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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 14.1903

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Kurzwelly, Albrecht: "Die Pflanze in ihrer dekorativen Verwertung": Ausstellung im Leipziger Kunstgewerbemuseum
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https://doi.org/10.11588/diglit.4359#0146

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136

DIE PFLANZE IN IHRER DEKORATIVEN VERWERTUNG

STUDIE IN AQURELLIERTER
FEDERZEICHNUNO VON
FRAU KÄTHE ROMAN-FOERSTERLINO
IN KARLSRUHE

währt allenthalben einen feinen und durchaus persön-
lichen Geschmack.

Mit Entwürfen machen neben ihr den stärksten
Eindruck Erich Kleinhempel in Dresden und Paul
Bürck, der seine Kraft jetzt in den Dienst der Magde-
burger Kunstgewerbeschule gestellt hat. Seine mannig-
fachen Entwürfe für Titelblätter, Randleisten und
Umrahmungen, Vorsatzpapiere u. s. w. sind das Per-

sönlichste, Eigenartigste, was die Ausstellung an Buch-
schmuck aufzuweisen hat. Einzelne gute Titelblätter
und Vorsatzpapiere bieten auch Gertrud Hofrichter
in München, die Schöpferin des Umschlags dieser
Nummer, Max Bienert, Theodora Onasch in Charlotten-
burg, Elisabeth Beyschlag in München, Frau Roman-
Foersterling und andere. Von unseren Keramikern sind
Theo Schtnuz-Baudiss und die Brüder von Heider
mit Entwürfen vertreten, jener mit den in Deckfarben
ausgeführten Entwürfen für seine beiden bekannten
Porzellanservice, Rudolf von Heider mit hübschen
Kachelentwürfen, Hans und Fritz von Heider mit
Fliesenmustern u. a. Mit Entwürfen für Textilmuster
und Tapeten zeichnen sich besonders aus Margarethe
von Brauchitsch und Olga Schirlitz in München,
Karl Ludwig in Breslau, C. Schlotke, Georg Bötticher
in Leipzig, Margarethe Pfaff in Chemnitz und nicht
zuletzt Rudolf und Fia Wille sowie Maria von
Brocken in Berlin. Aus der grossen Zahl von aus-
geführten Textilien seien nur hervorgehoben: die ge-
stickten Decken, Kissen und Portieren von Rudolf und
Fia Wille, Agnes Fleischer und Margarethe Trautwein
in Breslau, Hedwig und Martha Endell, Martha Gölitz
in Stolberg, Otto Ubbelohde, Margarete Pfaff und
Margarete Erler in Berlin, ferner die geschmack-
vollen gestickten Fächer der letztgenannten Künstlerin
und die originellen neuartigen Nadelmalereien von
Gary Booth in Grosslichterfelde, endlich die wirkungs-
vollen durch Malerei ergänzten Applikationen von
Fritz Rentsch in Leipzig, die geschmackvollen ge-
musterten Stoffe von Julius Süssenbach und Willy
O. Dressler in Charlottenburg, sowie die gewirkten
Wandbehänge von Frau Professor Peters in Königsberg.

Neben den Studien von Berlepsch's und den Ent-
würfen Bürck's nehmen in dieser Abteilung einige
plastische Arbeiten von Professor Karl Gross, dem Leiter
der bereits erwähnten Modellierklasse der Dresdner
Kunstgewerbeschule, das stärkste Interesse in Anspruch.
Da Gross' Schaffen demnächst an dieser Stelle eine
eingehende Würdigung erfahren wird, kann ich mich
mit diesem kurzen Hinweis auf die Bedeutung seiner
Arbeiten begnügen. Er hat die Leipziger Ausstellung
mit der Bekrönung eines grossen bronzenen Kirchen-
leuchters für die Kreuzkirche in Dresden und mit
einem kleineren Altarleuchter und einigen anderen
Geräten in versilberter Bronze, sowie einigen Skizzen-
büchern beschickt.

So bietet die Leipziger Ausstellung eine Rundschau
auf dem weiten Felde ornamentalen Schaffens, wie
sie für die Gegenwart in dieser Art noch nirgends
geboten worden ist. Da sie zahlreiche Künstler und
Kunstlehrer von auswärts einer eingehenden Besich-
tigung gewürdigt haben, ist zu hoffen, dass ihre Lehren
nach der positiven wie nach der negativen Seite nicht
ungehört verhallen. Möchte sie jedenfalls dazu bei-
tragen, den Respekt vor dem ewig unveränderlichen
Wert eines ernsthaften Pflanzenstudiums zu steigern
und die Anschauung zu befestigen, dass wir den
natürlichen Boden unter den Füssen verlieren, wenn
wir das Überhandnehmen, das Verallgemeinern einer
rein abstrakten Zierweise gutheissen und fördern.
 
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