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RUDOLF MARSCHALL
siert oder vertuscht ist
auch hier nichts. Eher
könnte man in dem Bei-
werk, in dem Häubchen,
dem Spitzenkragen, den
Härchen ein Zuviel ent-
decken, wozu der reali-
stisch Schaffende immer
eher geneigt ist. Aber
gleich die Rückseite der
Medaille erfreut wieder
durch das einfach kräf-
tige, jugendliche Paar,
das Aug' in Auge, Hand
in Hand den gemein-
samen Lebensweg be-
schreitet. Namentlich
die anmutige Mädchen-
gestalt mit dem schön
geschürzten faltenrei-
chen Gewand ist dem
Auftrag des Kaisers: eine
Darstellung des »guten
Hirten« als Festgabe des
österreichischen Monar-
chen an Leo XIII. Auf
hohem Sockel von afrika-
nischem Marmorschreitet
Christus, das Lamm tra-
gend, vor der nach-
drängenden Herde über
die Weide. Die 31 cm
hohe Gestalt des Hei-
landes, wie auch die
Tierchen sind aus Gold.
Schlichtheit und Natür-
lichkeit ist auch der
Hauptreiz dieser Gruppe,
keine falsche Pose stört.
Es kommt selbst eine
Innerlichkeit des Darstel-
lungsvermögens zur Gel-
PAPSTMEDA1LLE
UND
ERZHERZOO RAINER-
MEDAILLE
VON
RUDOLF
MARSCHALL,
WIEN
Künstler prächtig ge-
lungen.
Dass viele derartige
Arbeiten desselben Schla-
ges, namentlich in ra-
scher Folge, eine Ge-
fahr für den Künstler
bilden, weiss man von
anderen Beispielen. Zu
sehr lockt da die Mache,
die leichte Sicherheit,
die besser durch andere
Aufgaben stets auf här-
tere Proben gestellt wer-
den sollte. Nun hat
in allerjüngster Zeit der
Medailleur Marschall, der
ja der Plastik nie untreu
geworden war, auch ein
grösseres Werk schaffen
dürfen, wiederum im
tung, die bei Profilbild-
nissen leicht zur Neben-
sache wird. So ganz ab-
seits von seiner sonstigen
realistischen Kunstthätig-
keit ist hier dem jungen
Meister ein Werk ge-
lungen, von dem man
nur bedauern kann, dass
es wenigen Sterblichen
bekannt werden wird.
Und doch lehrt es, dass
der Kleinplastik noch
grosse Aufgaben harren,
und es wäre nur zu
wünschen, dass gerade
der Medailleur sich sol-
chen stärkenden Arbeiten
nie ganz entziehen möge.
JULIUS L E1SCHING
(BRUNN).
RUDOLF MARSCHALL
siert oder vertuscht ist
auch hier nichts. Eher
könnte man in dem Bei-
werk, in dem Häubchen,
dem Spitzenkragen, den
Härchen ein Zuviel ent-
decken, wozu der reali-
stisch Schaffende immer
eher geneigt ist. Aber
gleich die Rückseite der
Medaille erfreut wieder
durch das einfach kräf-
tige, jugendliche Paar,
das Aug' in Auge, Hand
in Hand den gemein-
samen Lebensweg be-
schreitet. Namentlich
die anmutige Mädchen-
gestalt mit dem schön
geschürzten faltenrei-
chen Gewand ist dem
Auftrag des Kaisers: eine
Darstellung des »guten
Hirten« als Festgabe des
österreichischen Monar-
chen an Leo XIII. Auf
hohem Sockel von afrika-
nischem Marmorschreitet
Christus, das Lamm tra-
gend, vor der nach-
drängenden Herde über
die Weide. Die 31 cm
hohe Gestalt des Hei-
landes, wie auch die
Tierchen sind aus Gold.
Schlichtheit und Natür-
lichkeit ist auch der
Hauptreiz dieser Gruppe,
keine falsche Pose stört.
Es kommt selbst eine
Innerlichkeit des Darstel-
lungsvermögens zur Gel-
PAPSTMEDA1LLE
UND
ERZHERZOO RAINER-
MEDAILLE
VON
RUDOLF
MARSCHALL,
WIEN
Künstler prächtig ge-
lungen.
Dass viele derartige
Arbeiten desselben Schla-
ges, namentlich in ra-
scher Folge, eine Ge-
fahr für den Künstler
bilden, weiss man von
anderen Beispielen. Zu
sehr lockt da die Mache,
die leichte Sicherheit,
die besser durch andere
Aufgaben stets auf här-
tere Proben gestellt wer-
den sollte. Nun hat
in allerjüngster Zeit der
Medailleur Marschall, der
ja der Plastik nie untreu
geworden war, auch ein
grösseres Werk schaffen
dürfen, wiederum im
tung, die bei Profilbild-
nissen leicht zur Neben-
sache wird. So ganz ab-
seits von seiner sonstigen
realistischen Kunstthätig-
keit ist hier dem jungen
Meister ein Werk ge-
lungen, von dem man
nur bedauern kann, dass
es wenigen Sterblichen
bekannt werden wird.
Und doch lehrt es, dass
der Kleinplastik noch
grosse Aufgaben harren,
und es wäre nur zu
wünschen, dass gerade
der Medailleur sich sol-
chen stärkenden Arbeiten
nie ganz entziehen möge.
JULIUS L E1SCHING
(BRUNN).