.
Zum Schmelzen des Emails hat ein Gasofen grosse
MODERNE KÜNSTEMAILLIERUNG
TEIL AUS DEM SPEISEZIMMER VON R. OREANS,
KARLSRUHE (S. S. 106 U. 107)
mit einem hölzernen Schlägel auf den Stössel. Dann
giesst man das Wasser soweit ab, dass die Emaille
eben noch gesättigt ist und zerreibt diese mit dem
Stössel zu dem feinsten, gleichmässigen Pulver. Ist
dieses noch durch wiederholtes, sorgfältiges Schlem-
men durch reines Wasser vollständig gereinigt, so ist
es zum Auftragen auf den Metallgrund fertig.
Die Zubereitung des Metallgrundes ist verschieden,
je nach der angewendeten Emailtechnik. Es soll zu-
nächst das Grubenemail hier beschrieben werden
(Email champleve); dann das Reliefemail (Email bass-
teaille), dann das Zellenemail (Email cloisonne)und zum
Schluss das Emaillieren von plastischen Gegenständen
und das Fensteremail (Email ä jour).
Die Bezeichnung champleve setzt sich zusammen
aus den zwei Worten »champ« das Feld, und »leve«
ausgehoben. Das Charakteristikum für diese Technik
sind also die für die Farben aus dem Metall ausge-
hobenen Felder, zwischen denen die trennenden Metall-
stege stehen bleiben. Diese ausgehobenen Felder
werden mit Email derart ausgefüllt, dass die Arbeit
eine ebene Oberfläche erhält. Für die Bearbeitung
des Metalles wird das Arbeitsstück aufgekittet mit
dem bekannten Treibpech, einer Mischung von
zwei Teilen Pech, sechs Teilen Gips und einem Teile
Talg. Für umfangreiche Arbeiten braucht man ein
entsprechend grosses Brett, für kleine Stücke trägt
man den Kitt auf das Ende eines Holzstabes auf.
Die Felder können auf zweierlei Weise ausgehoben
werden. Bei grossen Stücken arbeitet man mit einem
Treibhammer und langen Stahlmeisseln; bei kleinen
Arbeiten hebt man das Metall mit dem in der rechten
Hand gehaltenen Stichel aus. Auch die Ätzung kann
hierbei zu Hilfe genommen werden: Man überzieht
den Metallgrund mit sogenannten schwarzem Wachs,
trägt auf diesem die Zeichnung auf und hebt die zu
emaillierenden Flächen mit einer Nadel oder der-
gleichen heraus. Durch Übergiessen mit verdünntem
Königswasser werden die Vertiefungen scharf und
genau eingeätzt. — Die Zeichnung wird auf dem
Metall entweder mittelst eines Bleistiftes hergestellt,
oder aber vermittelst Pauspapier übertragen und mit
dem Fadenstichel nachgezogen, wodurch man eine
haarfeine, äusserst exakte Vorzeichnung erhält. Diese
Linien werden mit einem Flachstichel tiefer einge-
schnitten, bis zu einem halben oder einem ganzen
Millimeter Tiefe, je nach der Härte der verwendeten
Farbe, und dann der Grund ausgehoben. Für trans-
parente Farben auf Silber- oder Goldgrund muss das
Metall um so tiefer ausgehoben werden, je satter die
Farbe erscheinen soll. Im allgemeinen wird ein
Drittel der Metallstärke ausgehoben werden, eine Tiefe
von einem Millimeter jedenfalls nicht überschritten
werden dürfen. Sonst würde die Emaille zu dick
aufliegen und abspringen. Der ausgehobene Grund,
dessen Oberfläche unbedingt gleichmässig sein muss,
wird nun, je nach der beabsichtigten Emaillierung
noch guillochiert, resp. graviert oder glatt gelassen.
Ist das Arbeitsstück von der Kittunterlage entfernt
und gereinigt, so wird es wiederholt geglüht und ab-
gekocht; darauf wird es massig erwärmt, um das
Metall vollständig zu entfetten, worauf man sofort,
um ein Oxydieren zu verhindern, mit dem Auftragen
der Emaille und dem Einbrennen beginnt. Das »Be-
tragen« des Arbeitsstückes mit Emaille geschieht ver-
mittelst verschiedenartiger Emaillierstifte. — Das Ein-
brennen der Emaille, — das »Passieren«, wie der
technische Ausdruck lautet, — erfolgt in einem, mit
einer Muffel ausgestatteten Schmelzofen. Dieser steht
zweckmässig in einem Räume, welcher verdunkelt
werden kann oder dunkel ist, da dieses für die Be-
obachtung des Schmelzprozesses wichtig ist.
Zum Schmelzen des Emails hat ein Gasofen grosse